Und plötzlich ist dein Doc Gen Z.
Obwohl so viele Menschen über uns lästern, unsere Einstellung zum Leben belächeln und der Meinung sind, wir, die jungen Menschen, seien verweichlicht und würden nur jammern.
Obwohl wir uns immer anhören müssen, wir wüssten gar nicht, was es bedeute, "richtig zu arbeiten".
Here we are. Wo tut es weh, liebe Patient:innen?
Jedes Jahr sind junge Menschen fertig mit ihrem Medizinstudium, und nun. Stück für Stück, mischt die Gen Z mit. Was bedeutet dieser Generationenwechsel für dich, für uns?
Meine Generation ist aufgewachsen mit endlosen Möglichkeiten, aber auch mit dem (gefühlten) Druck, akademische Bildungswege einschlagen zu müssen, um etwas zu erreichen.
Zwar können wir freier entscheiden als die Generation unserer Eltern, wie wir unser Leben gestalten möchten, welche Möglichkeiten wir ausschöpfen und welche wir vernachlässigen. Aber umso besser müssen diese Entscheidungen abgewägt werden, umso öfter befinden wir uns unter Zugzwang. Umso mehr Druck lastet auf uns, die richtige Entscheidung zu treffen.
Wir sind eine Generation von Frauen, die von klein auf gelernt hat, selbstständig zu sein. Wir kämpfen darum, unseren Wunsch nach einer beruflichen Karriere ausleben zu dürfen. Einen Kampf, den unsere Eltern bereits begonnen haben. Ein sexistisches Arbeitsklima lassen wir uns nicht länger gefallen, auch wenn wir uns damit nicht immer Freunde machen, denn wir haben gelernt, für uns selbst einzustehen, uns nicht kleinzumachen und unser Potenzial auszuschöpfen.
Wusstest du, dass es Studien gibt, in welchen nachgewiesen wurde, dass nach einer Operation durch Chirurginnen eine niedrigere Komplikationsrate im Vergleich zu einem Chirurgen besteht?
Wir sind aber auch eine Generation, die gelernt hat, ihre Freizeit zu schätzen und zu verteidigen. Wir wissen, was Arbeit bedeutet, aber wir sind nicht einverstanden damit, unser Leben davon dominieren zu lassen.
Wir leben nicht für unseren Job. Denn unsere Karriere wird durch die Priorisierung unserer außerberuflichen Aktivitäten nicht weniger wertvoll, ganz im Gegenteil. Ausgeruht und erfüllt an meinem Arbeitsplatz zu erscheinen, gibt mir Motivation und Ehrgeiz, gibt mir Kapazität, meine Aufgaben mit meiner vollen Energie erledigen zu können, anstatt ausgebrannt von A nach B zu spurten.
Wir sind eine Generation, die verstanden hat, wie wichtig es ist, auf unsere mentale Gesundheit zu achten. Wir kämpfen um die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen, erzählen Dir beim Frühstück von unseren Therapiesitzungen, als wäre es das Normalste auf der Welt. Denn: Für uns ist es das. Wir nehmen Hilfe für unsere Selbstfürsorge in Anspruch.
Wir schämen uns nicht dafür, unsere Gefühle und Bedürfnisse, Probleme und schräge Verhaltensweisen mit einer externen Person zu diskutieren und professionelle Unterstützung zu erhalten, uns in die bestmögliche Richtung zu entwickeln.
Wir verstehen, dass es für ältere Menschen vielleicht zunächst schwierig ist, uns in verantwortungsvollen beruflichen Positionen zu sehen, in Positionen, in denen wir beratende Tätigkeiten ausführen. In beruflichen Positionen, in denen unsere Werte und Prioritäten als Generation, die für andere neu zu sein scheinen, zum Vorschein kommen. Plötzlich werden dann unser Können, unsere Belastbarkeit und unsere Professionalität infrage gestellt.
Aber ich denke, ich spreche nicht nur für mich, wenn ich sage: Ich wünsche mir, dass wir eine Chance bekommen, der Gesellschaft zu zeigen, dass unser Weg funktioniert. Dass wir nicht weniger leistungsfähig, wissbegierig und ehrgeizig sind. Dass wir mit unserer Einstellung nichts kaputt machen, was mühevoll aufgebaut wurde, sondern dass wir versuchen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen, Anforderungen zu entsprechen und dabei glücklich und ausgeglichen zu sein.
Gerade in der Medizin kann die Gen Z da viel bewegen. Denn überarbeitete, ausgebrannte Ärzt:innen helfen der Gesundheit der Patient:innen definitiv nicht. Im Gegenteil. Lasst uns loslegen!