Sexismus in Videospielen ist ein strukturelles Problem, das sich durch Gameplay, Figurendesign und Storytelling zieht. Bis heute dominieren stereotype Rollenbilder. Weibliche Charaktere werden oft sexualisiert, entmündigt oder als attraktive Deko eingesetzt werden.
Wer weit zurückdenkt, findet schon in den 80er und 90er Jahren Beispiele. Zum Beispiel mit "Leisure Suit Larry", einer Gaming-Reihe, deren Plot im Kern darin bestand, dass ein notgeiler Typ mit geschmacklosen Sprüchen versucht, Frauen rumzukriegen.
Später erschienene Spiele waren nicht besser. Ein Paradebeispiel ist die "Dead or Alive-Reihe", die weibliche Kämpferinnen mit überzeichneten Körpern und lasziven Bewegungen inszenierte. Der Ableger "Xtreme Beach Volleyball" reduzierte die Frauen komplett auf Bikini-Matches.
Ähnlich fragwürdig war "Duke Nukem Forever", in dem Frauen als Objekte männlicher Lust dargestellt wurden. Prostituierte, entführte Frauen und sexistische Sprüche prägten das Spiel. Auch das so oft gefeierte "Grand Theft Auto V" musste sich Kritik gefallen lassen, weil Frauen fast ausschließlich als Stripperinnen, Sexarbeiterinnen oder Nebenfiguren zu finden waren. Und das, während Gewalt gegen sie problemlos möglich war.
Dennoch darf man feststellen: Auch in der sexistischen Videospielwelt gibt es in unserer Gesellschaft mittlerweile Fortschritte, wenn auch langsamer, als man sich das wünschen würde.
"The Last of Us" zum Beispiel zeichnete mit Ellie eine bemerkenswert differenzierte Frauenfigur. Und nun machte auch Entwickler Ubisoft scheinbar einen Schritt in die richtige Richtung: Er gestaltete eine sexistische Szene in "Far Cry 4" um, wie auf Reddit nachzulesen war. Ein Irrtum, wie sich später herausstellen sollte.
"Far Cry 4" ist 2014 erschienen. Das Spiel wurde dank bemerkenswertem Gameplay und einer spannenden Open-World-Karte weit mehr als 10 Millionen Mal verkauft.
Der Ego-Shooter spielt in der fiktiven Himalaya-Region Kyrat. Zocker:innen übernehmen die Rolle von Ajay Ghale, der aus den USA zurückkehrt, um die Asche seiner toten Mutter zu verstreuen. Dabei gerät er in einen brutalen Bürgerkrieg zwischen Diktator Pagan Min und einer Rebellenfraktion.
In einer Szene trifft man bis vor kurzem als Spieler:in auf eine Frau, die mit verschränkten Armen vor einer Säule steht. Sie ist oben ohne. Nach einer kurzen Begrüßung nimmt sie ihre Hände weg und zeigt ihre großen, bemalten Brüste. Zufall? Natürlich nicht. Schließlich sagte sie Sekunden später: "Und hör auf, mir auf die Titten zu starren."
Die kurze Sequenz ist ein Musterbeispiel für Sexismus im Gaming: Sie hat keinerlei inhaltliche Relevanz, sondern versorgt Männer nur mit ein paar Brüsten und einem "witzigen Dialog".
Zehn Jahre später hatte Entwickler Ubisoft scheinbar ein Einsehen. Die nackten Brüste in besagter Szene waren plötzlich verschwunden, stattdessen trug die Videospielfigur ein Oberteil.
Die Debatten, die sich auf Reddit zur Veränderung der Szene entwickelten, waren vorhersehbar. Die einen sprachen von "Zensur", andere lobten die Entwickler:innen.
Die Entwickler:innen meldeten sich später auf X mit einer Klarstellung zu der vermeintlichen Änderung. Nach einem Update seien Daten, die für die japanische Version des Games angedacht waren, "versehentlich in die globale Steam-Version übertragen" worden. Das Problem sei mittlerweile behoben worden. Die Spielfigur ist daher jenseits von Japan immer noch oben ohne zu sehen.