Eine schlanke Figur ohne Sport und bewusste Einschränkungen im Alltag? Eine Traumvorstellung, mit der in den USA zuletzt auch Stars wie Kim Kardashian oder Tesla-CEO Elon Musk ihre Abnehmerfolge feierten.
Das Mittel hinter dem scheinbar wundersamen Abnehmtrick heißt Wegovy und ist als Injektion seit kurzem auch in deutschen Apotheken erhältlich. Dass hinter dem vermeintlich kleinen Piks aber ein enormer Rattenschwanz an Nebenwirkungen steht, dringt erst langsam an die Öffentlichkeit.
Wegen anhaltendem Erbrechen etwa wurde eine Patientin in den USA komplett dehydriert in die Notaufnahme eingeliefert, zuvor hatte sie von ihrem Arzt Wegovy verschrieben bekommen. Mittlerweile nehme sie das Medikament jedoch seit einem guten Jahr nicht mehr. Die Beschwerden dauerten jedoch an.
"Dieses Medikament hat mir das Leben zur Hölle gemacht", berichtet eine weitere Betroffene aus den USA gegenüber CNN. Wie viele weitere Betroffene berichtet die 37-Jährige von einer mittlerweile diagnostizierten Magenlähmung, die mutmaßlich hervorgerufen oder begünstigt wurde durch Ozempic, der etwas niedriger dosierten Version von Wegovy.
Beide Abnehm-Spritzen enthalten den Wirkstoff Semaglutid, der das Sättigungsgefühl steigert und damit den Appetit der Patient:innen senkt. Die Wirkung des Hormons hält etwa eine Woche an, danach muss eine neue Dosis verabreicht werden. Vom Risiko einer Magenlähmung steht in den Beipackzetteln des Medikaments nichts.
Die häufigste Nebenwirkung von Wegovy ist regelmäßiges Erbrechen. Die American Society of Anesthesiologists warnte zuletzt davor, das Medikament vor einer Operation zu nehmen, da sonst Nahrung unter Narkose erbrochen werden könnte, was lebensgefährlich sein kann.
Wegovy sollte wegen enormer Risiken daher mindestens eine Woche vor einer Operation abgesetzt werden. Ärzt:innen sehen hier ein großes Problem in Bezug auf Operationen heranrollen, da viele Patient:innen die Wegovy-Einnahme aus Scham verschweigen.
Die Hersteller des Medikaments streiten die fehlenden Warnhinweise ab und weisen auf die angegebenen Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen hin. Auch vor verzögerter Magenentleerung wird gewarnt, vor allem in Bezug auf kombinierte Medikamenteneinnahme.
Das regelmäßige Erbrechen nach der Einnahme von Wegovy kann bei Betroffenen nicht nur zu körperlicher, sondern auch zu mentaler Erschöpfung führen. Gegenüber CNN berichtet eine Patientin davon, während der Wegovy-Einnahme mitunter Essen erbrochen zu haben, das sie vor drei Tagen zu sich genommen hatte.
Dramatisch ist an den Nebenwirkungen der Abnehm-Spritzen vor allem, dass sie mit dem Absetzen des Medikaments nicht enden. Zwar wird die Magenentleerung wieder beschleunigt, doch die meisten Patient:innen klagen weiter über chronisches Erbrechen.
Eine akute Magenlähmung tritt in der Regel nur bei Diabetes-Patient:innen auf, die seit Jahrzehnten an der Erkrankung leiden. In vielen Fällen erkennen Ärzt:innen daher zunächst keinen Zusammenhang zwischen der Erkrankung und der Wegovy-Einnahme.
Wegovy ist eigentlich vordergründig zur Behandlung von Menschen mit Adipositas, also starkem Übergewicht, zugelassen. Expert:innen raten zu einer "verantwortungsvollen" Verschreibung erst dann, wenn andere Therapien wie Ernährungsberatung nicht mehr greifen.
In vielen Fällen wurde als Alternative Ozempic verschrieben, das im Regelfall für die Behandlung von Diabetes-Patient:innen gedacht ist. Anfang des Jahres kam es aufgrund des Wegovy-Hypes entsprechend zu Lieferengpässen, die vor allem für Diabetes-Patient:innen gefährlich wurde.
Unter dem Gesichtspunkt des enorm hohen Kaufpreises des Medikamentes wirken die Geschichten aus den USA noch bitterer. Dort kostet eine Monatsration für die höchste Dosis Wegovy umgerechnet etwa 1200 Euro.
In Deutschland liegt der Monatspreis mit etwa 320 Euro entsprechend deutlich tiefer. Ärzt:innen warnen daher umso mehr davor, dem Trend in Spritzenform aus Schlankheitswahn heraus zu folgen.