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Italien: Neuer Straftatbestand für Femizid ermöglicht lebenslange Haft

ARCHIV - 29.05.2022, Berlin: Bei einer Demonstration gegen Gewalt an Frauen h
Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen hat Italien ein neues Gesetz verabschiedet, das Femizide betrifft.Bild: dpa / Christophe Gateau
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Italien will Femizide mit lebenslanger Haft bestrafen

Allein in diesem Jahr wurden in Italien mindestens 85 Frauen ermordet. Ministerpräsidentin Meloni spricht von "Barbarei". Das Parlament verabschiedet nun eine Regelung, die Täter endlich härter bestraft.
26.11.2025, 14:5026.11.2025, 14:50

Italien zieht die Konsequenzen aus einer erschreckend hohen Zahl von Frauenmorden: Das Parlament in Rom hat einstimmig beschlossen, Femizid – also den Mord an einer Frau aufgrund ihres Geschlechts – als eigenen Straftatbestand ins Strafrecht aufzunehmen. Die Strafe: lebenslange Haft.

Das neue Gesetz wurde am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen verabschiedet – ein bewusst gewähltes Signal. Bereits im Sommer hatte der Senat zugestimmt, jetzt kann die Regelung offiziell in Kraft treten. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprach von einem "wichtigen Zeichen gegen die Barbarei der Gewalt an Frauen".

Femizid erschütterte Italien

Die Idee eines eigenen Femizid-Paragrafen stand in Italien schon länger im Raum. Doch der brutale Mord an Giulia Cecchettin im November 2023 machte deutlich, wie dringend der Handlungsbedarf ist. Die 22-Jährige wurde von ihrem Ex-Freund Filippo Turetta erstochen, in Müllsäcke verpackt und an einem Seeufer abgelegt. Der Fall dominierte wochenlang die italienischen Medien.

Besonders ein Satz ihrer Schwester Elena brannte sich ins kollektive Gedächtnis: Der Täter sei "kein Monster", sondern der "gesunde Sohn einer zutiefst patriarchalen Gesellschaft", zitiert die BBC die Rede. Ihre Worte lösten landesweite Proteste und Demonstrationen aus – und setzten die Politik unter Zugzwang.

Zwei Jahre später hat das Parlament nun nach einer langen, emotionalen Debatte gehandelt. Italien gehört damit zu den wenigen Ländern weltweit, die Femizid als klar definiertes Verbrechen ins Gesetzbuch aufnehmen.

Femizide sollen endlich sichtbar werden

Der neue Artikel 577 des Strafgesetzbuches sieht lebenslange Haft vor, wenn eine Frau "aufgrund ihres Geschlechts, aus Hass oder zur Unterdrückung ihrer Freiheit" ermordet wurde. Zwar waren solche Strafen auch früher möglich – doch jetzt gibt es eine klare juristische Kategorie.

Laut Statistik wurden allein seit Jahresbeginn mindestens 85 Frauen in Italien ermordet. Die meisten Taten ereignen sich innerhalb der Familie oder im nahen Umfeld. Parallel verschärft das Gesetz die Strafen für Stalking und die Verbreitung gefälschter Videos. Frauenhäuser sollen zusätzlich mehr Geld erhalten.

"Femizide werden klassifiziert, im richtigen Kontext betrachtet – sie werden endlich sichtbar", sagt Richterin Paola di Nicola, eine der Expert:innen hinter dem Gesetz. Ihre Kommission untersuchte 211 Frauenmorde und entdeckte immer wieder dieselben Muster.

Sie kritisiert, dass solche Morde jahrelang romantisiert oder verharmlost wurden: "Von Taten aus 'erschöpfter Liebe' oder 'starker Eifersucht' zu sprechen, ist eine verzerrende, kulturell akzeptierte Erzählung." Mit dem neuen Gesetz werde man in Europa erstmals klar benennen, worum es wirklich geht: Macht und Hierarchie.

Italien schließt sich wenigen EU-Ländern an

Mit dem neuen Straftatbestand reiht sich Italien in eine kleine Gruppe europäischer Länder ein: Zypern, Malta und Kroatien haben Femizid bereits als eigene Kategorie im Strafrecht. Für Italien ist es ein Schritt, der nicht nur juristisch wichtig ist – sondern gesellschaftlich.

Ein deutliches Signal an Täter, aber auch an alle Frauen, die in dem Land leben: Gewalt gegen sie wird nicht länger als "Beziehungstragödie" abgetan, sondern endlich als das erkannt, was es ist.

(Mit Material der dpa)

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