Plastiktüten sind ein tödliches Problem für Meerestiere wie Schildkröten, Delfine und Wale – und sie zersetzen sich zu Mikroplastik, das im menschlichen Körper für allerlei Schäden sorgt: Stoffwechselprobleme, Nervenschäden, Fruchtbarkeitsprobleme.
Kein Wunder also, dass an vielen Orten der Welt längst gehandelt wurde: Einige haben Plastiktüten komplett verboten, andere setzen auf kleine Gebühren oder Teilverbote. In deutschen Supermärkten sind Plastiktüten etwa im Kassenbereich seit dem 1. Januar 2022 verboten, dünnere Tüten an der Frische- oder Obsttheke jedoch noch erlaubt.
Doch was bringen derlei Gebühren und Verbote wirklich in der Praxis? Wie viele Plastiktüten gelangen effektiv weniger in die Umwelt? Das haben sich Forscherinnen nun endlich auf breit angelegter Datenbasis angeschaut.
Was die meisten schon geahnt haben werden, doch so manche Skeptiker:innen nicht wahrhaben wollen, hat eine neue Studie nun bestätigt: Wenn man Plastiktüten verbietet oder ihren Verkauf einschränkt, landen deutlich weniger davon als Müll an Stränden.
Dort, wo es Plastiktütenverbote oder eine kleine Gebühr gibt, fanden Freiwillige bei Strandaufräumaktionen ganze 25 bis 47 Prozent weniger Plastiktüten im Vergleich zu Gegenden ohne solche Regeln.
"Das sind großflächige, robuste Ergebnisse, die zeigen, dass diese Maßnahmen wirksam sind – zumindest, wenn es darum geht, Plastiktüten aus der Umwelt fernzuhalten", erklärte Anna Papp, Mitautorin der Studie und angehende Umweltökonomin am MIT laut dem Fachmagazin "Grist".
Papp und ihre Co-Autorin Kimberly Oremus – Meereswissenschaftlerin an der Uni Delaware – kamen auf die Idee zur Studie, als sie von den freiwilligen Aufräumaktionen der NGO Ocean Conservancy hörten. Die gibt es schon seit 1986 – und seit ein paar Jahren werden die gesammelten Müllstücke sogar in einer App erfasst. So entstand eine riesige Datenbank mit Infos zu Fundorten und Müllarten.
Genau diese Daten nutzten Papp und Oremus für ihre Untersuchung. Sie kombinierten acht Jahre Müll-Daten von über 45.000 Aufräumaktionen zwischen 2016 und 2023 mit Infos zu rund 180 Plastiktütenverboten und -gebühren, die in der gleichen Zeit eingeführt wurden.
Laut Oremus hilft die standardisierte Datenerfassung dabei, eine wichtige Forschungslücke zu schließen. Bisherige Studien haben sich meist darauf konzentriert, wie sich das Verhalten von Konsument:innen verändert – zum Beispiel, wie viele Leute mit Stofftaschen statt Plastiktüten aus dem Supermarkt kommen.
Martin Wagner, Biologieprofessor an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technik, meint laut "Grist": Die neue Studie könnte für UN-Mitgliedsstaaten nützlich sein.
Denn, so Wagner: "Solche politischen Maßnahmen werden oft ohne belastbare Daten diskutiert – da heißt es dann einfach: 'Lasst uns ein paar Dinge verbieten.'"
Jetzt gebe es aber konkrete Beweise, dass solche Maßnahmen tatsächlich wirken – und das sei für die Staaten "wirklich hilfreich".