Oma weiß alles. Auch, wie man an Weihnachten Geld spart und trotzdem die Familie festlich bewirtet. Besonders in diesen finanziell angespannten Monaten würde wohl jeder, der ein Festessen ausrichtet, dieses Know-How gerne besitzen, damit der fröhliche Schmaus nicht im privaten Ruin endet.
Die gute Nachricht: Es lässt sich bei der Vorbereitung, Zubereitung und Nachbereitung des Festessens jede Menge Geld sparen. Wir fassen zusammen, welche cleveren Spartipps aus der älteren Generation uns noch heute nützlich sein können und führen euch dabei Schritt für Schritt durch ein günstiges Weihnachtsdinner .
Bei Oma bleiben selten Reste übrig. Und das liegt nicht nur daran, dass sie hervorragend kocht, sondern auch an ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Portionieren.
Denn in den meisten Fällen überschätzt man die Menge pro Person völlig. Im Internet gibt es Rechner, die bei der Mengeneinschätzung von Hauptspeise und Beilage pro Gast helfen sollen, Oma macht das aber oft nach einem viel simpleren Prinzip: Mit der Hand.
Eine offene Hand ist eine Portion Fleisch/Fisch, eine weitere offene Hand ist eine Portion Nudeln/Kartoffeln/Reis und zwei offene Hände sind die Portion Gemüse, die dazu angemessen wäre. Insgesamt vier Hände voll Essen – diese Menge sollte satt machen und zudem in etwa den körperlichen Bedürfnissen des Gastes entsprechen. Das Clevere an diesem Prinzip: Auch die Mengen für Kinder lassen sich so besser einschätzen, denn Kinderhände sind schließlich entsprechend kleiner.
Steht die Menge fest, geht es um das: Was. Am günstigsten kommt man natürlich davon, wenn man zu den Familien gehört, die sich auf Kartoffelsalat und Würstchen am Heiligen Abend geeinigt haben, auch vegetarische Weihnachtsmenüs oder ein Ragout oder Gulasch (geringere Fleischmenge pro Person nötig) können die Kosten schon senken. Denn der größte Kostenpunkt ist eigentlich immer das Fleisch.
Wer aber ein klassisches Dinner auffahren will, sollte Preise vergleichen und schauen, an welchen Stellen sich ein Alternativprodukt lohnt. Wie teuer es wird, hängt maßgeblich davon ab, ob man selbst zubereitet oder Fertigprodukte kauft, beim Wochenmarkt oder Discounter shoppt. Als grobe Orientierung (Kilopreis-Vergleich von Produkten bei Edeka, Rewe und bofrost) kann jedoch festgehalten werden:
Zur Vorspeise bieten sich Suppen an, weil diese gut vorbereitet werden können und wenig Zutaten brauchen. Kartoffelsuppen und Karottensuppen sind Winter-Klassiker; in Süddeutschland ist in der älteren Generation zudem "Brotsuppe" verbreitet, die vor allem aus Brotresten, Rahm und Zwiebeln besteht und nicht nur echt günstig, sondern auch richtig lecker ist.
Weniger ist mehr gilt auch bei der Nachspeise: Vanilleeis ist ein beliebter Klassiker, aber auch schlichte Quarks können gut mit Birnen, Äpfeln, Orangen und Zimt zum Festtagsdessert veredelt werden. So bleibt aufwendiges Backen (und das Einkaufen zahlreicher Zutaten) erspart.
À propos Aufwand: Auch wenn die Läden einen derzeit mit "festlichen" und "deluxe"-Produkten wie Trüffelbutter und Cranberry-Soße verrückt machen – Oma wäre nicht auf die Angebote hereingefallen. Beim Weihnachtsessen geht es viel um Tradition: Eine butterige Kartoffel mit Rotkohl in Bratensoße sorgt oft für mehr Nostalgie als Schnickschnack. Schau dir also etwas von der großelterlichen Erfahrung ab und vertraue darauf, dass die altbekannte (und am Ende günstigere) Basis-Version oft genau das ist, was Gäste am meisten freut.
