Der Barbie-Hype, ausgelöst durch den Kinofilm von Greta Gerwig, hält weiterhin an und beeinflusst scheinbar das Leben vieler Fans weltweit. Das ist aber nicht immer positiv. So gibt zwar Berichte darüber, dass sich weibliche Zuschauer:innen, pink-empowert, nach dem Film direkt von ihrem Partner trennen. Ein neues Phänomen geht aber ebenfalls gerade voll durch die Decke: die "Barbie-Botox"-Behandlung. Und das ist bei weitem nicht der absurdeste Beauty-Trend hierzulande.
Beauty-Eingriffe gehören zu Deutschland wie Bratwurst und Bier. Im weltweiten Vergleich belegt die Bundesrepublik laut Internationaler Gesellschaft für ästhetische und plastische Chirurgie (ISAPS) den vierten Platz. Mehr Beauty-OPs gibt es nur in Mexiko, der Türkei und Kolumbien (Stand 2021).
Der häufigste Eingriff ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) hierzulande dabei nicht etwa die Brustvergrößerung (nur Platz zwei), sondern die Faltenunterspritzung. Die Oberlidstraffung liegt auf dem dritten Platz. Wer also Wert auf Echtheit legt: Augen auf beim Dating!
Der Perfektionismus-Wahn geht aber längst schon viel tiefer – und zwar in sehr intime Bereiche. Brust-Vergrößerungen waren gestern, heute machen Stars wie Kim Kardashian mit Vulva-Lippen-OPs und Diät-Spritzen Schlagzeilen. Andere lassen sich an der Vagina rumdoktorn, um den Sex besser zu machen. Auch skurril: Millionäre preisen Blutinfusionen ihrer Kinder als Verjüngungskur an.
Was es mit dem Barbie-Botox auch sich hat und welch absurde Ausmaße das Streben nach dem Idealbild eines Körpers – jung, dünn, faltenfrei und uniform – bereits angenommen hat, zeigen wir hier. Aber Achtung, es wird es gruselig!
Wenn man "Eigenblut-Therapie" in die Suchmaschine eingibt, bekommt man viele seriöse Treffer von Arztpraxen und Privatkliniken. Die Injektion des eigenen Blutes soll das körpereigene Abwehrsystem stimulieren und das vegetative Gleichgewicht harmonisieren. Wissenschaftlich erwiesen ist das jedoch nicht. Auch zum Zwecke der Verjüngung bieten diese Therapie einige Dermatologen und plastische Chirurgen im Internet an, auch genannt "Vampir Lifting".
Aber Achtung, jetzt wird es noch seltsamer: Der amerikanische Tech-Millionär Bryan Johnson zapft für die ewige Jugend nicht etwa das eigene Blut, sondern das seines 17-jährigen Sohnes. In einem Video auf Youtube ist zu sehen, wie die Familie für die Prozedur nach Dallas in eine Klinik reist.
Dort nahmen Ärzt:innen seinem Vater Richard und seinem Sohn Talmage jeweils ein Liter ihres Blutes ab – eine Charge Plasma und eine Charge rote und weiße Blutkörperchen. Ob der Versuch Wirkung zeigt, will Johnson in den kommenden Monaten mitteilen.
Erst gab es einen Trend zur Schönheitsoperation der Brust, dann folgte der Po – jetzt ist die Vulva dran: Schönheitsnormen durchdringen inzwischen jeden intimsten Winkel des weiblichen Körpers. Brüste und Po sollen am besten groß sein, die Vulva klein und versteckt.
Vulven sind naturgemäß sehr unterschiedlich in ihrer Form und Größe. Durch den hämischen Begriff "Cameltoe" gibt es nun immer mehr Verkleinerungen der Vulva-Lippen. Damit ist der Abdruck der Schamlippen durch enge Hosen gemeint, der aussehen soll wie eine Kamelzehe.
2017 bezeichnete die ISAPS Schamlippenkorrekturen als den am schnellsten wachsenden Trend im Bereich der Schönheitsoperationen. Für Deutschland betrug die Steigerung circa 35 Prozent zwischen 2019 und 2021 mit insgesamt 10.556 Eingriffen.
