
Ab in den Einkaufswagen mit der Schoki: Doch ist das immer eine gute Idee?Bild: Unsplash / joshua rawson harris
Geld & Shopping
Du wolltest eigentlich nur Zahnpasta kaufen – und stehst plötzlich mit drei Kerzen, einem neuen Duschgel und veganen Snacks an der Kasse. Warum fühlen wir uns nach solchen Spontankäufen oft besser?
28.07.2025, 07:2428.07.2025, 07:24
watson-Redaktion
Es beginnt oft ganz harmlos. Eigentlich wollten wir nur schnell Milch holen – zehn Minuten, keine große Sache. Doch plötzlich stehen wir an der Kasse mit einem Soja-Latte in der einen und einer Avocado-Gesichtsmaske in der anderen Hand, plus einer Schachtel Pralinen, die wir "uns einfach mal gönnen". Und während wir die EC-Karte durchziehen, passiert etwas Magisches: Wir fühlen uns ... besser. Aber warum eigentlich?
Willkommen in der Welt der kleinen Belohnungen – ein psychologisches Phänomen, das im Supermarkt und in Drogerien Hochkonjunktur hat. Es geht dabei nicht nur ums Kaufen, sondern um das Gefühl dahinter. Und das hat erstaunlich viel mit unserer Biochemie, unserer Erziehung und cleverem Marketing zu tun.
Dopamin: das Belohnungshormon
Jedes Mal, wenn wir etwas kaufen, das uns gefällt oder uns ein gutes Gefühl verspricht, schüttet unser Gehirn Dopamin aus. Dieses Hormon sorgt für ein kurzes Hochgefühl – ähnlich wie beim Sport oder beim Flirten. Vor allem kleine, überschaubare Käufe lösen diesen Effekt aus, weil sie mit wenig Risiko, aber hohem emotionalem Ertrag verbunden sind. Das Prinzip ist vergleichbar mit einem Like auf Social Media: Klein, schnell, befriedigend. Der Lippenbalsam für 2,49 Euro ist kein finanzielles Abenteuer – aber psychologisch gesehen ein kleines "Gut gemacht" an uns selbst.
Die Illusion der Kontrolle
In einer Welt voller To-dos, Deadlines und schlechter Nachrichten ist der Supermarkt ein Ort, an dem wir die Kontrolle haben. Wir entscheiden, welche Sorte Joghurt wir wollen, ob heute Bio oder Discounter und ob wir noch eine Tafel Schokolade für später mitnehmen. Das Gefühl, wieder am Steuer zu sitzen, gibt uns Selbstwirksamkeit – ein psychologischer Begriff für das Erleben, dass unser Handeln einen Unterschied macht. Selbst wenn es nur die Wahl zwischen Salz oder Paprika-Chips ist.
Kindheitserinnerungen und Prägungen
Viele von uns haben als Kind gelernt: Wenn du brav bist, gibt’s was. Ein Lutscher beim Arzt, ein Überraschungsei beim Einkauf mit Mama. Diese Verknüpfung zwischen Konsum und Belohnung ist tief in uns drin – oft unbewusst. Als Erwachsene belohnen wir uns nun selbst: "Weil ich den Tag überstanden habe", "weil Montag ist", "weil ich PMS habe" – Gründe finden wir immer. Und sie beruhigen unser inneres Kind.
Die stille Macht der Regale
Supermärkte wissen ganz genau, wie unsere Psyche tickt. Deshalb stehen kleine Belohnungsartikel – Snacks, Lippenpflege, Magazine – ganz bewusst in Griffnähe an der Kasse. Während wir warten, greifen wir gern zu. Das hat nichts mit schwacher Willenskraft zu tun, sondern mit gutem Neuromarketing. Es trifft uns genau da, wo wir am empfänglichsten sind: müde, hungrig, gestresst. Das System ist einfach verdammt gut gebaut.
Doch was steckt wirklich hinter unserem Kaufdrang?
Wenn du das Gefühl hast, du "brauchst" heute noch irgendwas aus der Drogerie, frage dich: Was wünsche ich mir eigentlich? Ist es wirklich die neue Haarmaske – oder eher das Gefühl, mir etwas Gutes zu tun? Sehnen wir uns nach Entspannung, Anerkennung oder Trost, kann ein Kauf dieses Bedürfnis kurzfristig stillen. Aber langfristig? Da helfen Gespräche, Selbstfürsorge und echte Pausen mehr als der zehnte Lipgloss.
Fazit:
Das gute Gefühl beim Einkaufen ist kein Zufall, sondern ein komplexes Zusammenspiel aus Neurochemie, Sozialisierung und Marketing. Kleine Belohnungen können uns motivieren, trösten oder stärken – aber nur, wenn wir bewusst damit umgehen. Denn die eigentliche Frage ist ja: Ist es das, was du gerade wirklich brauchst?
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Dieser Artikel wurde von unserer Redaktion erstellt und überprüft. Dabei kamen auch KI-Tools zum Einsatz. Mehr Infos zu unserem Umgang mit KI gibt es hier. Fragen oder Hinweise gerne an redaktion@watson.de.
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