Eine gute Planung spart bares Geld, weil du in der Woche vorher Essensreste aufbewahren kannst, die du an Weihnachten brauchst. Halbe Orangen und Zitronen, älteres Brot und auch Lebkuchenreste, die als Crunch über dem Dessert oder in Lebkuchensoße (perfekt zu Braten!) köstlich sind. Wer vorausschauend plant, muss nicht so viel einkaufen.
Unsere Großeltern haben oft schon am Tag vorher alles so vorbereitet, dass sie nicht zum Heiligen Abend in Stress gerieten. Dem Menü diese Zeit zu geben führt zudem oft nicht nur zu einem besseren Geschmack, sondern ist auch günstiger. Wieso?
Wer Gemüse und Beilagen in Wasserdampf gart, also nur ein bis zwei Zentimeter Wasser in den Topf gibt und dann den Deckel drauflässt, verbraucht deutlich weniger Strom als jemand, der einen vollen Topf hochheizen muss. Übrigens können viele Speisen sogar im Bett zu Ende gekocht werden, was die Nachkriegsgeneration oft noch praktiziert. Wie das geht, haben wir schon einmal in einem anderen Artikel erklärt. Das dauert länger, ist aber gerade bei kleinen Küchen eine super Lösung, um die Herdplatte wieder frei zu machen.
Auch bei der Ofennutzung kann man sparen. Wer auf das Vorheizen verzichtet, zehn Minuten früher den Ofen ausschaltet und die Restwärme zum Garen nutzt, spart Geld und Energie. Heiß- und Umluft reduziert den Verbrauch zudem laut "ecotopten" um 25 bis 40 Prozent gegenüber Ober- und Unterhitze.
"Stell' es bitte raus" ist übrigens aus gutem Grund einer der typischen Großeltern-Sätze, die um Weihnachten herum fallen. Besonders in der kalten Jahreszeit und mit vielen Gästen im Haus ist ein Garten oder Balkon ideal für das Kaltgestellen von Getränken, Desserts und später Essensresten. So bleibt im Kühlschrank Platz für Empfindliches und der Stromverbrauch dieser Weihnachtskühlung liegt bei Null.
Du hast die Mengen gut eingeschätzt, das Dinner war ein Erfolg, aber nun blieb trotzdem der eine oder andere Rest übrig? Nicht schlimm! Wenn es eine Königsdisziplin der älteren Generation gibt, dann ist es der nachhaltige Umgang mit Essen. Lebensmittelmangel machte die deutschen Haushalte bis in die 1950er-Jahre hinein notgedrungen kreativ und so fällt Oma auch heute immer etwas ein, was man mit diesem oder jenem "Abfall" noch anstellen könnte.
Schon beim Kochen heißt es: Hebe alles auf, was du die nächsten Tage noch verwerten kannst. Das Fett der Weihnachtsgans würzt nicht nur hervorragend den Rotkohl, sondern wird ausgelassen und mit Zwiebeln zu einem herzhaften Klassiker als Brotaufstrich – dem Gänseschmalz, der übrigens sehr lange haltbar ist.
Bratenreste sind ein köstlicher Aufschnitt zum Frühstück oder Brunch. Klöße und Rosenkohl erhalten in der Bratpfanne ein zweites Leben als Mittagssnack. Gemüse- und Fischreste können mit einer Sahnesoße und Pasta am folgenden Tag ein komplettes Gericht ergeben. Und übrig gebliebene Kartoffeln schmecken – schmal geraspelt und im Ofen knusprig gebacken – zum abendlichen Sekt als Chips richtig gut.
Wer irgendwie zu viel von allem hat, kann auch einfach die Festtags-Geheimwaffe, das Raclette, aus dem Keller holen. Denn Raclette, Aufläufe und Eintöpfe sind hervorragende Optionen, um Reste aus der Küche loszuwerden und einen weiteren, schönen Abend in großer Runde zu genießen. Das typische "Restemahl" vieler Familien am zweiten Weihnachtstag passt so gut zur Stimmung, als hätte der Weihnachtsmann höchstselbst es erfunden. Aber wir ahnen natürlich – es war Oma.