
Telefonieren gegen die Einsamkeit: ein Teil des schwedischen Pilotprojekts.Bild: dpa-tmn / Christin Klose
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Struggles mit der Freundschaftspflege? Relatable. Ein schwedischer Konzern will dem jetzt mit einem ungewöhnlichen Pilotprojekt entgegenwirken: Mitarbeitende sollen künftig während der Arbeitszeit bezahlte Check-ins mit Freund:innen machen dürfen – als Maßnahme gegen Einsamkeit.
30.07.2025, 14:3030.07.2025, 14:30
Schweden gilt weltweit als eines der Länder mit der höchsten Lebensqualität, auch die Menschen dort gelten im weltweiten Vergleich als besonders glücklich. Trotzdem ist auch in Schweden Einsamkeit ein verbreitetes Problem. Doch anders als in anderen Ländern sieht die Regierung das nicht als individuelles Versagen, sondern als gesellschaftliche Herausforderung – und geht entsprechend aktiv dagegen vor.
So ist die Regierung bemüht, Orte der sozialen Begegnung zu schaffen. Um der spezifischen Einsamkeit von jungen Menschen entgegenzuwirken, sollen sie künftig Geldkarten erhalten, mit denen sie Freizeitaktivitäten in Gruppen buchen können. So sollen gerade sozial benachteiligte junge Menschen besser eingebunden und Isolation vermieden werden.
Schweden: Arbeitgeber gibt Angestellten Zeit für ihre Freunde
Darüber hinaus kündigte nun eine schwedische Apothekenkette ein Projekt der besonderen Art an: 15 Minuten in der Arbeitswoche werden der Freundschaftspflege eingeräumt – und das soll sogar bezahlt werden.
Der Leiter der Apothekenkette erklärt "Deutschlandfunk Nova" den Sinn hinter der Aktion: "15 Minuten reichen aus für ein oder zwei Telefonate. Und es geht einfach darum, zu sagen: 'Hey, ich denke gerade an dich. Lange nicht mehr gesehen. Wie geht's dir?"
Die an dem Projekt beteiligte Apothekenkette erklärt, dass durch die "Freundschaftszeit" zwar Arbeitszeit verloren gehe, dafür aber die Mitarbeitenden zufriedener und dadurch auch motivierter seien.
Bezahlte Freundschaftspflege: So sehen Deutsche das Projekt
Der WDR befragte Menschen in Nordrhein-Westfalen, was sie von der Idee halten würden. Das Ergebnis fiel überwiegend positiv aus: "Find ich cool. Das hätten wir gerne hier in Deutschland auch", erklärte ein:e Passant:in.
"Fänd ich schon voll geil. Zeit mit deinen Freunden zu verbringen und du wirst trotzdem bezahlt dafür. Besser geht's nicht."
Passantin laut WDR.
Ob das tatsächlich in Deutschland eine Option sein könnte, bezweifelt eine Befragte: Den deutschen Arbeitgeber:innen gehe es "mehr um Geld als um die Glücklichkeit" der Arbeitnehmer:innen.
Eine andere Person sieht das Problem vor allem in der Bezahlung: Wenn Jobs besser vergütet wären, müsse man weniger arbeiten – und hätte dadurch automatisch mehr Zeit für soziale Kontakte.
Dass Einsamkeit und Einkommen zusammenhängen, bestätigt auch der Wissenschaftler Stefan Stuth. Er arbeitete unter anderem an der Studie "Einsamkeit in der zweiten Lebenshälfte". Der Deutschen Welle erklärt der Forscher:
"Je niedriger das Haushaltseinkommen ist, desto höher ist die Einsamkeit. Wer nur ein geringes Einkommen und geringe finanzielle Ressourcen hat, der hat weniger Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Das wiederum begünstigt die soziale Isolation."
Auch in Deutschland: Einsamkeit bleibt großes Problem
Einsamkeit macht krank – körperlich wie psychisch. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) erhöht sie das Risiko für zahlreiche Erkrankungen: Hirnschläge, Herzinfarkte, Diabetes, Depressionen, Angstzustände und Suizid.
An den Folgen von Einsamkeit sterben weltweit laut dem ZDF jede Stunde etwa 100 Menschen. Das sind jährlich rund 871.000 Todesfälle.
Dabei ist das Phänomen längst kein Einzelfall. Sechs von zehn Menschen haben bereits Erfahrungen mit Einsamkeit gemacht.
Auch in Deutschland ist das Thema präsent – besonders unter jungen Menschen: zehn Prozent fühlen sich "stark einsam", 35 Prozent "moderat einsam". Nur knapp mehr als die Hälfte der Befragten in der Bertelsmann Studie gibt an, sich "nicht einsam" zu fühlen.
Die Auswirkungen zeigen sich auch hier gravierend. Denn einsame Teenager:innen haben dem ZDF zufolge eine um 22 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, schlechtere Noten als ihre Mitschüler:innen zu bekommen. Entsprechende Gegenmaßnahmen könnten also auch hierzulande positive Auswirkungen haben.
Venedig hadert mit dem Massentourismus und wettert gegen Gäste, die wenig Geld und noch weniger Interesse mitbringen. Ein Vorschlag sorgt nun für Streit: 100 Euro Eintritt für Menschen mit Supermarktbaguette.
Venedig ist wie ein gutes Restaurant, das nur noch Gäste hat, die Leitungswasser bestellen. Die Stadt füllt sich zuverlässig, täglich, restlos – aber niemand will zahlen, keiner liest die Speisekarte, und am Ende fotografieren alle die Rechnung. Der Chef des Vereins Piazza San Marco, Setrak Tokatzian, nennt den Tourismus "obszön". Was er meint: zu viele Gäste mit zu wenig Haltung. Und mit leeren Taschen.