"Feierabend" ist eines dieser Wörter, um die uns andere Nationen beneiden. In keiner anderen Sprache gibt es eine verbale Option, das Gefühl von Freiheit nach verrichtetet Lohnarbeit greifbar zu machen.
Ein Jammer, wenn man bedenkt, dass so auch das "Feierabendbier" ein deutsches Konzept bleibt. Bedenkt man die hiesige Leidenschaft für Flüssigbrot, ergibt es aber doch wieder Sinn, dass diese Idee gerade hier verwurzelt ist. Wie groß ist schließlich die Freude, wenn man beim Wochenendeinkauf am Freitag ein Sonderangebot für Bier sieht.
Doch gerade hier hat die deutsche Bierkultur eigentlich einen großen Haken – zumindest für die Hersteller.
Denn wie eine neue Analyse des Angebotsportals Marktguru zeigt, ist Krombacher die Marke, die in deutschen Supermärkten am zweithäufigsten zum Sonderpreis angeboten wird. Häufiger war nur der Getränkeriese Coca-Cola im Angebot.
Im Rahmen der Auswertung wurden insgesamt rund 1,83 Millionen Prospektangebote zwischen Januar 2024 und Juni 2025 untersucht. Marktguru hatte sich hierbei nicht nur die großen Supermärkte, sondern auch Getränke- und Baumärkte angeschaut.
Zwar ist die Zahl der Aktionen im Supermarkt insgesamt zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr warben die deutschen Märkte demnach mit 14 Prozent weniger Angeboten.
Auffällig war allerdings trotzdem, dass Bier ein beliebtes Angebotsprodukt bleibt. So war auch Veltins-Bier in dem untersuchten Zeitraum 639 Mal im Angebot – und damit auf Platz 3 der Auswertung. Direkt dahinter folgt mit Bitburger eine weitere Stammmarke für das stereotype Lieblingsgetränk der Deutschen.
Mit 12.353 Sonderangeboten war Bier im ersten Halbjahr 2025 allgemein die am stärksten beworbene Warengruppe. Für die Branche selbst bietet das allerdings eher Nachteile.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauerbundes, Holger Eichele, kritisierte gegenüber dem "Spiegel" die fehlende Wertschätzung für die Brauereien. In Kombination mit der sowieso sinkenden Nachfrage nach Bier seien die Hersteller großem Druck ausgesetzt.
Um auf dem Markt konkurrieren zu können und den Absatz zu steigern, setzten viele auf immer mehr Sonderangebote. Laut dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels führe das dazu, dass Verbraucher:innen nur noch zu Bier im Angebot griffen.
Zahlen belegen, dass zwei Drittel des Flaschenbiers der großen Pilsmarken nur im Angebot über das Kassenband wandern.
Auch der Brauerbund nannte den Preiskampf, der vor allem durch die vier großen Handelskonzerne vorangetrieben werde, "ruinös" für die Branche. Gerade kleine Brauereien könnten mittlerweile nur noch schwer überleben.
Erst kürzlich hatte ein junger Brauereimeister der "Frankfurter Rundschau" erklärt, dass 20 Euro für einen Kasten Bier mittlerweile ein fairer Preis wären. Die Realität in deutschen Supermärkten ist davon weit entfernt. Vielleicht lohnt es sich also beim nächsten Wochenendeinkauf, auch mal das teurere Bier der lokalen Brauerei zu kaufen. Schmeckt zum Feierabend sicher mindestens genauso gut.