Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland ein schwerwiegendes Problem. Jede dritte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexueller Gewalt betroffen. In den allermeisten Fällen sind die Täter mit den Opfern bekannt. Doch auch Sicherheit im öffentlichen Raum ist ein Problem.
Dass das Sicherheitsempfinden von Frauen zurückgegangen ist, zeigt eine aktuelle Umfrage aus Hannover. Demnach vermeiden 80,4 Prozent der Frauen nachts Unterführungen. Mit 79,8 Prozent fühlen sich besonders junge Menschen im Bereich um den Hauptbahnhof unsicher.
Ein Pilotprojekt der Bundespolizei, die für die Sicherheit an Bahnhöfen zuständig ist, soll nun am Berliner Ostbahnhof dafür sorgen, dass Frauen besser geschützt und Täter leichter zur Anzeige gebracht werden.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat am Donnerstag am Berliner Ostbahnhof die erste rund um die Uhr besetzte Anlaufstelle der Bundespolizei für gewaltbetroffene Frauen eröffnet.
"Niemand sollte sich schämen, Opfer von Gewalt geworden zu sein", erklärte Faeser am Donnerstag. "Wir wollen deshalb die Hemmschwelle für Betroffene senken, Hilfe zu suchen und Anzeige zu erstatten."
An der Anlaufstelle am Ostbahnhof könnten sich gewaltbetroffene Frauen nun an "speziell geschulte, erfahrene und sensible Beamtinnen der Bundespolizei" wenden und dort Anzeige erstatten, erklärte Faeser weiter.
Faeser äußerte zudem die Hoffnung, dass sich Frauen durch das Angebot "schneller der Polizei anvertrauen können" und mehr Straftäter "zur Verantwortung gezogen" werden. Nach Angaben des Innenministeriums soll im Jahresverlauf eine weitere Anlaufstelle bei der Bundespolizeiinspektion am Hauptbahnhof Köln eröffnet werden.
Häusliche Gewalt nimmt hierzulande zu, wie aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht, die im Juni veröffentlicht wurde. Mehr als 256.000 Menschen wurden demnach 2023 in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt, 70 Prozent davon waren Frauen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt stieg im Vergleich zum Vorjahr um sechseinhalb Prozent. Damit setzt sich der Trend weiter fort. Innerhalb von fünf Jahren stieg die Zahl von häuslichen Gewaltdelikten um 20 Prozent.
In zwei Drittel der Fälle handelt es sich um Gewalt innerhalb einer (Ex-)partnerschaft, bei einem Drittel um Gewalt in der Familie. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um vorsätzliche einfache Körperverletzung (59,1 Prozent), Bedrohung, Stalking oder Nötigung (24,6) sowie um gefährliche Körperverletzung (11,4).
Bundesfamilienministerin Lisa Paus kündigte im Rahmen der Vorstellung des Lagebilds "Häusliche Gewalt" ein Gewalthilfegesetz an, das niedrigschwellige Unterstützungsangebote ausbauen und Betroffenen einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Schutzunterkunft garantieren soll.
(Mit Material von dpa)