Wer ein kleines Budget hat, muss zusehen, wo er auch beim Essen sparen kann. Welche simplen, aber effektiven Einkaufs-Hacks dabei helfen können, besprachen wir für watson mit Christoph Tofall von der Verbraucherzentrale NRW.
Der eine hortet Familienpackungen und der andere kann ohne den Coffee-to-Go vom Bäcker nicht leben. Finde heraus, was dein Problem ist. Am einfachsten, indem du deinen Kontoauszug über ein paar Monate checkst (geht auch per App) oder nach dem Einkauf die Quittung regelmäßig auf die drei teuersten Produkte überfliegst.
Tofall bestätigt, die größten Kostenfallen, sind "Produkte, die man eigentlich nicht braucht." Darunter "Exotisches Obst und Gemüse und aufwändige Fertiggerichte." Zudem Waren aus der sogenannten "Quengelzone", der Warteschlange vor der Kasse. Dort "werden fast immer Süßigkeiten und Knabberware angeboten, die noch schnell aufs Kassenband sollen..."
Erkennst du bei dir selbst ein Muster? Nun kannst du gegensteuern.
Gehe. Niemals. Hungrig. Einkaufen. Versuche den Einkauf bewusst zu einem Zeitpunkt zu organisieren, an dem du satt bist, zum Beispiel immer samstags nach dem Frühstück, oder iss vor dem Besuch des Supermarkts zumindest noch eine Handvoll Nüsse. "Hunger verführt zu unnötigen Impulskäufen", so Tofall. Wir bräuchten zwar keine wissenschaftlichen Studien, um das zu bestätigen – aber es gibt sie.
Ganz abgesehen von Treibhausgasen und Transportwegen, ist der Einkauf von saisonalem Obst und Gemüse "in der Regel günstiger als Importware", erklärt der Sprecher der Verbraucherzentrale. Grünkohl im Winter, Spargel im Frühling, Beeren im Sommer und Kürbis im Herbst – sich nach den Jahreszeiten zu ernähren ist leckerer, billiger und sogar gesünder! Denn Saisonfrüchte enthalten genau die Nährstoffe, die wir zur jeweiligen Zeit brauchen. Eine Win-Win-Situation also.
Selbst kochen gewinnt im Preisvergleich übrigens gegenüber Instant-Ware, so Tofall: "Fertiggerichte sind schnell und praktisch, aber auch teurer." Einen Saisonkalender für heimisches Obst und Gemüse stellt die Verbraucherzentrale hier zur Verfügung. Auch die Food-Plattform "eat.de" hat eine kostenlose Version zum Herunterladen auf ihrer Website.
Zugegeben, es ist nicht jedermanns Sache. Aber wer sich aufraffen kann, einen Essensplan für die Woche zu entwickeln, spart viel Geld. Dazu gehört die Überlegung: Welche Gerichte koche ich regelmäßig und auf was kann ich verzichten.
Daraus ergibt sich ein Grundstock an Lebensmitteln, die es lohnt, in größeren Mengen einzukaufen (zum Beispiel Reis oder Nudeln) und die sich dann von Tag zu Tag leicht variiert zubereiten lassen (mit Gemüse, Tofu, Fleisch oder Fisch). Ein solcher Essensplan ist günstiger, als jeden Tag ein neues Rezept "zusammenkaufen" zu müssen. Die Verbraucherzentrale führt das Prinzip hier aus.
Wem so viel Organisation völlig widerstrebt, sollte sich zumindest das Führen einer Einkaufsliste angewöhnen, um Impulskäufe zu reduzieren. Eine Liste sei "in jedem Fall nützlich", erläutert Tofall, um sich immer wieder zu versichern "welche Lebensmittel notwendig sind."
Wer mit Karte zahlt, spürt kaum, wieviel Geld er tatsächlich ausgibt, das haben mehrere Studien inzwischen nachweisen können. Bargeld sichtbar vor sich zu haben und über die Kasse reichen zu müssen, bremst diesen Effekt aus.
"Man kann ein Maximalbudget für den Einkauf festlegen und versuchen, dieses einzuhalten", erläutert Tofall zudem über den Umgang mit Geld. In Härtefällen kann es helfen, nur mit einem Schein in der Hand Einkaufen zu gehen, um sich selbst zu zwingen, das eigene Budget nicht zu übertreten.
