Hohe Inflation, Fachkräftemangel und geopolitische Ereignisse, die für viel Unsicherheit am Markt sorgen – aktuell ist das Klima für Unternehmensgründungen offensichtlich nicht ideal. Insgesamt 568.000 sind im vergangenen Jahr in Deutschland gezählt worden.
Das war zwar ein Plus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor zwanzig Jahren gab es aber noch deutlich mehr Menschen, die Unternehmen aufbauten: Für das Jahr 2003 notiert der KfW-Gründungsmonitor fast 1,5 Millionen Existenzgründungen. Das erscheint erst mal niederschmetternd.
Doch es gibt auch positive Nachrichten: Mittlerweile interessieren sich immer mehr Frauen für eine Unternehmensgründung. So steht es in einer Auswertung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), über die die Funke-Mediengruppe berichtet.
Demnach seien 43 Prozent der Teilnehmer:innen an DIHK-Gründerberatungen weiblich – ein Rekordwert. Vor zwanzig Jahren habe der Anteil mit 31 Prozent noch bei unter einem Drittel gelegen.
Ein zentraler Antrieb für Frauen, ein Unternehmen zu gründen, sei die Flexibilität, die man durch Selbstständigkeit gewinnen könne. Das gilt gemäß der Auswertung der Kammer für neun von zehn Frauen.
Rund 70 Prozent der Frauen gaben in den Beratungsgesprächen zudem finanzielle Anreize an, die sie motivieren würden, eine Firma zu gründen. Manche Frauen würden zum Beispiel zuerst im Nebenerwerb ein zusätzliches Einkommen erwirtschaften und anschließend den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Immerhin 38 Prozent der Frauen, die sich bei der DIHK zu einer Unternehmensgründung beraten ließen, gaben an, auch aus Mangel an Erwerbsalternativen gründen zu wollen – also wenn beispielsweise die bisherige Jobsuche nicht erfolgreich verlaufen ist.
Ein weiterer Antrieb: Rund ein Drittel der Frauen gab an, mit einer Firmengründung zum Gemeinwohl beitragen zu wollen. Insgesamt vermerkt die DIHK als positive Signale, was das Interesse von Frauen angeht, Unternehmen aufzubauen.
Damit auf die Beratungsgespräche tatsächlich auch Unternehmensgründungen folgen, braucht es allerdings passende wirtschaftliche Rahmenbedingungen.
Das sieht auch die DIHK-Vizepräsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller so: "Wenn Gründende und Start-ups dem Gründungsstandort Deutschland mittlerweile nur noch ein 'ausreichend' verpassen, dann könnten die Warnsignale für die Politik kaum größer sein."
Schoder-Steinmüller fordert deshalb weniger Bürokratie, ein einfacheres Steuerrecht und niedrigere Energiepreise. "Das wollen Gründerinnen und Gründer und darauf sollte die Politik hören", sagt die DIHK-Vizepräsidentin gegenüber der Funke-Mediengruppe.