Das Bewusstsein für die Menstruation und damit einhergehende Beschwerden nimmt in den vergangenen Jahren in vielen Ländern weiter zu. So erließ Spanien erst 2023 ein Gesetz, durch das Frauen während ihrer Periode mehrere Tage im Monat Anspruch auf zusätzliche Krankentage erhalten.
Auch in Taiwan gibt es eine ähnliche Regelung, hier bekommen die betroffenen Frauen in diesem Fall allerdings nur einen Anteil ihres Lohns ausgezahlt.
In jedem Fall muss die Person beim Arbeitgebenden ein offizielles ärztliches Attest vorlegen, um die zusätzlichen Krankentage nehmen zu dürfen. Ein solcher hat in China nun für einen Vorfall gesorgt, der eher wenig Verständnis für Menstruationsbeschwerden vermuten lässt.
Eine Studentin des Gengdan Instituts der Universität Peking hatte auf Social Media kürzlich ein Video gepostet, das für viel Aufregung sorgt. Darin spricht sie mit einer medizinischen Mitarbeiterin über eine Krankschreibung wegen gesundheitlicher Einschränkungen während ihrer Periode. Die Aufnahme ist laut BBC in den Räumen des Instituts entstanden.
Wie aus dem Video hervorgeht, war das reine Gespräch für eine Krankschreibung aber offenbar nicht ausreichend. Demnach wurde die junge Frau dazu aufgefordert, ihre Hose auszuziehen. So wollte die Mitarbeiterin kontrollieren, ob die Patientin tatsächlich ihre Periode hatte.
"Müssen alle Menstruierenden ihre Hose ausziehen, bevor sie eine Krankschreibung bekommen können?", fragt die Betroffene in dem Video.
Auch die Antwort der Mitarbeiterin war darin zu hören: "Grundsätzlich ja. Das ist eine Regel der Uni." Das Gengdan Institut bestätigte in einem später gelöschten Statement, dass die Mitarbeiterin tatsächlich "dem Protokoll gefolgt" sei.
In der Erklärung geben die Verantwortlichen der Universität an, dass der Vorfall in dem Video verzerrt worden sei und man damit zu rechtlichen Schritten befugt sei.
Mittlerweile wurde auch das Video gelöscht. Laut BBC soll der vermeintliche Account der Studentin zudem für 30 Tage deaktiviert worden sei. Demnach wurde das entsprechende Video als "pornografischer Inhalt" klassifiziert.
Auf Social Media hat das Video jedoch längst Wellen geschlagen. "Mein Kopf tut weh, muss ich jetzt meinen Schädel öffnen?", schreibt ein Nutzer ironisch. Ein anderer schlägt vor, direkt benutzte Binden auf einen Klebezettel zu kleben und mit in die Praxis zu bringen.
Gegenüber dem Lokalmedium "Dute News" äußert sich auch eine Mitarbeitende der Universität. Als Grund für den ungewöhnlichen Ablauf nannte sie die Sorge, dass Studierende nur vorgeben würden, ihre Periode zu haben.
"Wenn sie sich Sorgen machen, dass Studentinnen ihre Periode mehrmals im Monat als Ausrede benutzen, warum führen sie dann nicht einfach Protokoll darüber?", schrieb hierzu eine Nutzerin auf Weibo, der chinesischen Variante von Tiktok.
Es ist nicht der erste Vorfall, bei dem chinesische Universitäten versuchen, ihre Studierenden zu kontrollieren. Im vergangenen Jahr wurde in einigen Einrichtungen das Anbringen von Vorhängen an den Betten der Schlafsäle verboten.
Die mittlerweile gelöschte Aufnahme aus dem Gengdan Institut sorgt aber vor allem für Aufsehen, weil sie ein fehlendes Bewusstsein für die Menstruation erkennen lässt. "Die Menstruation ist bereits ein intimes Thema für Frauen. Durch Regeln wie diese werden sich die Studierenden sehr unwohl fühlen", heißt es in einem Beitrag bei "China National Radio".
Einer Erhebung der AOK zufolge waren in Deutschland zwei Drittel der menstruierenden Frauen im Alter von 14 bis 50 Jahren von Periodenkrämpfen betroffen. 28 Prozent von ihnen gab an, dass sie deshalb in jedem Zyklus Schmerzmittel einnehmen müssten.