Über den Fachkräftemangel wird in Deutschland gefühlt alle zwei Wochen aufs Neue diskutiert. Dabei ist das Problem eigentlich schon seit Jahren bekannt: Die deutsche Bevölkerung altert.
Viele Stellen können deshalb nicht nachbesetzt werden. Das führt dazu, dass vielen Unternehmen qualifizierte Fachkräfte fehlen. Und das wiederum hat zur Folge, dass unter anderem die Wettbewerbsfähigkeit leidet.
Gerade im medizinischen Bereich hat der Fachkräftemangel allerdings besonders gravierende Auswirkungen: Wenn Alten- oder Pflegeheime chronisch unterbesetzt sind, können Bewohner:innen beziehungsweise Patient:innen nicht vollumfänglich versorgt werden. Dadurch stehen die Ärzt:innen und Pflegefachkräfte unter enormem Druck.
Für sie gibt es kaum Erholung und Pausen. Stattdessen sind sie mit einer erhöhten Arbeitsbelastung konfrontiert. Das führt unter medizinischem Personal vermehrt zu Übermüdung, Unzufriedenheit oder gar Burnout. Die Aussichten für die kommenden Jahre scheinen düster.
Doch nun gibt es Nachrichten, die zumindest für ein wenig Hoffnung sorgen könnten: In Deutschland sind im vergangenen Jahr erneut mehr ausländische Berufsabschlüsse anerkannt worden. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit.
Demnach sind 2023 über 65.000 positive Anerkennungsbescheide erteilt worden. Das war ein sattes Plus von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2022 waren noch etwas mehr als 52.000 im Ausland erworbene Berufsabschlüsse anerkannt worden.
Laut Statistischem Bundesamt haben sich die Anerkennungen seit 2016 verdoppelt.
Wie bereits in den Vorjahren handelte es sich um besonders viele Abschlüsse in den Bereichen Medizin und Gesundheit, zum Beispiel Pfleger:innen oder Ärzt:innen. Ihr Anteil unter den Anerkennungen lag bei 45.000, also zwei Dritteln.
Danach folgten mit größerem Abstand Anerkennungen in den Berufen Ingenieur:in (3200), Lehrer:in (2300), Erzieher:in und Physiotherapeut:in (jeweils 1700).
Die meisten Abschlüsse wurden laut Statistischem Bundesamt aus der Türkei anerkannt. Zehn Prozent aller Fälle entfielen auf das Land am Bosporus, das waren in absoluten Zahlen 6600.
Auf den Plätzen dahinter folgen Bosnien und Herzegowina und die Philippinen (jeweils 4500), Tunesien (4300) sowie Syrien und Indien (jeweils 3300). Aus der Ukraine wurden 3000 Berufsabschlüsse anerkannt.
Was insgesamt gute Nachrichten sind, zeigt aber zumindest in Bezug auf die Pflege: Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Denn gemäß einer Berechnung des Statistischen Bundesamts werden in zehn Jahren wohl mindestens 90.000 Pflegefachkräfte fehlen.
Bis dahin muss die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse also noch deutlich an Fahrt aufnehmen.