
Die Frage des Tages.Bild: KIgA/screenshot
Good News
20.02.2025, 14:3520.02.2025, 14:35
Videospiele mit Lerninhalten zu verknüpfen, ist eigentlich ein alter Hut. Unter der Rubrik Serious Games wird Wissen erlebbar, es geht folglich nicht ausschließlich um Entertainment, sondern auch um Wissenstransfer. Die Herangehensweise ist auch längst kreativer als zu den Lückentext-Jahren.
In der "Minecraft Education Edition" lernen Schüler:innen zum Beispiel, eine Zelle zu modellieren; in "7 Billion Humans" programmieren; in "Poly Bridge" ein bisschen was über Statik. Nun kommt ein Spiel dazu, das jungen Menschen Toleranz und Teilhabe näherbringt.
Antisemitismus: Mit Toleranz-Highscore zum Sieg
In "Das Ilios Experiment" dreht sich alles um das Leben in der fiktiven Stadt Ilios. Dort führt die Bürgermeisterin im Rahmen eines Pilotprojekts den sogenannten Tolerance Score ein. Spieler:innen sammeln dabei Punkte, wenn sie sich den Bewohner:innen gegenüber tolerant verhalten.
Als Belohnung kassieren sie Vergünstigungen und Gutscheine, die sie in der Stadt einlösen können. Fehlverhalten wird hingegen bestraft. Bei Ausgrenzung kommt es zu Konflikten und Widerstand. Das Ganze läuft über Dialoge ab: Kommen Figuren ins Gespräch, gibt es mehrere Antwort-Optionen, manche sind frei von Anstand, andere empathisch.
Eine zusätzliche Meta-Ebene kommt durch die "Innere Stimme" zustande. Immer wieder werden Spieler:innen mit den Gedanken ihrer Figur konfrontiert, zum Beispiel: "Andere sind auch nicht tolerant, warum sollte ich das dann sein?" oder "Wie würde ich mich an der Stelle meines Gegenübers fühlen?" Das soll einen Reflexionsprozess anregen.
Entwickelt und konzipiert wurde das Spiel von der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus e. V. (KIgA) und Playing History, gefördert wird das Projekt von der Alfred Landecker Foundation.
Kein moralischer Zeigefinger
"Toleranz ist keine einzelne Entscheidung, sondern ein stetiger innerer Aushandlungsprozess", sagte Projektleiterin Anne Sauer. "Das Ilios Experiment" zeige, "dass demokratische Werte nicht nur verstanden, sondern täglich neu verhandelt werden müssen." Wichtig sei dabei, dass der moralische Zeigefinger wegbleibt. Stattdessen gehe es um Feingefühl, also um die wichtigste Zutat für gelungene Diskussionen.
Minispiele sollen zudem die teils aufwühlenden Dialoge auflockern. KIgA hofft, das Handyspiel künftig fest in die Lehrpläne deutscher Schulen zu integrieren. Das Spiel ist für Android und iOS verfügbar und, besonders wichtig, kostenlos sowie werbefrei. Es ist also nicht nötig, zu warten, bis das Spiel Platz im Klassenzimmer findet. Wer loslegen will, kann es sich einfach runterladen.
Eine neue Betrugsmasche kursiert auf Tiktok. Leute sollen dazu gebracht werden, Geld für billige Massenware zu bezahlen. Besonders perfide daran: Die Strategie funktioniert, indem sie Mitleid erregt.
Hier zeigt sich das Internet mal wieder von seiner besten Seite: hilfsbereit, wertschätzend, Trost spendend.