Während aufsteigender weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle eine frohe Botschaft verkündet, wie wir zuletzt gelernt haben, nämlich dass ein neuer Papst gewählt worden ist, zeugt weißer Rauch in den allermeisten anderen Fällen nur von Lungenkrebs und schlechtem Atem. Immerhin: Der Rauch, der sich wie ein roter Faden durch die französische Kulturgeschichte zieht, verblasst allmählich. Das entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie.
Ausgerechnet Frankreich, das Land mit dem vermutlich romantischsten Verhältnis zum Nikotin, möchte nun das Rauchen verbieten, zumindest an öffentlichen Orten wie Parks, Bushaltestellen und vor Schulen. Tief im kulturellen Bewusstsein verankert sind Jean-Paul Belmondo, der bei Jean-Luc Godard mit Gauloises im Mundwinkel durch die Straßen von Paris schlendert oder Alain Delon, der maßgeblich das Bild von dampfenden Intellektuellen etablierte.
Man muss es in aller Deutlichkeit sagen: Gut, dass diese romantisierte Darstellung des Rauchens mitsamt seiner Verklärung vorbei ist. Selbst Ernest Hemingway, der Archetyp des Schriftstellers, der in verrauchten Cafés über das Leben sinnierte, sah ein: "Zigaretten riechen so furchtbar, wenn man eine Nase hat, die wirklich riechen kann."
Nun hat die französische Regierung ein neues Gesetz auf den Weg gebracht, wie die französische Gesundheits- und Familienministerin Catherine Vautrin der Zeitung "Ouest-France" mitteilte: "An Orten, an denen sich Kinder aufhalten, muss der Tabak verschwinden", sagte Vautrin. Die Freiheit zu rauchen "endet dort, wo das Recht der Kinder auf saubere Luft beginnt".
Das neue Gesetz tritt am 1. Juli in Kraft. Wer sich nicht daran hält, zahlt 135 Euro. Nicht betroffen vom Verbot: Terrassen von Cafés. Dort darf weiterhin gezogen, gepafft und gestikuliert werden.
Auch E-Zigaretten bleiben zunächst erlaubt, doch Vautrin kündigt bereits an, deren Nikotingehalt sowie die Anzahl an Geschmacksrichtungen regulieren zu wollen. Die Durchsetzung des Verbots soll durch die reguläre Polizei erfolgen, jedoch betonte Vautrin, dass sie stark an "Selbstregulierung" glaube.
Die Zahlen sprechen ohnehin eine klare Sprache: Laut dem französischen Observatorium für Drogen und Drogensucht greifen heute nur noch 23,1 Prozent der Französinnen und Franzosen täglich zur Zigarette. So wenig wie nie zuvor. Seit 2014 ist der Anteil um mehr als fünf Prozentpunkte gesunken. Allerdings sterben in Frankreich noch immer über 75.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, was rund 13 Prozent aller Todesfälle entspricht.
Dabei wurde der Nikotin-Auszug schon vor Jahren eingeleitet: Seit 2008 gilt in Restaurants und Nachtclubs ein striktes Rauchverbot. Ein landesweiter Bann für Parks, Strände und öffentliche Plätze war eigentlich bereits für 2024 vorgesehen, doch das entsprechende Dekret blieb aus.
Was die Politik nicht geliefert hat, haben viele Kommunen eigenmächtig umgesetzt: Mehr als 1.500 Gemeinden haben das Rauchen in öffentlichen Bereichen längst untersagt, an Hunderten Stränden ist das Qualmen schon seit Jahren passé.
Von der Bevölkerung ist das Vorhaben ohnehin gedeckt. Eine aktuelle Umfrage der Krebshilfeorganisation La Ligue Contre le Cancer zeigt: Fast 80 Prozent der in Frankreich lebenden Menschen unterstützen ein Rauchverbot an Orten wie Wäldern, Stränden und Parks.