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Erste Kneipe ohne Alkohol in Bayern: Wirte ziehen ehrliche Bilanz

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Der Absatz von alkoholfreiem Bier hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.Bild: IMAGO images/Wolfgang Maria Weber
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Wirte in Bayern eröffnen Kneipe ohne Alkohol und ziehen positives Fazit

08.01.2025, 14:34
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Alkoholfreies Bier ist für einige Menschen ein ähnlich rotes Tuch wie es vegane Wurst oder pflanzliche Butter ist. Nicht nur vom peinlichen Onkel kommt dann gerne mal ein Spruch, auch an so manchem Stammtisch kann man sich mit einer entsprechenden Bestellung ganz schön in die Nesseln setzen.

Natürlich sollte einem das egal sein. Angenehmer ist es jedoch, gar nicht erst in die Situation zu kommen, sich für die alkoholfreie oder vegane Wahl rechtfertigen zu müssen. Ausgerechnet in einem bayerischen Wirtshaus ist das seit einem Jahr möglich.

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In Großenohe in der Fränkischen Schweiz haben die Wirtsleute Kerstin Gößl und Vladimir Kloz das Gasthaus "Zur Sägemühle" eröffnet, in dem nur alkoholfreie Getränke serviert werden.

Die beiden Wirt:innen sind die ersten in Bayern, die sich eine Kneipe ohne Alkohol getraut haben. "Die haben uns schon die Insolvenz ans Bein gebunden", erinnert sich Kerstin Gößl. Bei Social Media wurde ihnen anfangs "Bevormundung" vorgeworfen, auch von "Diktatur" war die Rede.

Jetzt, ein Jahr später, ziehen sie und ihr Mann Vladimir Kloz Bilanz.

"Unser Hauptgeschäft ist während der Wandersaison im Frühling und Herbst", erklärt Kerstin Gößl gegenüber "BR24". Im Winter, wo es eher ruhig ist, können sie und ihr Mann sich vor allem auf ihre Stammgäste verlassen, sagt sie.

Bayern: Alkoholfreies Wirtshaus ist ein Erfolg

Diese würden die große Auswahl von alkoholfreien Getränken schätzen. Auf der Karte im Gasthof "Zur Sägemühle" stehen nämlich Cocktails, Weine und allein 30 unterschiedliche Biere. "Ich habe mein Bier gefunden", sagt Oliver Frank, einer der Gäste, in dem BR-Beitrag.

Das Ehepaar erklärt, dass ihr Wirtshaus ohne Alkohol im ersten Jahr gut angelaufen sei. Sie wollen an ihrem Konzept darum auch in Zukunft festhalten.

Die Idee für das in Bayern einzigartige Gasthaus kam dem Wirtspaar, weil Vladimir Kloz mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte. Er trank 15 Flaschen Bier am Tag, ehe sein Körper streikte und er cholerisch und aggressiv wurde. Finanzielle Sorgen und Stress durch das Café, das er und seine Frau 2017 im bayerischen Ebermannstadt betrieben, bedingten die Sucht.

Schließlich entschied sich Vladimir Kloz für einen Entzug. Das war vor rund einem Jahr, seitdem ist er nüchtern. Für ihn und seine Frau war klar gewesen, dass sie nach seinem Klinikaufenthalt wieder in der Gastronomie Fuß fassen wollen – mit einem neuen Konzept und einer anderen Herangehensweise.

Um im hektischen Gasthausalltag Stress zu vermeiden, versucht, Vladimir Kloz in der Küche ruhiger zu bleiben und in Stresssituationen nicht mehr zum Alkohol zu greifen. "Die Gäste müssen einfach etwas warten", sagt er heute.

Supermarkt-Einkauf von Bier ist für Wirt große Herausforderung

Besonders herausfordernd für den Gastwirt ist allerdings der Einkauf im Getränkemarkt. Dort müssen er und seine Frau regelmäßig hin, denn alkoholfreies Bier gibt es nicht im Fass und nicht alle Brauereien beliefern die Wirt:innen direkt. Und dort stehen die alkoholfreien Alternativen direkt neben den Getränken mit Alkohol.

"Wenn er jetzt da steht, hat hier den alkoholfreien Wodka meinetwegen und den alkoholhaltigen, dann ist es natürlich eine Versuchung: 'Welchen nehme ich jetzt?'", sagt Kerstin Gößl. Besser wäre es aus ihrer Sicht, wenn alle alkoholfreien Getränke getrennt von den alkoholischen stehen würden.

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