Wer Zugang zum Internet hatte, ist am "brat summer" dieses Jahr wohl kaum vorbeigekommen. Über Monate war die giftgrüne Farbe des Album-Covers von Charli xcx (siehe unten) überall auf Social Media zu sehen.
Nicht nur Fans der britischen Künstlerin zeigten sich davon begeistert, auch viele Unternehmen und Organisationen griffen den Trend auf und versuchten, davon zu profitieren. Die Deutsche Bank suchte auf Tiktok beispielsweise eine "brat in finance" und die NATO postete auf Instagram ein brat-grünes Banner mit der Aufschrift "peace".
Am Ende mischte "brat" sogar den US-Wahlkampf auf: Nachdem das Social-Media-Team von Kamala Harris ein grünes Titelbild mit der Aufschrift "kamala hq" auf den offiziellen Wahlkampf-Account bei X hochgeladen hatte, erklärte Charli xcx nicht viel später "kamala IS brat".
Spätestens dann war klar, dass der Begriff nicht nur irgendein schnelllebiger Tiktok-Trend ist, sondern in die Popkulturgeschichte eingehen wird.
Das sah nun anscheinend auch das britische Collins Dictionary so. Es kürte "brat" als Wort des Jahres. Eigentlich gibt es schon einen entsprechenden Eintrag, der das Substantiv "brat" als eine Person, insbesondere ein Kind, definiert, das "sich schlecht verhält oder nervt".
Die 2024er Version des Begriffs beschreibt laut Collins Dictionary hingegen ein Adjektiv "charakterisiert durch eine selbstbewusste, unabhängige und hedonistische Haltung".
Die Entscheidung begründete Collins damit, dass "brat" eines der am meisten diskutierten Wörter des Jahres 2024 sei. Es handele sich nicht nur um ein enorm erfolgreiches Album, sondern um ein kulturelles Phänomen, das weltweit bei Menschen Anklang gefunden und "brat summer" als Ästhetik und Lebensweise etabliert habe.
Charli xcx selbst versteht unter dem Begriff eine Frau, die "einen Zusammenbruch hat, aber trotzdem irgendwie weiter feiert"; jemand, der "ehrlich, direkt und ein bisschen unberechenbar ist". Gegenüber der BBC erklärte sie, dass eine "brat" wahrscheinlich "eine Packung Zigaretten, ein Bic-Feuerzeug und ein weißes Trägertop ohne BH" trage.
Damit ist "brat" wohl das genaue Gegenteil der "Clean Girl"-Ästhetik, bei der es um einen möglichst gepflegten und sauberen Look geht. Viele junge Frauen mit reiner Haut zeigen unter dem entsprechenden Hashtag ihren vermeintlich gesunden und minimalistischen Lebensstil. Matcha Latte lässt grüßen!
Was dabei häufig unter den Tisch fällt: "Clean girls" sind meist weiß und schlank und nutzen für ihren vermeintlich natürlichen Look oftmals zahlreiche, teure Make Up- und Pflegeprodukte, die sich sicherlich nicht jede leisten kann.
Wer diese Kriterien nicht erfüllt – vielleicht weil man auch einfach genetisch bedingt keine reine Haut hat – kann sich nicht als "clean girl" qualifizieren. Da drängt sich natürlich die Frage auf: Ist man dann "dirty", also schmutzig?
Für das Collins Dictionary steht jedenfalls fest: Auch wenn der "brat summer" mittlerweile vorbei ist, der Begriff hat den Zeitgeist getroffen. Er stehe für Selbstakzeptanz und Rebellischsein und sei deswegen das passende Wort des Jahres 2024.