Wenn die erste Freundin beim Picknick im Park eine prall gefüllte Tüte Kirschen mitbringt, weiß man: Jetzt ist richtig Sommer. Das knallrote Steinobst weckt bei vielen Kindheitserinnerungen an laue Sommerabende, an denen man barfuß in irgendeinem Garten stand und emsig Kirschkerne um die Wette spuckte.
Dass jemand die sprichwörtliche "Kirsche auf der Torte" für einen ist, stellt somit mitunter zumindest augenzwinkernd ein ganz besonderes Kompliment dar. Für alle Kirschfans könnte der Sommer 2024 aber ein dunkles Kapitel in puncto nostalgische Obst-Erinnerungen werden.
Denn wie offizielle Zahlen zeigen, sorgen sich viele Kirsch-Betriebe in Deutschland aktuell um die bevorstehende Ernte. Vor allem in einigen Regionen ist demnach mit erheblichen Ausfällen zu rechnen.
In einer jährlichen Befragung der Kirsch-Betriebe in Deutschland gaben zahlreiche Landwirt:innen an, dass ihre Ausbeute 2024 unter dem Durchschnitt der Vorjahre liegen wird. Wie das Statistische Bundesamt berichtet, übersteigen die Prognosen zwar die Erträge aus dem Vorjahr, die als Rekordtief in die Erntebücher eingingen.
Trotzdem liegt die Vorhersage allerdings unter dem 10-Jahres-Schnitt. Die konkreten Zahlen werden nach Ende der Saison im August veröffentlicht.
Die geschätzte Erntemenge von 41.100 Tonnen in der gesamten Saison setzt sich zusammen aus den Prognosen für Süß- und Sauerkirschen. Vor allem bei letzteren rechnen Landwirt:innen in diesem Jahr mit erheblichen Ausfällen.
Mit einer Prognose von 7300 Tonnen wäre zumindest die Sauerkirsch-Saison 2024 die schlechteste seit mehr als zehn Jahren. Verglichen mit dem Durchschnittswert wird die diesjährige Ernte demnach wohl um mindestens 44 Prozent geringer ausfallen.
Grund ist laut Angaben des Statistischen Bundesamtes unter anderem die rückläufige Anbaufläche für die Steinobstsorte in ganz Deutschland. Hinzu kommen die für die meisten Obst- und Gemüsesorten ungünstigen Witterungsbedingungen in den vergangenen Wochen.
Ähnlich sieht es entsprechend bei den deutlich beliebteren Süßkirschen aus. Während der Hauptblütezeit im Frühjahr kam es demnach zu unerwartetem Spätfrost, der in einigen Betrieben sogar zu Totalausfällen führte.
Besonders hohe Niederschlagsmengen bis in den Frühsommer hinein hätten den Früchten zusätzlich zugesetzt.
So unterschiedlich wie das Wetter aber eben in den verschiedenen Regionen Deutschlands in den vergangenen Wochen war, so verschieden konnten auch Landwirt:innen vor Ort darauf reagieren. Das für die Süßkirschenernte besonders bedeutende Bundesland Baden-Württemberg etwa erwartet man in diesem Jahr ein Ernte-Plus von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
In Niedersachsen hingegen rechnen Landwirt:innen mit einem Rückgang von etwa 33 Prozent in der Süßkirschenernte. Das Bundesland zählt laut Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bereits 2023 zu den drei niederschlagsreichsten in ganz Deutschland.
Tatsächlich nehmen Kirschen im durchschnittlichen deutschen Obstkorb aber eine immer weniger bedeutende Rolle ein. Wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung berichtet, sank der Pro-Kopf-Verbrauch von Kirschen in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf heute 1,7 Kilogramm.
Hinzu kommt, dass ein Großteil der in Deutschland verzehrten Kirschen demnach ohnehin aus Ländern wie der Türkei oder Griechenland importiert werden. Zumindest im für die Kirschen wichtigen Frühjahr gab es hier dieses Jahr keinen Starkregen oder andere Großwetterlagen.