Wenn du zum Beispiel 160 Euro im Monat für Essen zur Verfügung hast (Durchschnitts-Budget deutscher Studierenden laut einer Studie), dann nimm für den Wocheneinkauf auch nur 40 Euro mit. Das nötigt dich zum Überschlagen der Kosten schon vor der Kasse.
Oft wirkt ein Produkt beim ersten Blick günstiger als sein Nachbar, ist es aber nicht. Denn nicht der groß gedruckte Verkaufspreis auf dem Preisschild ist entscheidend, sondern der kleiner geschriebene Grundpreis pro kg/l. "Nur dieser erlaubt einen echten Preisvergleich und offenbart Mogelpackungen", berichtet Christoph Tofall.
Die Bundesregierung hat ihre "Preisangabenverordnung" gerade erst zu Gunsten der Konsumenten optimiert: Seit dem 28. März 2022 müssen alle Supermärkte den Grundpreis ihres Produkts auf dem Preisschild in Kilo- und Litergröße notieren.
Supermärkte sind mit Absicht so aufgebaut, dass ihre Kunden möglichst alle Regale passieren, zahlreiche Sonderangebote sehen und zu den (für den Händler) rentabelsten Produkten greifen. Dabei machen sie sich eine Grundeigenschaft der Menschen zunutze: ihre Bequemlichkeit.
Wenn du aber schon weißt, dass du kein Produkt aus Gang XY benötigst, dann vermeide ihn auf dem Weg zur Kasse, selbst wenn das zwei Meter Umweg bedeutet. So meidest du Impulskäufe und vermeintliche Schnäppchen.
Ein Tipp der Verbraucherzentrale: "Besser einen kleinen Korb zum Einkauf nehmen, statt den großen Einkaufswagen, der zu mehr Einkäufen verführt", sagt Tofall.
Günstigere Alternativ-Produkte befinden sich zudem nicht in Augen- und Greifhöhe, sondern in den unteren Regalen, von Supermärkten übrigens auch "Bückzone" genannt. Der Unterschied kann mehrere Euro betragen.
Wochenmärkte bieten regionale Produkte an, die mit weniger Verpackung und Klimabelastung auskommen. Aber: Die frischen Waren sind teurer als der Discounter. Etwas günstiger werden die Preise meist in der letzten halben Stunde vor dem Einpacken, wenn die Händler bereits Sonderangebote ausrufen.
Alternativ gibt es Apps, die bald aussortierte Lebensmittel zum günstigen Preis anbieten (Bsp. "Too Good To Go") und die sich besonders für WG's lohnen können, denn die Mengen an Brötchen, Obst und Co. sind häufig eher groß.
Damit zuhause nicht so viel vergammelt, organisiere Lebensmittel gleich beim Auspacken so, dass du wenig wegschmeißen wirst. Heißt: Bei Produkten, die du auf Vorrat hast, sollte das neu Gekaufte immer nach hinten gestellt werden (so machen es Supermärkte auch). Damit verhinderst du, nur die erste Reihe im Schrank zu verkochen und deine Vorräte dahinter dem Haltbarkeitsdatum zu opfern.
Ganz generell hilft es, Lebensmittel, die bald verbraucht werden sollten, auf Augenhöhe aufzubewahren, damit du sie nicht vergisst. Konserven dürfen etwas versteckter sein. Und klar: Das Haltbarkeitsdatum ist nur ein Richtwert, viele Lebensmittel können auch darüber hinaus verkocht werden.
Je weniger Essen du wegwirfst, desto weniger Geld musst du ausgeben und für die Natur ist es eh besser. Es lohnt sich also, die alten Tipps zur Lagerung von Lebensmitteln zu verinnerlichen und umzusetzen.
Kartoffeln mögen es dunkel und trocken, Avocados reifen (zu) schnell, wenn sie neben Zitrusfrüchten liegen und für Milch ist es in der Kühlschranktür fast schon zu warm. Alles kein Hexenwerk, aber man muss es wissen. Tipps dazu findest du zum Beispiel hier beim Bundeszentrum für Ernährung.
Wer bei der Tanke oder beim Späti zugreift, zahlt oft das dreifache vom Supermarkt-Preis. Nach der Clubnacht mit Vollkater darf der Schokoriegel mal sein. Aber wenn du dich dabei erwischst, dass du permanent unsinnige Kleinkäufe im Vorbeigehen machst, versuch einen reizvollen Snack und Getränk im Rucksack oder Auto bereitzuhalten. Wenn schon Sünde, dann nicht unnötig teuer.