Das Ökosystem ist ein empfindliches System. Die große Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten gibt es nicht ohne Grund. Jedes Lebewesen hat seine eigene Aufgabe, um in seinem Lebensraum für Gleichgewicht zu sorgen.
Wie wichtig dabei Wölfe sind, zeigen nun gleich zwei Beispiele aus zwei verschiedenen Ländern. Sowohl in Schottland, als auch im Naturpark Yellow Stone im US-Bundesstaat Wyoming wurden positive Effekte aufgezeigt, die der Wolf für seine Umgebung und das Klima hat.
Vor rund 250 Jahren wurde der Wolf in Schottland ausgerottet. Seitdem hat der dort ansässige Rothirsch keine natürlichen Feinde mehr – sondern vermehrt sich ungestört und frisst fleißig Baumsetzlinge, bevor daraus ein richtiger Baum werden kann.
Das wiederum unterdrückt die natürliche Regeneration von Bäumen und Wäldern, die CO₂ wieder in Kohlenstoff umwandeln könnten. Ein Forscherteam der Universität Leeds hat nun herausgefunden, dass eine Wiederansiedlung von etwa 167 Wölfen ausreichen würde, um die Population der Rothirsche wieder auf ein Niveau zu senken, dass eine Regeneration der Wälder ermöglichen würde.
Laut einem Bericht des "Spiegel" schätzen die Wissenschaftler:innen, dass die regenerierten Wälder jedes Jahr eine Million Tonnen CO₂ binden würden. Der Rechnung der Forschenden zufolge könnte jeder Wolf jährlich zu einer CO₂-Aufnahmekapazität von 6080 Tonnen führen.
Das, was in Schottland bisher nur eine Annahme ist, ist in Yellowstone bereits Realität: dort haben Wölfe dafür gesorgt, dass das Wachstum von Uferweiden deutlich besser geworden ist. Ein Team der Oregon State University und des Conservation Biology Institute in Corvallis, Oregon konnte das durch einen weltweiten Vergleich sogenannter trophischer Kaskaden belegen.
Als trophische Kaskaden wird der Prozess bezeichnet, bei dem Raubtiere die Population und das Verhalten ihrer Beutetiere regulieren und damit indirekt das Pflanzenwachstum beeinflussen, erklärt "National Geographic".
Im Jahr 1926 wurden die letzten Wölfe im Naturschutzgebiet Yellowstone getötet. Daraufhin konnten die dort ansässigen Wapiti-Hirsche in Ruhe das Gelände abfressen. Die Folge: Die Pflanzenwelt war belastet, die Schäden an der Vegetation machten das Land anfällig für Erosion.
Unter anderem deswegen wurden 1995 wieder Wölfe im Park angesiedelt. Daraufhin verkleinerte sich der Bestand der Hirsche, die Vegetation erholte sich.
In der Studie zu den Uferweiden werteten die Forschenden Daten von 25 Standorten entlang von Gewässern im Yellowstone-Park aus, die von 2001 bis 2020 gesammelt wurden. Laut "National Geographic" mit erstaunlichem Ergebnis: Das Volumen der Weidekronen nahm in dieser Zeit um 1500 Prozent zu. Diese Verbesserung kommt nicht nur dem Klima zugute, sondern auch Vögeln und anderen Arten.