Die Werbung hat uns erzählt, dass Milch die Knochen stärke. Tatsächlich ist sie reich an Calcium, Vitamin B2 und Jod. Bei vielen steht immer mindestens ein obligatorisches Tetrapak im Kühlschrank.
Doch was passiert, wenn man zu viel Milch trinkt und wie viel ist überhaupt zu viel Milch? Die Antwort auf diese Fragen konnte uns unfreiwilligerweise ein Niederländer geben.
Ein klinischer Fallbericht im "International Journal of Clinical Medicine" berichtete 2012 über einen ungewöhnlichen Fall in Rotterdam, der gerade wieder Schlagzeilen macht. Ein 54-jähriger Mann ist auf der Intensivstation gelandet, weil er an zwei Tagen jeweils 22 Liter Milch getrunken hatte.
Der Mann war bereits zwei Tage zuvor bei seinem Hausarzt gewesen. Er klagte über Atemnot, übermäßiges Schwitzen, Harndrang und Durst. Außerdem war sein Bauch geschwollen und aufgetrieben. Der Arzt diagnostizierte ihm eine Diabetes-Form und verschrieb ihm ein Medikament, was den Blutzuckerspiegel senken sollte.
Als das Mittel gegen seine Symptome nicht anschlug, ging er schließlich in die Krankenhaus-Notaufnahme. Dort stellte man fest, dass er kein Diabetes hat, sondern exzessiv Milch getrunken hat: ganze 22 Liter pro Tag.
Die Ärzt:innen stellten bei einer Probe fest: Selbst sein Blut war milchig. Außerdem hatte er einen extrem hohen Glukosespiegel. Die Werte waren beinahe zehnmal so hoch, wie sie sein sollten. Auch die Fettwerte sprengten jegliche Vorstellungen. In dem Bericht heißt es:
Die Symptome kamen also daher, dass der Patient durch den Milchkonsum, seinen Blutkreislauf mit Fetten und Zucker überschwemmt hat. Im schlimmsten Fall hätten die hohen Fettwerte zum Chylomikronämie-Syndrom führen können, einer Erkrankung, die mit Atembeschwerden und Bauchschmerzen einhergeht.
Zur Behandlung bekam der Niederländer eine Kochsalzlösung und Insulin verabreicht. Aufgrund der Gefahr für eine akute Pankreatitis, führten die Ärzt:innen zusätzlich einen Plasmaaustausch durch.
Er konnte letztendlich vollständig genesen. Ihm wurde allerdings geraten, seinen Lebensstil zu ändern und in Zukunft weniger Zucker zu konsumieren.
Wie bei allem macht also die Dosis das Gift. Milch in Maßen kann einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden Ernährung beitragen. Deswegen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung grundsätzlich den Milchverzehr. Allerdings raten sie nur zu zwei Portionen Milch und Milchprodukten am Tag. Das kann beispielsweise eine Scheibe Käse (30 Gramm) und eine Portion Milch (250 Gramm) sein.
Männer sollten vor allem darauf achten, nicht zu viel davon zu trinken, weil es das Risiko für Prostatakrebs erhöht. Gleichzeitig verringert ein erhöhter Milchkonsum die Gefahr, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Deswegen wird Frauen eher zu mehr Milch geraten.