"Wir wollen eine tabakfreie Generation in Europa." Mit diesen Worten begründete EU-Kommissarin Helena Dalli ihre Empfehlung für ein Rauchverbot im Freien. Ende November stimmte das Parlament mehrheitlich dagegen, allen Mitgliedsstaaten ein solches nahezulegen.
Hintergrund der Debatte war vor allem der Jugendschutz im Zusammenhang mit den verheerenden Gesundheitsschäden bei regelmäßigem Nikotinkonsum. "Jedes Jahr sterben in der EU 700.000 Menschen aufgrund des Tabakkonsums", erklärte auch Dalli damals.
In Mailand hat man sich das Ganze aber nun auch ohne Empfehlung zu Herzen genommen und setzt zum 1. Januar 2025 ein Rauchverbot im Freien um – allerdings nicht nur aus Gründen des Jugendschutzes.
Konkret besagt das neue Gesetz, dass in der zweitgrößten Stadt Italiens im öffentlichen Raum künftig nur noch geraucht werden darf, wenn ein Abstand von zehn Metern zu anderen Personen eingehalten wird. In Parks, Sport- und Spielplätzen, sowie an Haltestellen ist das Rauchen bereits seit 2021 untersagt.
Mit dem ab sofort geltenden Verbot ist das Rauchen auch auf Straßen und Wegen untersagt, nur isolierte Zonen sind dafür vorgesehen.
Wer sich dennoch beim Rauchen an öffentlichen Plätzen erwischen lässt, riskiert eine Strafe von bis zu 240 Euro. Wie die Kontrollen des neuen Gesetzes aussehen werden, ist bisher allerdings unklar.
Die Stadt begründet die nun in Kraft tretende Verordnung mit einer dringend notwendigen Verbesserung der Luftqualität. Im landesweiten Vergleich ist diese in der Millionenstadt, die auch bei Tourist:innen beliebt ist, besonders schlecht. Laut einer Studie der Umweltagentur Arpa Lombardia ist Rauchen dabei für sieben Prozent der Feinstaubemissionen in der zugehörigen Region verantwortlich.
Andere Orte diskutieren mittlerweile ebenfalls auch ohne EU-Empfehlung über entsprechende Rauchverbote. Einzelne Gemeinden in Deutschland haben sich etwa dazu entschieden, auf öffentlichen Veranstaltungen ein Rauchverbot auszusprechen. Auch in New York City gilt seit 2011 im öffentlichen Raum eine solche Regelung.
Kritik an dem Verbot kommt in Mailand zum einen von Gewerbetreibenden, etwa in Tabakgeschäften und Gastronomie. Theoretisch gilt das Rauchverbot nämlich auch für Außenbereiche von Bars und Restaurants.
Zudem halten viele den ausschließlichen Bezug auf herkömmliche Zigaretten für falsch. E-Zigaretten etwa dürfen auch in Mailand weiter im öffentlichen Raum konsumiert werden.
Zwar sinkt die Zahl an Raucher:innen in den vergangenen Jahren weltweit. Dennoch sind laut Statista in Deutschland 15 Prozent der Todesfälle direkt auf Folgen des Rauchens zurückzuführen. Weitere zwei Prozent entfallen auf die Folgen von Passivrauchen.