Wer sich traut, Carsten Linnemann und Friedrich Merz nach dem Schulabschluss tief in die vorwurfsvollen Augen zu schauen, sich dem Arbeitsdogma der neuen Bundesregierung allen Ernstes widersetzt und den lieben Gott erst einmal einen guten Mann lassen möchte, anstatt Deutschland aus der Rezession zu schaufeln, der fährt vielleicht Bahn. Weg hier, in ein Land, in dem die geforderte Erhöhung der Arbeitszeit vermutlich zu lichterloh brennenden Autos am Stadtrand führen würde. Nach Frankreich vielleicht, da soll es schön sein.
Viele Schüler:innen nutzen deshalb nach dem Ende ihrer Schulzeit die Gelegenheit, Europa zu erkunden, und fahren mit dem Zug von Oldenburg oder Kassel nach Neapel oder Marseille. Eine Option dafür ist Interrail und wird immer populärer. Die Deutsche Bahn bietet spezielle Tickets dafür an, die EU verlost jährlich welche. Nur läuft das nicht immer reibungslos ab.
Die gute Nachricht: Eine Initiative der DB möchte Zugreisen durch Europa nun grundlegend erleichtern.
In Zukunft soll es möglich sein, internationale Fahrten innerhalb Europas zentral über das Ticketsystem der Deutschen Bahn zu buchen. Das Unternehmen verspricht, dass Kund:innen bis 2026 "Tickets aller großen Bahnen unserer Nachbarländer direkt über bahn.de und die App DB Navigator kaufen können."
Eine internationale Fahrt soll dann genauso einfach zu buchen sein wie eine nationale, sagt Fernverkehrsvorstand Michael Peterson.
Bereits ab Herbst sollen die ersten Fahrten buchbar sein, zunächst nach Österreich und in die Schweiz. Peterson sagt: "Wir gehen davon aus, dass bis Ende nächsten Jahres Europa nahezu flächendeckend entsprechend angebunden ist."
Bislang – davon können nicht nur Interrail-Reisende ein Lied singen – waren europäische Zugreisen nicht selten ein Wirrwarr verschiedener Apps, Dienstleister und Fahrgastunternehmen. Grenzüberschreitende Tickets mussten häufig einzeln gekauft werden.
Das ist nicht nur umständlich, sondern führt auch dazu, dass Kund:innen bei verspäteten Zügen neue Tickets kaufen mussten. Weil die Fahrgastrechte bei verpassten Anschlüssen nicht greifen, hatten die Betroffenen keinen Anspruch auf Entschädigung. Das soll jetzt der Vergangenheit angehören.
Schon vor Jahren haben sich europäische Bahnen auf die Einführung eines Schnittstellenstandards verständigt. Der macht es möglich, dass die DB Zugriff auf das komplette Ticket-Portfolio der entsprechenden Bahnen hat und umgekehrt.