Pflanzliche Fleisch- und Milchersatzprodukte boomen in Deutschland. Bemerkbar macht sich das in den Auslagen hiesiger Supermärkte. Verwunderlich ist die wachsende Produktpalette nicht, immerhin verbuchte die Industrie 2023 einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro, ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr, kurz: Es läuft.
Marktpotential ist da, um es in BWL-Sprech auszudrücken. Und anhand dieser Entwicklung lässt sich zumindest deuten, dass mehr Menschen zumindest teilweise auf Fleisch verzichten. Gut für die Umwelt, aber auch die Wirtschaft. Denn, so konstatiert es eine Studie, Deutschland könnte zum Marktführer in dem Bereich werden. Das würde viele, viele Arbeitsplätze bedeuten.
2045 könnte die Fleischersatz-Industrie bis zu 65 Milliarden Euro zur deutschen Wirtschaftsleistung beitragen, zeigt eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Systemiq. Als Begleiteffekt könne es rund 250.000 neue Arbeitsplätze geben.
Im Grunde skizziert die Studie mehrere Zukunftsszenarien. So könnte der heimische Markt für Lebensmittel aus Soja, Pilzmyzel oder Zellkulturen auf etwa 23 Milliarden Euro anwachsen, was zehn Prozent der des heutigen Umsatzes der Ernährungsindustrie entspreche.
Über die Produktion und Export von Rohstoffen und Maschinen, die zur Herstellung für Fleischersatzprodukte zum Einsatz kommen, könnte die Wertschöpfung bei 35 Milliarden Euro liegen.
Zudem böten alternative Proteine, also aus Pilzmyzelien, Bakterien und Mikroalgen, ebenfalls ein hohes Potenzial in Deutschland. Wenngleich es hier noch keine konkreten Zahlen gibt.
Insgesamt könnte aber bei einem wachsenden Markt neuartiger Eiweißprodukte, der Flächenbedarf für die Lebensmittelproduktion um bis zu 1,2 Millionen Hektar gesenkt werden. Auch Wassereinsparungen seien möglich: 76 Millionen Kubikmeter könnte dadurch jährlich gespart werden. 4,8 Millionen Tonnen Treibhausgase könnten zudem eingespart werden.
Das alles klingt nach einem Pitch, ist es auch irgendwie. Denn es folgt in der Studie, die übrigens im Auftrag des branchennahen Thinktanks Good Food Institute Europe (GFI) entstand, ein kleines Paket mit Vorschlägen für die Politik.
Es sei Hilfe bei Zulassungen neuartiger Lebensmittel nötig und öffentliche Kantinen und Mensen sollten künftig mehr Fleisch- und Milchalternativen anbieten. Am wichtigsten seien aber öffentliche Investitionen.
Die Förderung von Forschung und Entwicklung müsse sich ab 2025 kontinuierlich auf rund 140 Millionen Euro pro Jahr verzehnfachen. Zudem brauche es stärkere Anreize für Landwirt:innen, damit diese mehr Eiweißpflanzen anbauen.