Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) verursacht einen großen Schaden für die deutsche Viehwirtschaft. Einfuhrstopps bewirken, dass seit dem Ausbruch der Seuche weniger Fleisch exportiert wird.
Das könnte sich auch auf die Verbraucher:innen auswirken. Die Verluste durch die Exporte müssen durch höhere Fleischpreise aufgefangen werden.
Der gesamte Schaden entlang der Wertschöpfungskette belaufe sich auf über eine Milliarde Euro, schätzt der Geschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbands, Jörg Migende.
Mittlerweile haben Großbritannien, Südkorea, Vietnam und Mexiko die Einfuhr von deutschem Fleisch verboten. Es gilt dort der Grundsatz, keine tierischen Produkte aus Ländern, die mit einer Seuche zu kämpfen haben, zu importieren.
Gereon Schulze Althoff, Vorstandsmitglied des Verbands der Fleischwirtschaft (VDF), sagt dem "Spiegel":
Deutschland behält vor allem Fleisch aus eigener Produktion in Form von Filets und Koteletts, andere Teilstücke werden normalerweise ins Ausland verkauft. Durch die Importstopps einiger Länder fällt nun der lukrative Export mit Schweinebauch nach Südkorea oder Schweineschwänzchen nach Vietnam weg.
Der ausbleibende Verkauf führe aber nicht zu mehr Schweinefleisch in deutschen Regalen, da hier nicht die Fleischstücke gegessen werden, die sonst exportiert werden. Deutschland habe die Zahl an Tieren in den vergangenen Jahren so stark gesenkt, dass sogar Fleisch nach Deutschland importiert werden muss, sagt Schulze Althoff. Deswegen gebe es kein Überangebot von hochwertigen Fleischprodukten wie Filets, und damit auch kein günstigeres Fleisch.
Schulze Althoff zufolge können die Verluste für die Landwirt:innen nur über steigende Fleischpreise in Deutschland abgefangen werden.
Dabei ist vor allem der Export in Nicht-EU-Länder, sogenannte Drittstaaten, das Problem. Dort gibt es weitreichende Handelsbeschränkungen. Innerhalb der EU gilt das Prinzip der Regionalisierung. Lediglich das Fleisch und die Milchprodukte, die direkt aus der MKS-Sperrzone kommen, dürfen nicht gehandelt werden. Betriebe in anderen Teilen Deutschlands sind nicht betroffen.
Allerdings befürchtet der Raiffeisenverband trotzdem Einbußen aus dem EU-Handel, weil Unternehmen unsicher sind und deswegen Ware aus ganz Deutschland meiden.
Auch der Milchindustrie-Verband rechnet mit deutlichen Kostenausfällen. 50 Prozent der Milchprodukte aus deutscher Herstellung werden eigentlich exportiert, 18 Prozent davon außerhalb der EU. Die MKS sorgt ebenfalls in der Milchwirtschaft für Importverbote in Drittstaaten.
Die Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Christa Kühn, erwartet dadurch kurzfristig niedrigere Preise für Milch und Butter. Das liegt an der sinkenden Nachfrage für die Produkte.
Die Maul- und Klauenseuche war vergangene Woche in einem Büffelbetrieb im brandenburgischen Hönow ausgebrochen. Das war der erste Fall in Deutschland seit 35 Jahren.
MKS ist eine hochansteckende Viruserkrankung. Sie kommt vor allem bei Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen vor, sogenannte Klauentiere. Andere Tierarten können sich auch anstecken, für den Menschen ist die Seuche allerdings ungefährlich.