Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der bestimmte Bestandteile von Gluten – einem Eiweiß, das in Weizen, Roggen und Gerste vorkommt – eine Entzündungsreaktion im Dünndarm auslösen.
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein: Häufig treten Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Müdigkeit auf. Manche Betroffene verlieren an Gewicht, bei Kindern kann das Wachstum gestört sein. Es gibt aber auch "stille" Verläufe ohne spürbare Beschwerden.
In Deutschland sind etwa 1 Prozent der Bevölkerung von Zöliakie betroffen. Viele davon, ohne es zu wissen. Die klassische Diagnose erfolgt per Gewebeprobe aus dem Darm sowie durch Antikörpernachweise im Blut. Doch beides funktioniert nur dann zuverlässig, wenn Betroffene weiterhin Gluten essen.
Das Problem: Wer aus Eigeninitiative bereits darauf verzichtet, erschwert die Diagnose. Denn die Symptome bleiben aus, obwohl die Krankheit weiterbesteht.
Ein internationales Forschungsteam hat nun einen neuen Bluttest untersucht, der genau dieses Problem lösen soll: den sogenannten Whole Blood Assay IL-2 (WBAIL-2). Dabei wird im Blut gemessen, ob nach einer gezielten Gluten-Stimulation das Immunsystem Interleukin-2 (IL-2) ausschüttet. Dabei handelt es sich um einen Botenstoff, der auf glutenreaktive T-Zellen hinweist.
Die Studie mit 181 Erwachsenen (darunter 88 Zöliakie-Patient:innen, von denen 75 glutenfrei lebten) zeigte vielversprechende Ergebnisse: Selbst bei streng glutenfreier Ernährung reagierte das Immunsystem von Betroffenen auf die Provokation.
Auch das Studiendesign hebt sich von bisherigen Ansätzen ab: Die Forschenden arbeiteten mit einer minimalen Glutenbelastung, eine Dosis, die ausreicht, um eine Immunantwort auszulösen, aber kaum Symptome verursacht. Das macht den Test besonders schonend für Betroffene.
Zudem kann das Verfahren auch außerhalb spezialisierter Zentren durchgeführt werden. Ein praktischer Vorteil für den Einsatz im Hausarztbereich oder in der ländlichen Versorgung.
Der Test könnte die Diagnose also deutlich vereinfachen. Bisher galten sogenannte Tetramer-Tests als Goldstandard zur Erkennung glutenreaktiver T-Zellen, sie sind jedoch aufwändig und im Klinikalltag kaum praktikabel. WBAIL-2 liefert ähnliche Ergebnisse, ist aber leichter durchzuführen und benötigt nur eine kleine Blutprobe.
Zudem fanden die Forschenden heraus: Je stärker die IL-2-Ausschüttung, desto ausgeprägter waren die nachfolgenden Symptome wie etwa Erbrechen. Der Test könnte also nicht nur Zöliakie nachweisen, sondern auch Hinweise auf die Krankheitsaktivität liefern.