Zwischen der Wiederwahl Donald Trumps, dem endgültigen Bruch der Ampel-Koalition, dem anhaltenden Nahost-Konflikt und einer drohenden Eskalation im Ukraine-Krieg sind in den vergangenen Wochen sehr viele Themen unter den Tisch gefallen.
Über Afghanistan redet beispielsweise aktuell kaum jemand. Dabei spitzt sich die Lage für Frauen dort immer weiter zu. Denn seit die Taliban im August 2021 die Macht in Afghanistan zurückerobert haben, setzen sie ihre strenge Auslegung des Islams immer wieder mit drakonischen Gesetzen durch.
Dabei beschneiden die Taliban insbesondere Frauenrechte. Das sogenannte Tugend-Gesetz sorgte zum Beispiel vor wenigen Monaten für Aufsehen, weil es unter anderem vorschreibt, dass sich Frauen in der Öffentlichkeit komplett verschleiern müssen.
Außerdem dürfen Afghaninnen weder ihre Stimmen außerhalb des Hauses erheben, noch singen oder laut Gedichte vortragen. Mädchen ist es schon länger nicht mehr erlaubt, nach der sechsten Klasse zur Schule zu gehen. Die Vereinten Nationen haben in diesem Zusammenhang von "Geschlechter-Apartheid" gesprochen.
Und gegen diese massive Unterdrückung von Frauen durch die Taliban setzt sich die 17-jährige afghanische Aktivistin Nila Ibrahimi ein. Sie ist vor allem durch einen Protestsong bekannt geworden, der vor einigen Jahren im Internet viral ging. Danach machte sie immer wieder auf die Situation von Frauen in ihrem Heimatland aufmerksam.
Für diesen Einsatz ist Ibrahimi nun mit dem Kinder-Friedenspreis ausgezeichnet worden. Die Afghanin erhielt die von der Stiftung KidsRights vergebene Auszeichnung am Dienstag in Amsterdam. Die Jugendliche kämpfe "mutig für die Rechte von Mädchen und Frauen in ihrem Heimatland", erklärten die Organisator:innen.
Zudem inspiriere sie "andere afghanische Frauen dazu, ihre Rechte einzufordern und sich gegen die Ungerechtigkeiten, denen sie ausgesetzt sind, zu wehren". Zuvor sind schon die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und die ebenfalls aus Afghanistan stammende, spätere Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai mit dem Preis ausgezeichnet worden.
Nila Ibrahimi war gerade einmal 15 Jahre alt, als die Taliban nach dem chaotischen Abzug der USA wieder die Macht in Afghanistan übernahmen. Kurz darauf ist sie mit ihrer Familie zunächst nach Pakistan und anschließend nach Kanada geflohen, wie CNN berichtet.
Von dort aus setzt sich die Aktivistin weiterhin für junge Mädchen ein, die in Afghanistan geblieben sind und nun von den Taliban unterdrückt werden. Sie ist Mitbegründerin der Initiative "Her Story", die afghanischen Mädchen eine Plattform bieten will, um ihre Geschichten und Erfahrungen zu teilen und auf den Bildungs- und Freiheitsentzug aufmerksam zu machen.
Bei einer Rede auf dem Genfer Gipfel für Menschenrechte und Demokratie im vergangenen Jahr sagte Ibrahimi:
Auf diese Frage, gibt es keine einfache Antwort, aber vielleicht wird der 17-jährigen Aktivistin der Preis helfen, in dieser überbordenden Nachrichtenlage wieder mehr Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken.
(mit Material von dpa)