
Kartoffeln können nach einer Infektion praktisch nicht mehr vermarktet werden.Bild: dpa / Frank Hammerschmidt
Klima & Umwelt
Die Schilf-Glasflügelzikade macht sich auf den Feldern in Deutschland breit und infiziert Nutzpflanzen mit Bakterien. Expert:innen sind besorgt, denn das Insekt lässt sich kaum aufhalten.
25.05.2025, 12:4025.05.2025, 12:40
Sie ist nur fünf bis neun Millimeter groß, bräunlich bis beige gefärbt und hat helle, durchscheinende Flüge: Die Schilf-Glasflügelzikade ist ein kleines unscheinbares Insekt, das aber einen großen sichtbaren Schaden auf den deutschen Feldern anrichten kann.
Zwar gilt die Zikade selbst nicht als Schädling, doch sie überträgt Krankheitserreger auf wichtige Pflanzen. Und sie breitet sich weiter aus. Expert:innen sind besorgt.
Landwirtschaft: Zikade befällt immer mehr Nutzpflanzen
Im Jahr 2008 wurde bei Zuckerrübenpflanzen zunächst das "Syndrome-Basses-Richesses" (SBR) entdeckt – eine Krankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird, die die Schilf-Glasflügelzikade überträgt. Seit 2021 nutzt das Insekt aber auch Kartoffeln als Wirtspflanze und infiziert diese insbesondere mit dem Erreger der Stolbur-Krankheit.
Die Rüben produzieren nach einer SBR-Infektion weniger Zucker, wodurch sie eine gummihafte Konsistenz bekommen, man nennt sie daher auch "Gummirüben". Das Gemüse fängt dadurch schneller an zu schimmeln und auch die Pflanze verkümmert. Zudem wird die Verarbeitung sehr schwierig, sagt Stefania Kupfer, Fachgebietsleiterin Ackerbau im Landesamt für Ländliche Entwicklung dem rbb.
Bei den Kartoffeln löst die sogenannte Stolbur-Krankheit genau den gegenteiligen Effekt aus; hier steigt der Zuckergehalt in den Knollen. In der Folge können auch die Kartoffeln gummiartig werden (Gummiknollen).
Beim Frittieren färben sich die Kartoffeln außerdem braun – die Ernte werde dadurch im Prinzip wertlos, berichtet Jürgen Gross vom Julius Kühn-Institut gegenüber "Spektrum".
Bei Zuckerrüben und Kartoffeln ist es in den vergangenen Jahren nicht geblieben. Die Schilf-Glasflügelzikade entdeckt neue Pflanzen für sich, darunter Rote Bete, Karotten und Zwiebeln, schreibt das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMLEH).
Brandenburg: Branche besorgt über Ausbreitung der Zikade
Auch das Gebiet der Zikade wird immer größer: Zunächst wurde sie nur in Baden-Württemberg in größerem Maße gesichtet, ab 2018 auch in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz. Inzwischen ist sie in fast jedem Bundesland vertreten.
Brandenburg gehört zu den Bundesländern, wo die Verbreitung des Insektes noch recht gering ist. Expert:innen schauen jedoch mit Sorge auf die Entwicklung. "Vor allem die Kartoffel- und Rübenbauer sind besorgt. Wir wollen die Flächen nicht verlieren", sagt Fabian Blöchl, Referent für Acker- und Pflanzenbau beim Landesbauernverband dem rbb.
Das Problem: Es gibt keine einfachen und schnellen Maßnahmen, um die Schilf-Glasflügelzikade von den Nutzpflanzen fernzuhalten. Landwirt:innen können zwar schauen, dass sie mit Abstand zu im vergangenen Jahr befallenen Flächen anpflanzen. Chemische Mittel können zwar eine Notfallzulassung bekommen, helfen wegen der schnellen Übertragung laut BMLEH nicht viel.
Auch der Blick in die Zukunft verheißt nichts Gutes. Frühjahr und Sommer sind trocken und warm. "Aufgrund der Witterung wird sich ja nicht so viel ändern. So dass sich die Zikade bei uns wohlfühlen wird. Ja, der Befall wird weitergehen", sagt Stefania Kupfer.
In Bayern sind mehrere Badegäste an einem See von einem Wels angegriffen worden. Den nächsten Ausflug an einen Badesee wollen einige nun verschieben. Aber ist die Angst vor den Fischen berechtigt?
Über Welse wurde in Deutschland in den vergangenen Wochen weitaus häufiger diskutiert, als das normalerweise der Fall ist. Grund für die erhöhte Aufmerksamkeit: Ein zwei Meter großer Wels hatte am 20. Juni gleich mehrere Badegäste an einem bayrischen See gebissen. Danach überschlugen sich die Schlagzeilen geradezu und es war unter anderem von einer "Wels-Attacke" und einem "Beiß-Vorfall" zu lesen.