Bücher, Kleidung, Sneaker, Staubsauger, Boxspringbetten, Zimmerpflanzen, Fahrräder oder Drohnen – online kann man wirklich alles kaufen. Die Produkte werden direkt an die Haustür geliefert und wenn es nicht gefällt, bringt man die Pakete eben zur nächsten Poststelle oder lässt sie wieder abholen.
Das führt allerdings auch dazu, dass das Paketaufkommen in Deutschland enorme Dimensionen annimmt: Über vier Milliarden Sendungen sind 2023 hierzulande laut dem Bundesverband Paket und Expresslogistik befördert worden. Das bedeutet: Im Schnitt werden über elf Millionen Pakete pro Tag ausgeliefert.
Das hat unweigerlich Konsequenzen für den Straßenverkehr. Es gibt zwar keine konkreten Zahlen, wie viele Pakete täglich mit dem Auto ausgeliefert werden. Aber der Anteil der Zuliefererwägen ist wohl erheblich.
Um die teils ohnehin überfüllten Straßen zu entlasten, wird in Frankfurt nun ein alternativer Auslieferungsweg getestet: die Straßenbahn.
Verantwortlich ist ein Team von Wissenschaftler:innen der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), die für das Pilotprojekt mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main und dem Versandhändler Amazon zusammenarbeiten.
Der Transport läuft in drei Schritten ab: Zunächst werden die Pakete in einem E-Transporter von einem Amazon-Versandzentrum in Raunheim zum Frankfurter Stadtrand gebracht. Dort werden sie in eine Gütertram umgelagert und dann in die Innenstadt transportiert.
Von dort aus werden die Päckchen und Pakete dann mit elektrisch betriebenen Lastenrädern an die jeweiligen Empfänger:innen ausgeliefert. Die Straßenbahn soll bei der Paketzustellung quasi die "letzte Meile" übernehmen.
Deshalb trägt das Forschungsprojekt auch den Namen "LastMile Tram Rhein Main V".
Die Frankfurt UAS hat schon 2020 festgestellt, dass man bei diesem dreistufigen Zustellverfahren mit der Tram 57 Prozent der CO₂-Emissionen einsparen könne.
Laut dem heutigen Hochschulpräsident Kai-Oliver Schocke könne man so pro Jahr knapp 200 Tonnen Kohlenstoffdioxid einsparen, wenn man 89 Fahrten auf die Schiene verlagere. So viel CO₂ würden 77 Autos mit einer Laufleistung von 13.500 Kilometern jährlich ausstoßen.
"Wir erhoffen uns, das Konzept in Zukunft dauerhaft in Frankfurt etablieren zu können und auch an weiteren Standorten umzusetzen, um so den Straßenverkehr in Großstädten deutlich zu entlasten", erklärt Schocke.
Bisherige Simulationsergebnisse hätten sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile gezeigt.
Zur Wahrheit gehört aber auch: In anderen Städten wurde die Auslieferung von Paketen mit der Tram bereits getestet, zum Beispiel in Dresden oder Schwerin. Und laut "Hessenschau" sind die Gütertrams dort nach einer Probephase wieder eingestellt worden, oftmals aus Kostengründen.