Sandmann jetzt zweisprachig: MDR stärkt Sichtbarkeit mit sorbischen Folgen
Auch Sorb:innen streut der Sandmann künftig Sand in die Augen: Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) plant ab 5. Oktober neue Episoden auf Deutsch und auf Sorbisch. Damit wird die sorbische Minderheit in Deutschland weiterhin präsenter, was gleichzeitig für ein Sichtbarkeitsgefühl sorgt.
Geplant ist ein 13-Folgen-Trip durch den Märchenwald sorbischer Sagen, wie der Sender ankündigte. Die Hauptcharaktere aus "Kito, Maja und die Kugelkiste" erleben darin Abenteuer mit dem Riesen Spjewnik, dem Wassermann und den Irrlichtern.
MDR fördert mehr Bewusstsein für sorbische Kultur
Wer jetzt vor einer riesigen "Häh?!"-Wand schmetterte, kann sich die Folgen demnächst zu Gemüte führen. Ein wenig kulturelle Bildung kann jede noch so große Verständnisbarriere zusammenschmelzen.
Um die Episoden greifbarer zu machen, sollen sorbische Kinder an der Produktion mitgewirkt haben. "Kinder sind immer so ehrlich mit ihren Reaktionen. Wenn sie etwas langweilig finden, scheuen sie sich nicht, es zu zeigen und wenn sie lachen, dann lachen sie mit ganzer Seele", sagt Eliza Plocieniak-Alvarez von der verantwortlichen Produktionsfirma "Blaue Pampelmuse" zum MDR.
So haben sorbische Kinder auch an der Vertonung mitgewirkt und übernahmen Sprecherrollen. Für Freude sorgt das zweisprachige Projekt vor allem, weil es dabei helfen könnte, Bewusstsein für die sorbische Geschichte zu schaffen.
Die hat einiges zu bieten. Sorb:innen sind Nachfahren slawischer Stämme, die vor etwa 1500 Jahren in der Region um die Oberlausitz in Sachsen und der Niederlausitz in Brandenburg einwanderten. Ihre Kultur bietet einen reichen Schatz an Mythologie und Folklore.
Sprachlich ist Sorbisch verwandt mit Polnisch, Tschechisch und Slowakisch, also westslawischen Sprachen. "Das Sandmännchen" kann dabei helfen, diese auch für deutschsprachige Kinder greifbar zu machen.
"Das Sandmännchen" auf Sorbisch: Sichtbarkeit für eine Minderheit
Generell werden Sorb:innen allmählich sichtbarer in Deutschland. Der MDR bietet etwa eine Sendung auf Sorbisch, die Regierung will die Sprache weiter fördern, Studien beschäftigen sich damit, wie viele Menschen Niedersorbisch sprechen (maximal 100).
Insofern kann es sicher nicht schaden, wenn sich Rundfunkanstalten dafür starkmachen, die Sprache vor dem Aussterben zu bewahren. Also Kinder, singt mit: Pěskowčik, luby Pěskowčik. (Das hat der Sorbisch-Übersetzer für "Sandmann, lieber Sandmann" ausgespuckt).