Organspenden können Leben retten. Rund 8400 Menschen stehen derzeit auf den Wartelisten für eine Transplantation, doch in Deutschland ist die Bereitschaft zur Organspende im Vergleich zu anderen Ländern nicht besonders stark ausgeprägt.
Abhilfe schaffen soll hier das neue Online-Organspende-Register.
Angepriesen als "Meilenstein für Digitalisierung", können Menschen in Deutschland ab 18. März ihre Entscheidung für oder gegen eine Organspende online hinterlegen. Dies erfolgt freiwillig und kostenlos. Außerdem kann der Eintrag nachträglich jederzeit geändert oder gelöscht werden.
Bisher diente in Deutschland lediglich ein oranger Ausweis als Nachweis darüber, wie eine Person zur Organspende steht. Dieser ist idealerweise immer mitzuführen. Jedoch wird der Ausweis häufig vergessen oder verlegt. Im Notfall können die Ärzt:innen dann nicht sofort handeln. Um diesem Problem vorzubeugen, hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zusätzlich ein digitales Organspende-Register online gestellt.
Der Ausweis bleibt weiterhin gültig. Wer sich nun zusätzlich im digitalen Verzeichnis registriert, stellt sicher, dass Ärzt:innen im Notfall wissen, ob Organe entnommen werden dürfen.
Doch bei der Registrierung gibt es einiges zu beachten: So sollten Interessierte auf übereinstimmende Erklärungen achten. Denn: Im Zweifelsfall gilt das aktuellste Dokument. Darüber hinaus ist es von Vorteil, mit den Angehörigen über die persönliche Einstellung zu sprechen.
Die Einführung und Umsetzung des Organspende-Registers läuft in mehreren Schritten ab: Zuerst kann die Bereitschaft für oder gegen eine Spende durch einen Personalausweis mit Online-Funktion und PIN (eID) gespeichert werden. In der zweiten Stufe ist von Juli bis September eine Registrierung mit einer Gesundheits-ID möglich. Ab dem 1. Juli ist geplant, dass Krankenhäuser dann auf die Erklärungen zugreifen können.
In Deutschland haben laut Umfragen nur etwa 40 Prozent der Menschen einen Organspendeausweis. Nach Angaben der "Tagesschau" warten derzeit rund 8400 Menschen auf eine Transplantation. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation gibt an, dass nur 965 Menschen im Jahr 2023 Organe gespendet haben. Zum Vergleich: Nur in vier anderen EU-Ländern wurden weniger Organe gespendet.
Mit dem neuen Register erhofft sich das Ministerium mehr potenzielle Spender:innen. Dadurch soll es nicht nur Krankenhäusern ermöglicht werden, die Erklärungen jederzeit abrufen und schnell handeln zu können. Auch Angehörige werden im Notfall bei ihrer Entscheidung entlastet. Zudem kann durch die exakte Dokumentation leichter offizielle Anzahl der Organspender:innen in Deutschland ermittelt werden.
Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigt sich optimistisch. Das neue Register sei ein "Meilenstein für die Digitalisierung des Gesundheitswesens" und eine wichtige Ergänzung, um die Zahl der Organspenden zu erhöhen. Der SPD-Politiker spricht sich dennoch weiterhin für die Widerspruchslösung aus. Nur damit könne langfristig die Zahl der Transplantationen steigen.
Die Idee dahinter: Jede Person muss aktiv seinen Widerspruch gegen eine Organspende äußern. Ansonsten gilt sie automatisch als Spender:in.
In Europa haben mittlerweile zahlreiche Länder die Widerspruchslösung eingeführt. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zählen dazu unter anderem Belgien, Bosnien und Finnland. Aber auch Frankreich, Italien, die Niederlande und Österreich gehören zu den Ländern mit Widerspruchslösung. In weiteren Ländern ist die erweiterte Zustimmungslösung weit verbreitet, beispielsweise Griechenland, Schweiz oder Irland. Das bedeutet, dass eine fehlende Erklärung der verstorbenen Person dort weder als Ablehnung noch als Zustimmung gewertet wird, sondern lediglich als Nichterklärung.
(Mit Material von dpa/afp)