Die Psychologin Ada Borkenhagen sagte in einem früheren Gespräch mit watson: "Es haben sich bestimmte kulturelle, althergebrachte Formen und kulturelle Ideale darüber gestülpt. Das männliche Genital soll groß und präsent sein. Die Vulva möglichst glatt, klein und versteckt. Dieses Bild ist auch durch die Pornoindustrie so entstanden."
Viral ging der fragwürdige Beauty-Trend wieder einmal durch Promis: Kim Kardashian redete darüber und auch Tesla-Chef Elon Musk. Statt ihr Gewicht mit mühevollem Workout und gesunder Ernährung zu reduzieren, kauften sie sich einfach teure Diät-Spritzen.
Das Mittel "Ozempic" des Pharmakonzerns Novo Nordisk wurde eigentlich für Diabetes-Typ-2 Erkrankungen entwickelt. Der Wunderwirkstoff darin, der für eine rasche und bequeme Gewichtsabnahme sorgt, heißt Semaglutid. Er sorgt dank Insulinanstieg dafür, dass man sich schneller satt fühlt.
Der "Wunder-Wirkstoff" Semaglutid ist bereits für adipositöse Menschen zugelassen. Mit nur einer Spritze pro Woche verlieren schwer übergewichtige Patient:innen im Schnitt 10 bis 15 Prozent Körpergewicht innerhalb von etwa eineinhalb Jahren. Dies ergaben Studien des Pharmakonzerns Novo Nordisk. Ohne Versicherung kostet eine Monatsdosis in den USA rund tausend Dollar – was auch erklärt, warum es bisher vorwiegend Promis nutzen.
Nebenwirkungen hat die Spritze bei Diabetes-Kranken dennoch – und zwar nicht wenige: Verstopfung, Völlegefühl, Übelkeit, Müdigkeit, Durchfall, Bauchkrämpfe, selten auch Gallensteine und Bauchspeicheldrüsen-Entzündungen gehören dazu. Wie sich die Einnahme von Ozempic auf gesunde Menschen auswirkt, ist bisher noch nicht erforscht.
Botox soll nicht nur dabei helfen, jünger auszusehen, sondern auch mehr Vergnügen beim Sex zu empfinden. Beim "G-Shot" wird der G-Punkt der Frau mit einem Füllstoff wie Hyaluronsäure oder Eigenfett aufgespritzt. Denn der G-Punkt soll eine besonders stark erogene Zone an der Vorderwand der Vagina sein, etwa zwei Zentimeter groß. Ob es ihn wirklich gibt, ist tatsächlich aber wissenschaftlich umstritten.
Durch eine Vergrößerung des G-Punkts soll man beim Sex intensivere Lustgefühle verspüren – so zumindest das Versprechen. Die Sex-Bloggerin Leila Lowfire verriet beispielsweise 2019 in ihrem Podcast "Besser als Sex", sie habe sich den G-Punkt aufspritzen lassen, um einen vaginalen Höhepunkt erleben zu können.
Ungefährlich ist der Eingriff an einer so sensiblen Stelle mit vielen Nerven nicht. Das Einspritzen könne dort sitzende Drüsen, die Harnröhre oder Harnblase beschädigen. Mögliche Folgen davon können Entzündungen, Schmerzen beim Pinkeln sowie Inkontinenz sein. Und das ist das Gegenteil von sexy oder lustvoll.
Ein neuer Trend auf Tiktok begeistert derzeit viele junge Frauen. Unter dem Hashtag #Traptox, auch genannt Barbie-Botox sieht man, wie sich Frauen mehrere Botox-Injektionen pro Seite in den Schultermuskel spritzen lassen. Das Ziel: Einen langen, schlankeren Hals zu bekommen und elegante Schultern – so wie Barbie.
Die begeisterten Influencer:innen und Schönheitschirurg:innen schwärmen von dem Eingriff und preisen seine gesundheitlichen Vorteile an: Neben einem schönen Barbie-Nacken solle das Traptox nämlich auch Schmerzen und Verspannungen im Nacken und Rücken lösen und die Haltung verbessern.