Die Miesmuschel spielt im marinen Ökosystem der Adria eine nicht unbedeutende Rolle. Zum einen dient sie vielen Meeresbewohnern als Nahrungsquelle, zum anderen filtern die kleinen Tierchen große Mengen an Wasser und tragen so zum Ausgleich des Nährstoffhaushalts im Meer bei.
Außerdem gelten sie in der italienischen Küche als Delikatesse und sind sowohl bei Einheimischen als auch bei Urlauber:innen beliebt. In vielen Hafenrestaurants an der italienischen Adria-Küste sind Muschelgerichte fester Bestandteil der Speisekarten.
Als "Mosciolo" ist die Miesmuschel aus der Region Marken bekannt. Sie stammt nicht aus einer Aquakultur, sondern wächst wild an der Conero-Küste zwischen Ancona und Sirolo und wird von Tauchern oft noch traditionell per Hand geerntet. Einmal im Jahr wird in dem Ort Portonovo sogar "Mosciolando" organisiert, eine Veranstaltung, die sich voll und ganz der Muschel widmet.
Das Problem: Aufgrund der Klimakrise steigt die Wassertemperatur in der Adria – und das gefällt der Miesmuschel gar nicht. Die Weichtiere gelten zwar als anpassungsfähig, aber das immer wärmer werdende Wasser beeinflusst unter anderem ihren Stoffwechsel negativ und verlangsamt ihr Wachstum.
Zudem führen die höheren Temperaturen dazu, dass sich im Wasser leichter Algen bilden, was das Überleben mancher Muschelpopulationen bedroht.
Die italienische Region Marken greift angesichts dessen zu einer drastischen Maßnahme und will den Katastrophenfall ausrufen. Das berichtet "Merkur" mit Verweis auf die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Demnach soll auch die Möglichkeit einer Entschädigung für das Jahr 2024 geprüft werden.
Schon im vergangenen Jahr ging es vielen Miesmuscheln in der Adria nicht gut. Einige Züchter:innen berichteten von großen Produktionsausfällen.
Die italienische Region Marken will nun mit einigen Maßnahmen dem möglichen Massensterben der Miesmuscheln entgegenwirken. Dem "Merkur"-Bericht zufolge sollen Käfige am Meeresboden platziert werden, wo sich die Muscheln dank niedrigerer Wassertemperaturen besser fortpflanzen können.
Zudem wird über den Einsatz einer Boje diskutiert, die die Entwicklung von Parametern wie Temperatur und Verschmutzung messen soll. Kostenpunkt für das Hightech-Projekt: 200.000 Euro.
Mit Ausruf des Katastrophenfalls hoffen die Verantwortlichen zeitnah entsprechende finanzielle Mittel zu erhalten. "Die Mosciolo ist ein identitätsstiftendes Element der Kleinfischerei in Marken", erklärte der Regionalminister Andrea Maria Antonini laut "Merkur" bereits im April.
Und weiter: "Als Region werden wir alles tun, um den Sektor zu unterstützen und den Unternehmen eine vollständige Wiederaufnahme der Aktivitäten zu ermöglichen."
Die Stadträtin Manuela Bora kritisierte hingegen, dass es weiterhin an Lösungsansätzen für ein seit 2023 bestehendes Problem mangele. Nach Monaten der Alarmmeldung sei nichts unternommen worden, um die Krise der Branche zu lösen.