Arzttermin online buchen: Warum Patientenportale wie Doctolib in der Kritik stehen
Wer einen Termin bei begehrten Ärzt:innen wie in der Dermatologie oder Gynäkologie sucht (oder in eigentlich jedem anderen Fachgebiet auch) kennt das Problem: Du lebst in Deutschland, also stell dich bitte auf acht Monate Wartezeit ein, das ist hier halt so. Mit etwas Glück ist das Problem bis dahin von selbst verschwunden oder du hast gelernt, dich damit zu arrangieren.
Ein schneller Blick in die App Docotolib zeigt jedoch ein ganz anderes Bild: Dort werden seitenweise Termine bei Fachärzt:innen aufgelistet. Viele davon finden nicht nur im richtigen Jahrzehnt, sondern sogar in der laufenden Woche statt. Wie funktioniert das denn jetzt?
Doctolib zeigt Kassenpatienten Termine für Selbstzahler an
Patientenportale wie Docotolib oder auch Jameda sind nicht nur praktisch, um so viele Ärzt:innen wie möglich zu zeigen und bei der Terminvereinbarung auf Telefongespräche zu verzichten, die Apps bietet auch praktische Filter ein.
Du kannst einstellen, in welchem Umkreis die Praxis liegen soll und ob du bei einer gesetzlichen Krankenkasse oder privat versichert bist. Und genau hier liegt das Problem: Auch gesetzlich Versicherte, die den Filter aktiviert haben, bekommen Termine für privat Versicherte und Selbstzahler:innen angezeigt. Und die können teuer werden.
Verbraucherzentrale Bundesverband reicht Klage ein
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) reichte bereits im April Klage gegen Doctolib ein.
Der Grund: "Irreführung im Rahmen der Buchung von Arztterminen bei gesetzlicher Versicherung". Es wird eine Unterlassung gefordert. Kritisiert wird, dass selbst nach Aktivierung des Filters "Nur Termine mit gesetzlicher Versicherung anzeigen" noch Praxen für Selbstzahler:innen vorgeschlagen werden.
Außerdem gab es zu dem Thema eine Kleine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung, die sich auf die Bedenken der Verbraucherzentrale stützt. Man sehe eine Gefahr, dass gesetzlich Versicherte unbeabsichtigt kostenpflichtige Leistungen buchen könnten.
Die Bundesregierung wies darauf hin, dass die Filterung und Anzeige von Terminen auf Terminbuchungsplattformen transparenter gestaltet werden könnte.
Doctolib reagiert auf die Vorwürfe
Auf Anfrage von netzpolitik.org teilte Doctolib mit, dass gesetzlich versicherten Patient:innen kostenpflichtige Termine angezeigt werden, wenn sie "schneller verfügbar oder näher gelegen" wären.
Weiterhin beschreiben sie die relevanten Informationen im Buchungssystem als transparent dargestellt und geloben Besserung: Sie würden die "Bedenken zur Darstellung von Terminen sehr ernst" nehmen und stets daran arbeiten, die App weiterzuentwickeln.
Sowohl der anschließende Test von netzpolitik.org als auch der darauffolgende Test von watson zeigten, dass auch weiterhin Termine zum Selbstzahlen für gesetzlich versicherte Patient:innen angezeigt werden.