
Homeoffice ist für viele Arbeitnehmer seit der Corona-Pandemie Normalität.Bild: iStockphoto / Jelena Danilovic
Good News
Das Homeoffice ist wohl eine der wenigen positiven Errungenschaften, die sich während der Corona-Pandemie etabliert haben. Während der plötzliche Übergang zur Arbeit vorm heimischen Computer im März 2020 in vielen Unternehmen einigermaßen chaotisch verlief, ist das heute bei vielen Arbeitnehmer:innen gang und gäbe.
Dennoch machten in den letzten Wochen immer wieder Unternehmen Schlagzeilen, die ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro holen wollen. Beim Softwareunternehmen SAP etwa läuft seit Monaten ein Streit zwischen dem Vorstand und dem Betriebsrat um die Ausgestaltung der Remote-Arbeit.
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Die Unternehmensführung hatte zum 1. Juni die Homeoffice-Regeln verschärft und mindestens drei Büro-Tage angeordnet. Der Betriebsrat zog mit einer einstweiligen Verfügung vor das Arbeitsgericht. Nun soll eine innerbetriebliche Schlichtungsstelle eine Lösung finden.
Dass Deutschlands wertvollstes Unternehmen jedoch eher die Ausnahme bei der Abschaffung vom Homeoffice bildet, beweist eine Umfrage, die das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) jetzt veröffentlicht hat.
"Homeoffice bleibt fest verankert"
Demnach wollen drei von vier Unternehmen, in denen Homeoffice grundsätzlich möglich ist, es unverändert beibehalten. Nur vier Prozent wollen die Arbeit von zu Hause komplett abschaffen. Der Anteil der Firmen, die strengere Vorgaben planen oder aber umgekehrt die Regeln lockern wollen, hält sich mit elf und zwölf Prozent die Waage.
„Diese Ergebnisse widerlegen die Auffassung, dass der Trend zurück in die Büros geht“, sagt ifo-Forscher Jean-Victor Alipour in einer Pressemitteilung des Instituts. Die öffentliche Berichterstattung konzentriere sich auf einzelne Unternehmen, in denen Homeoffice zurückgefahren werden soll.
"Das überzeichnet die tatsächliche Entwicklung", betont Alipour. Neben SAP wollen etwa auch Volkswagen und die Deutsche Bank wieder auf mehr Präsenz setzen.

Das ifo Institut führte regelmäßig Umfragen unter Unternehmen durch.Bild: dpa / Peter Kneffel
Laut der Umfrage ist Homeoffice grundsätzlich in 79 Prozent der Unternehmen machbar. Besonders häufig ist das bei Großunternehmen möglich (93 Prozent). Bei kleinen und mittleren Unternehmen sind es 75 Prozent.
Die Möglichkeit zum Homeoffice unterscheidet sich je nach Sektor: So können das 82 Prozent der Dienstleistungs- und 89 Prozent der Industrieunternehmen ihren Beschäftigten anbieten. Bei Bau- und Handelsunternehmen sind es nur 40 Prozent.
"Es ist unbestritten, dass Präsenzarbeit dem Homeoffice in manchen Aspekten überlegen ist. Strengere Regeln durch eine stärkere Koordinierung von gemeinsamen Präsenzzeiten können das Homeoffice insgesamt produktiver gestalten", sagt Alipour.
Der Wissenschaftler hält fest: "Homeoffice ist und bleibt in Deutschland fest verankert. Die Uhren drehen sich nicht auf 2019 zurück."
Wohl kein Rechtsanspruch auf Homeoffice
Einen Rechtsanspruch auf Homeoffice gibt es bisher nicht, auch wenn das Vorhaben im Koalitionsvertrag der Regierung steht. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hatte wiederholt einen Anspruch auf 24 Tage Homeoffice vorgeschlagen, sofern nicht dringliche Gründe dagegen sprechen.
In der von ihm eingesetzten "Politikwerkstatt Mobile Arbeit" diskutierten ein Jahr lang Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen über die Ausgestaltung hybrider Arbeit.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hatte einen Rechtsanspruch auf Homeoffice vorgeschlagen.Bild: imago images / photothek
Die Arbeitgeberseite setzte sich durch: Von einem Rechtsanspruch auf Homeoffice war bei der Vorstellung des Abschlussberichts keine Rede mehr, wie der "Tagesspiegel" berichtet.
Die FDP sei derzeit nicht bereit, Unternehmen mit weiteren Vorschriften zu belasten, schreibt die Zeitung. Ein Recht auf Homeoffice ist daher in dieser Legislaturperiode vom Tisch, auch wenn die Grünen das Vorhaben weiterhin umsetzen wollen.
So müssen sich Arbeitnehmer:innen beim Homeoffice vorerst weiter auf die Gunst der Arbeitgeber:inn verlassen. Bisher scheinen die meisten großzügig zu sein.
(Mit Material von dpa)
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