Am 28. Januar 2017 gewann Serena Williams ihren 23. und – das wusste sie damals noch nicht – letzten Grand-Slam-Titel. Ohne einen einzigen Satz verloren zu haben, glitt sie schwerelos bis ins Finale der Australian Open, ihr drittes in Folge und traf dort, zum ersten Mal seit 2009, im Endspiel eines der vier großen Turniere wieder auf ihre Schwester Venus.
Zu dem Zeitpunkt, das erfuhr die Öffentlichkeit wenig später, als Williams versehentlich ein mit "20 weeks" betiteltes Selfie auf Snapchat postete, war Serena Williams bereits in der achten Woche schwanger.
Weil nun aber eine Schwangerschaft im besten Fall auch ein Kind mit sich bringt, das nach seiner irdischen Existenzwerdung nicht nur von seinen Eltern gepflegt werden möchte, sondern seiner Mutter auch einiges an Strapazen während des gesamten Prozesses abverlangt, verzichtete Williams auf die Teilnahme bei den Australian Open 2018.
In der Folge verlor sie 2000 Punkte im Ranking der Weltrangliste und wurde dort schließlich überhaupt nicht mehr gelistet. Williams musste sich nach ihrer Rückkehr als ungesetzte Spielerin neu behaupten – trotz ihrer sportlichen Ausnahmestellung.
Mittlerweile hat sich das geändert: Die Women's Tennis Association (WTA) hat in den vergangenen Jahren umfassende Reformen im Umgang mit Elternschaft und Fertilität angestoßen. Mütter, die eine Babypause einlegen, dürfen seither mit einem geschützten Ranking in bis zu zwölf Turniere innerhalb von drei Jahren zurückkehren. Außerdem wurde 2024 ein bezahlter Mutterschutz eingeführt. Ein Novum auf der Tour.
Nun geht der Verband noch einen Schritt weiter: Erstmals berücksichtigt die WTA auch medizinische Fruchtbarkeitsbehandlungen im Regelwerk. Spielerinnen, die sich für Maßnahmen wie das Einfrieren von Eizellen oder Embryonen entscheiden, erhalten künftig ein sogenanntes Special Entry Ranking (SER). Voraussetzung ist eine Platzierung unter den Top 750 der Weltrangliste.
Das SER erlaubt Spielerinnen nach einer Fruchtbarkeitsbehandlung die Rückkehr zu bis zu drei Turnieren – selbst wenn sie in der Zwischenzeit in der Weltrangliste zurückgefallen sind. Grundlage dafür ist ihr durchschnittliches Ranking in den zwölf Wochen vor der Auszeit. Gültig ist das SER für Turniere bis zur Kategorie WTA 500.
"Ich bin unglaublich stolz auf unseren Sport, weil er die Bedeutung von Fruchtbarkeitsbehandlungen für Sportlerinnen anerkennt", erklärte Sloane Stephens, US-Open-Siegerin von 2017, in einem Statement.
Dass die WTA nun einen geschützten Raum geschaffen habe, in dem Spielerinnen ihre Optionen prüfen und die für sie besten Entscheidungen treffen können, sei "bahnbrechend".
Stephens hatte öffentlich gemacht, dass sie bereits zweimal Eizellen habe einfrieren lassen – und dabei mit hormonbedingten Gewichtsschwankungen und körperlichen Einschränkungen zu kämpfen hatte.
Die neue Regelung ermögliche es Spielerinnen, ohne Angst vor Karrierenachteilen über ihren Körper und ihre Zukunft zu entscheiden. Die WTA folgt damit einem Trend, der sich in vielen Spitzensportarten abzeichnet: Mutterschaft und Karriere gelten nicht mehr als unvereinbare Gegensätze, sondern als Realität, der sich Verbände strukturell stellen müssen.
Dass nun auch medizinische Fruchtbarkeitsbehandlungen mitgedacht werden, ist für viele Athletinnen womöglich ein Befreiungsschlag.