Beschwerdestelle für Lehrkräfte soll Opfer von Diskriminierung schützen
Laut einer aktuellen Erhebung des Robert-Koch-Instituts hat 2025 jede:r sechste Schüler:in in Deutschland Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Nicht immer muss das bedeuten, dass die Kinder selbst gemobbt wurden – oft haben sie selbst auch eine andere Person gemobbt.
In den vergangenen Jahren sind hier Lehrkräfte immer mehr in den Fokus geraten. Immer wieder wurden Fälle von heftigen Mobbingaktionen gemeldet, häufig findet gerade im digitalen Raum eine öffentliche Diffamierung statt.
Neue Beschwerdestelle für Berliner Lehrkräfte
Das Land Berlin führt vor diesem Hintergrund nun eine zentrale Beschwerdestelle ein, bei der Lehrkräfte Benachteiligungen und Diskriminierungen melden können. Damit sollen auch queere Lehrer:innen, die in der Vergangenheit häufig Opfer von Mobbing wurden, besser geschützt werden.
Nach einer Meldung per Mail können die Betroffenen in einem ersten Schritt künftig ein Gespräch mit externen Expert:innen führen, die unabhängig von der eigenen Schule tätig sind und den Vorfall aufnehmen. Die Beschwerdestelle wird dabei von einem erfahrenen Team aus drei Personen geleitet, die früher in der Schulaufsicht tätig waren. Bei Bedarf werden nach einem Erstgespräch weitere beteiligte Personen befragt.
"Mir ist wichtig, dass klar ist: Wer Benachteiligung oder Diskriminierung erlebt, bleibt nicht allein. Die Stelle arbeitet unabhängig, vertraulich und fachkundig", betont Katharina Günther Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie in Berlin, in einer Pressemitteilung.
Neben Diskriminierung wegen Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter und sexueller Identität sollen auch Fälle mit Benachteiligung wegen rassistischer oder antisemitischer Zuschreibung, chronischer Erkrankung, Sprache und sozialem Status betrachtet werden.
Nach queerfeindlichen Beleidigungen: Testlauf startet
Ersten Plänen zufolge sollen die Betroffenen spätestens eine Woche nach dem Erstgespräch eine Rückmeldung zu ihrem Fall bekommen. Bei Bedarf können durch die zuständige Dienstbehörde im Anschluss Maßnahmen eingeleitet werden, die den Schutz der Person stärken.
Nach einem einjährigen Testlauf soll die neue Beschwerdestelle in Berlin evaluiert werden. Noch ist laut Senat nicht klar, ob die Personaldecke von drei Personen für die zu bearbeitenden Fälle dick genug sein wird.
Insgesamt ist nicht offiziell, wie viele Lehrkräfte in Berlin und ganz Deutschland von Diskriminierung betroffen sind. Besondere Aufmerksamkeit erlangte in diesem Jahr ein Fall aus dem Berliner Stadtteil Moabit. Ein homosexueller Lehrer machte öffentlich, dass Schüler:innen ihn an seiner Grundschule wegen seiner Sexualität beleidigt und beschimpft hätten. "Ich lebe in einem Albtraum", sagte er damals.
Welche Maßnahmen in einem Fall wie seinem von der Beschwerdestelle eingeleitet werden könnten, ist noch nicht wirklich ersichtlich. Zumindest deren Vorhandensein dürfte für die Betroffenen aber eine mentale Entlastung darstellen.
