Für viele war es eine Horrormeldung: Südkoreas Behörden ließen am Karfreitag öffentlich verlauten, dass bei 91 Genesenen erneut eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt worden sei. Noch dazu erschien eine neue Studie aus China, laut der 25 aus der Klinik entlassene Menschen wieder positiv getestet wurden.
Dabei hofften alle, dass man nach durchgestandener Virusinfektion wenigstens nicht noch einmal erkranken könne. Womöglich ist die Angst vor einer Doppelinfektion aber verfrüht. Nach derzeitigem Wissensstand bleibe es dabei: Immun sei immun. Meint zumindest Christian Drosten am Dienstag im NDR-Podcast "Coronavirus Update".
Die genannten Fälle seien wissenschaftlich erklärbar und von Laien missinterpretiert, sagt der Berliner Virologe: "Jetzt geht es los, dass Leute diese Veröffentlichungen lesen, die sich nicht im Detail auskennen, und sagen: Was ist denn das?! Das sieht ja aus wie eine Wiederinfektion!" Er erklärt, was wirklich dahintersteckt.
In einer aktuellen Studie aus München wurden die Virus-Ausscheidungen im Zeitverlauf beobachtet, erzählt der Virologe. Und dabei entdeckte man, dass das Covid-19-Virus nicht anhaltend gleichmäßig im Blut zu finden ist.
"Man sieht genau, wie – gerade wenn die Patienten wieder gesund werden – das Virus immer mal wieder für ein paar Tage nachweisbar ist und dann wieder ein paar Tage nicht. Das springt also immer mal über und unter die Nachweisgrenze", sagt Drosten. Das Ergebnis sehe wie Genesung und Wiederinfektion aus, in Wirklichkeit handle es sich dabei aber um ein statistisches Verteilungsphänomen.
Dieser Effekt verstärkt sich umso mehr, je später in der Erkrankung der Patient getestet wird. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Wenn immer weniger Goldfische im Becken sind (und das ist am Ende einer Corona-Erkrankung mit den Viren so), werden die Eimer auch mal zweimal hintereinander leer bleiben.
"Der Patient wird als geheilt entlassen und wenn er zuhause bei Nachkontrolluntersuchungen erneut getestet wird, kann es sein, dass er wieder positiv anschlägt – da habe ich also noch einen Eimer genommen und diesmal war ein Goldfisch drin", so der Wissenschaftler.
Bei der Studie in China wurden 172 Patienten zwei bis drei Tage nach der Entlassung untersucht und zeigten plötzlich wieder Covid-19-Viren auf. "Das Entlassungskriterium waren zwei negative Rachenabstriche hintereinander", erklärt Drosten, der die Studie gelesen hat. "Aber wir wissen genau, dass gerade der Rachenabstrich die Probe ist, die am frühesten negativ wird."
Noch dazu hatten diese 25 Betroffenen besonders schwere Verläufe. "Was für mich darauf hindeutet, dass sie länger im Krankenhaus lagen. Und gerade bei diesen Patienten wissen wir, dass das Virus im Rachen meist schon ganz weg ist."
Die positiven Testergebnisse nach der Entlassung basierten wiederum größtenteils auf Stuhlproben. "Und bei Stuhlproben wissen wir, dass die verlängert positiv bleiben." Die Differenz zwischen dem positiven und negativem Testergebnis ergibt sich also durch die Art des Tests, nicht dem Verschwinden und Wiederkehren des Virus.
(jd)