Ob mit dem Auto, beim Sport oder beim Reiten: Ein Unfall kann gravierende Folgen haben. Zum Beispiel im Falle eines Genickbruchs. Bei einer solchen Verletzung an der Wirbelsäule und in der Nähe des Kopfes ist mitunter mit dem Schlimmsten zu rechnen. Bei einem Genickbruch kann etwa das Hals- oder Rückenmark beschädigt werden. Infolgedessen kann er zu Lähmungen oder zum Tod führen.
Treten nach einem Genickbruch Lähmungen auf, bedeutet das massive Einschränkungen für die Betroffenen. Forschende haben nun eine neue Behandlung entwickelt, um ihnen wieder mehr Bewegungsfreiheit zurückzugeben.
Bei der Behandlungsmethode wird mit elektrischen Impulsen gearbeitet, wie die BBC berichtet. Elektroden werden dabei um den betroffenen Bereich an den Patient:innen angebracht. Das Prinzip: Die Stromimpulse verstärken die Impulse, die das Gehirn über die Nerven an Arme und Beine sendet.
Die neue Methode wurde in einer Studie an 60 Betroffenen getestet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Bei 43 von ihnen soll sich eine gewisse Verbesserung bei der Nutzung ihrer Hände und Arme gezeigt haben.
Eine der Patient:innen ist Melanie Reid. Die 67-Jährige brach sich vor 14 Jahren durch einen Reitunfall das Genick, wodurch ihre Hände und Arme eingeschränkt waren. Die linke Hand konnte sie überhaupt nicht mehr bewegen.
Zwei Monate wurde sie mit der neuen Methode in Kombination mit einer intensiven Physiotherapie behandelt. Reid berichtet, dass diese zu dauerhaften kleinen Verbesserungen geführt habe – eine Erleichterung für ihren Alltag. Sie könne nun wieder den Sicherheitsgurt mit ihrem linken Daumen öffnen, kleine Dinge aufheben oder eine Tasse Kaffee heben.
Ist das Gerät mit den Stromimpulsen eingeschaltet, haben die meisten Teilnehmer:innen der Studie eine bessere Bewegungsfreiheit, heißt es im Bericht. Bei den langfristigen Verbesserungen ist hingegen unklar, worauf sie zurückzuführen sind: ob auf die neue Behandlungsmethode mit elektrischen Impulsen oder auf die Ergotherapie.
Der Chirurg und Professor für Neurologie am University College London, Robert Brownstone, erklärt, dass auch die neue Hoffnung durch die Teilnahme einen Unterschied machen könne. Brownstone ist allerdings nicht Teil des Forschungsteams.
Melanie Reid erzählt weiter, dass sie einige Dinge – zum Beispiel auch das Hochheben von Gegenständen – nur bei eingeschaltetem Gerät machen könne. Trotzdem bemerke sie, dass sie nun dauerhaft mehr Kraft habe. "Ich kann die Verbesserungen nicht nur auf die Elektrostimulation zurückführen, aber ich habe das Gefühl, dass sie dadurch beschleunigt und gefördert wurden", berichtet sie.
Die Forschenden arbeiten daran, dass die neue Behandlungsmethode in Krankenhäusern in den USA zugelassen wird.