Dentophobie, Dentalphobie oder Odontophobie – die Angst vor einer Behandlung in einer Zahnarztpraxis hat viele Namen. Meist geht sie auf negative Erfahrungen in der Vergangenheit zurück. Viele Betroffene meiden deshalb jahrelang einen Besuch beim Zahnarzt oder der Zahnärztin.
Studien liefern unterschiedliche Ergebnisse, aber schätzungsweise leiden fünf bis 20 Prozent der deutschen Bevölkerung (in unterschiedlicher Ausprägung) unter der Angst vor einer zahnärztlichen Behandlung. Irgendwann ist ein Besuch in der Praxis aber unumgänglich.
Manche versuchen dann ihre Angst, durch bestimmte Medikamente oder Meditation zu überwinden. Andere hören zur Beruhigung Musik oder probieren es mit Hypnose. In Extremfällen lassen sich Angstpatient:innen sogar auf eine Vollnarkose ein.
Eine Zahnärztin aus Gießen geht nun einen anderen Weg. In ihrer Praxis begleitet eine Hündin die Patient:innen, die große Angst vor einer Behandlung haben. "Bei dem Kontakt mit Hunden wird das Wohlfühlhormon Oxytocin ausgeschüttet. Es senkt Puls und Blutdruck, das ist wissenschaftlich erwiesen", erklärt die Zahnärztin Ina Zöller gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Die Hündin Anouk, ein Australian Shepherd, "arbeitet" jede Woche einen Vormittag in der Praxis und begleitet je zwei Patient:innen. Laut dpa hat sich seit ihrem ersten Einsatz im vergangenen Jahr ein Ritual eingebürgert.
Demnach begrüßt die Hündin die Betroffenen bereits im Wartezimmer, und zwar mit einer Pfote. Anschließend begleitet sie die Menschen ins Behandlungszimmer und legt sich hinter den Stuhl.
Dort können die Angstpatient:innen sie zwar nicht sehen, sobald sich die Behandlung aber dem Ende neige, würde Anouk aufstehen und sich ihnen wieder zuwenden. Zum Abschluss gibt die Hündin dann noch einmal Pfote.
Die tierische Begleitung scheint tatsächlich eine beruhigende Wirkung zu haben. Gegenüber der dpa berichtet eine Patientin vom ersten Aufeinandertreffen mit der Hündin: "Sie hat mich so lieb angeguckt. Meine Panik vor der Behandlung, dem Ausgeliefertsein, war verflogen."
Zahnärztin Zöller hat Anouk für ihren Einsatz in der Praxis vorab als Therapiehund ausbilden lassen und zusätzlich eine Genehmigung des Veterinäramts eingeholt. Dabei sei zum Beispiel überprüft worden, ob der Hund einen Ruheplatz habe.
Die Landeszahnärztekammer kann auf Anfrage der Nachrichtenagentur von keinen anderen Therapiehunden in hessischen Zahnarztpraxen berichten. Mit Blick auf die Praxishygiene halte sie den Einsatz von Tieren aber für "nicht unproblematisch".
Zumindest die Patientin scheint in der Hinsicht keine Bedenken zu haben. Seit ihrem ersten Kennenlernen sei das Tier jedes Mal dabei, wenn sie einen Termin in der Gießener Praxis habe.