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Greenwashing-Vorwurf: Foodwatch kritisiert Marketing von Milchindustrie

Silly portrait of a mooing cow, laughing with mouth open, showing gums, teeth and tongue
Greenwashing im Kuhstall? Ach du Schreck!Bild: iStockphoto / Clara Bastian
Nachhaltigkeit

Foodwatch wirft Milchindustrie Greenwashing vor – und stellt Forderung

23.10.2024, 17:26
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Ein glatzköpfiger Mann in einem strahlend weißen Anzug steht auf einem Strohballen und tanzt. Das Feld im Hintergrund ist grün, die Sonne scheint. "Sing Hallemujah!", singt währenddessen eine Frau. "The milk is on the move, yeah! Milch, yeah! Moving towards the future".

Zuvor saß der Mann schon am Frühstückstisch einer Familie, im Restaurant bei einem Date, lief durch ein Fitnesstudio und an einem Späti vorbei. Das verbindende Element: Milch und Milchprodukte. Entweder war es die Milch fürs Müsli oder den Proteinshake, der Käse bei der Lasagne oder ein Ayran-Getränk.

Das Video stammt von der PR-Firma "Initiative Milch". Sie betreibt neben dem Youtube-Kanal auch Accounts auf Instagram und Tiktok. Dahinter stehen der Milchindustrie-Verband, der Deutsche Bauernverband sowie der Deutsche Raiffeisenverband.

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Ziel dieses Videos war es offenbar, vor allem junge Menschen anzusprechen und für Kuhmilch zu werben. Genau das kritisiert nun aber die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. In ihrem neuen "Milchmärchen-Report" wirft sie den Verantwortlichen Greenwashing vor.

Verbrauchertäuschung durch Werbekampagnen?

Ein Beispiel: Die Milchindustrie behaupte, dass die gesamte Tierhaltung in Deutschland nur für fünf Prozent der deutschen Emissionen verantwortlich sei. Dabei unterschlägt sie aus Sicht von Foodwatch aber die indirekten Emissionen, die beispielsweise durch den Futtermittelanbau verursacht werden.

Die Verbraucherorganisation führt zusätzlich die Emissionen aus der Produktion von Mineraldüngern, Pestiziden und Dieselverbrauch von landwirtschaftlichen Maschinen an. Wenn man all das berücksichtige, seien die Emissionen der Tierhaltung in Deutschland mehr als dreimal so hoch.

Eine weitere Falschbehauptung der Milchindustrie ist laut Foodwatch, dass die Weidehaltung Umwelt und Klima schütze. Bilder von grünen Landschaften mit grasenden Kühen seien irreführend. In Deutschland würde gerade einmal ein Drittel der Kühe auf einer Weide stehen; und das mitunter nur ein paar Monate im Jahr.

Angesichts dessen stellt Foodwatch eine radikale Forderung: Die Zahl der Milchkühe in Deutschland müsse mindestens halbiert werden. Würde man hierzulande Milch und Milchprodukte durch pflanzliche Alternativen ersetzen und frei werdende Flächen renaturieren, könne man massiv Emissionen einsparen.

"Es geht nicht darum, Milch zu verbieten. Aber wir kommen um eine Wahrheit nicht herum: Wir müssen deutlich weniger Kühe halten und deutlich weniger Milchprodukte herstellen und essen", sagt Foodwatch-Sprecherin Annemarie Botzki.

So reagieren Landwirte und Verbände auf die Vorwürfe

"Wir haben eine Nachfrage nach Milch in Deutschland, wir produzieren Milch und wir Landwirte versuchen das so klimafreundlich wie irgend möglich zu machen", sagt Timo Wessels gegenüber dem rbb. Er führt einen landwirtschaftlichen Betrieb südlich von Potsdam.

Von einer radikalen Halbierung der Milchkühe in Deutschland hält er wenig, zeigt sich aber offen für Veränderung: "Wir als Landwirte sind anpassungsfähig. Wenn das der Wunsch der Gesellschaft ist, kann ich auch Hafer und Soja anbauen, dann kann daraus Milch gemacht werden und wenn die Leute das dann kaufen und trinken, warum nicht?"

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kuhmilch ist in Deutschland in den vergangenen Jahren gesunken. Aktuell liegt er aber weiterhin um deutlich über dem von pflanzlichen Alternativen. Wessels könne sich ein kompletten Milchverzicht in den kommenden 15 Jahren hierzulande nicht vorstellen. Denn wenn am Ende Milchprodukte aus anderen Ländern importiert würden, sei das für das Klima auch keine Lösung.

Dem stimmt auch der Milchindustrie-Verband zu. Der stellt gegenüber der "Lebensmittel Zeitung" klar: "Eine Reduzierung der Anzahl der in der Landwirtschaft gehaltenen Tiere um 50 Prozent ist das falsche Ziel." Der Klimawandel sei ein Problem, das auf globaler Ebene angegangen werden müsse.

Insofern sähe man eine Abwanderung der Milchindustrie ins Ausland durch eine "Selbstbeschränkung der deutschen Industrie" kritisch. Was den CO2-Ausstoß angeht, habe die deutsche Landwirtschaft die von der Bundesregierung für 2030 vorgegebenen Sektorziele bereits dieses Jahr eingehalten.

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