Sie sind robust und fest, zudem vielseitig einsetzbar, die Rede ist von Nylonfasern, im Fachsprech auch synthetische Polyamide genannt. Als Material eignen sie sich für Fischernetze, Angelschnüre, Fallschirme, Zahnbürsten und Kleidung. Viele Möglichkeiten also, dem Material im Alltag zu begegnen.
Und eben weil es längst so alltäglich ist, häuft sich auch eine Menge davon an. Und hier kommt der Haken: Nylon ist nicht biologisch abbaubar. Abfälle landen meist auf Deponien (zu Teilen auch als Exportmüll) oder werden verbrannt. Wie die Entsorgung auch ausfällt, sie ist umweltbelastend. Forscher:innen suchen Wege, den Stoff effizient und umweltschonend zu entsorgen. Ein solcher hat sich nun aufgetan.
Doch eins nach dem anderen. Nylon kann auch recycelt werden, allerdings geschieht das nur in sehr geringen Mengen. Klassisches Recycling durch Einschmelzen und Neuformen lässt sich nur bei reinen Nylonabfällen umsetzen, nicht mit Mischgewebe. Das kann zwar chemisch aufgespalten werden, doch herauskommt ein Produkt, das sich nur schwer verarbeiten lässt.
Forscher:innen des Forschungszentrums Jülich haben nun aber eine Methode entwickelt, Nylon recyceln zu lassen. Dafür machten sie sich das Bodenbakterium Pseudomas putida zunutze. In der Vergangenheit erwies es sich bereits beim Abbau von verschiedenen Kunststoffmonomeren als nützlich.
Da es Nylon nicht von Natur aus abbauen kann, kultivierten die Forscher:innen es auf einem Vorprodukt zur Nylonherstellung. Nach wenigen Tagen entstand eine mutierte Variante, die dieses Vorprodukt verstoffwechseln konnte. Diese konnte sich auf dem Nährboden gut ausbreiten, aufgrund eines genetischen Vorteils, setzte sich ergo durch.
Die Forscher:innen identifizierten die DNA-Veränderung und konnten die Bakterien darauf selbst entsprechend anpassen. Dank des genetischen Upgrades waren sie anschließend in der Lage, Nylon zu zersetzen. Nicht nur das. Sie waren sogar imstande, Teile sogar in höherwertiges Biopolyester umzuwandeln.
Stellt sich eine Frage: Fressen die Bakterien den Menschen auch bald die Strumpfhosen vom Leib? Nope, die Wissenschaftler:innen mussten das Material zunächst vorbehandeln. 24 Stunden lang legten sie es in Säure ein und anschließend filterten sie es, bevor sie es den Bakterien gaben. Ein aufwändiges Verfahren.
Und das birgt einen Nachteil: Die Bakterien können nicht einfach in die Weltmeere verfrachtet werden, um zum Beispiel den "Great Pacific Garbage Patch", den größten Müllstrudel der Welt, wegzufressen. Es brauche noch Jahrzehnte, bis die Bakterien genetisch optimiert genug seien, so in der Studie, um zu größeren Einsätzen fähig zu sein.
Die Studie dazu findest du hier.