Für Gaming-Fans gibt es seit Dezember 2022 zwei neue Angebote, die Spieler:innen auf je verschiedene Art in die digitale Welt hineinkatapultieren: Die VR-Brille Meta Quest 2 und die Immersive Gamebox, ein Social-Gaming-Konzept mit speziellen Räumen, in denen ein oder mehrere Spieler:innen gemeinsam Rätsel lösen und Missionen bestehen können. Die Grundlage sind jeweils völlig unterschiedliche Technologien.
Wie der Name schon sagt, liegt der Brille des Facebook-Mutterkonzerns Meta "Quest 2" die Virtual Reality-Technologie (VR) zugrunde, bei der die Spieler:innen mithilfe des Geräts und der Hand-Controller in eine virtuelle 3D-Welt versetzt werden und sich als Avatare dort frei und im 360-Grad-Radius bewegen können.
Die Immersive Gamebox dagegen ist ein quadratischer Raum mit raumhohen, umlaufenden Touchscreens, auf die die jeweiligen Spiele in 240-Grad-Ansicht projiziert werden. Die Steuerung der Spiel-Figuren, also Avatare, funktioniert über ein Tennis-Cap mit mehreren Antennen. Die Bewegungen der Spieler:innen werden mittels Technik zentimetergenau verfolgt und auf die Avatare im Spiel übertragen. Dies nennt man auch Motiontracking.
Watson hat die Meta-Quest-2-Brille und die Immersive Gamebox ausprobiert und auf Spaßfaktor und Benutzerfreundlichkeit getestet.
Die Immersive Gamebox ("immerse" ist englisch für "eintauchen" oder "einbetten") baut auf Interaktion. Man taucht also man am besten mit mehreren Spieler:innen ein.
Die Gruppen können aus Familien, Freund:innen oder Arbeitskolleg:innen bestehen, doch auch für Dates sei die Immersive Gamebox beliebt, sagt der Gründer Will Dean. Dass man den potenziellen Partner gleich zu Beginn auf seine sozialen Fähigkeiten testet, ergibt Sinn: Wer will schon mit einem ausgesprochenen Einzelkämpfer oder schlechten Verlierer zusammen sein?
Die thematische Bandbreite der Spiele ist groß. Rein dürfen Kinder ab fünf Jahren, für die gibt es dann auch kind- oder familiengerechte Games wie "Angry Birds" oder "Shaun das Schaf: Championsheeps". Für Personen ab 16 Jahren geht es beim "Squid Game", basierend auf der Netflix-Erfolgsserie, schon eher ans Eingemachte.
Zuerst geht man mit seinen Mitspieler:innen in die zwölf Quadratmeter große Box und wählt ein Antennen-Cappy aus, das im Spiel auch die entsprechende Spielerfarbe bestimmt. Hierbei fragt die Software nach den Getränkewünschen, die man per Touchscreen direkt aus der Box ordern kann – der Service stimmt also schon mal.
Eine Stimme aus dem Off erklärt die Funktionsweise der Box, den Spielablauf und die Regeln. Dies kann als erster Eignungstest begriffen werden, denn wer nicht aufpasst, zahlt zumindest bei "Squid Game" einen hohen Preis: mit dem Leben seines Avatars. Vorwärts geht man im Spiel nach vorne/oben, rückwärts nach hinten/unten und im Krebsgang seitwärts ist auf dem Screen rechts und links. Das hört sich einfach an und ist es auch, aber ein bisschen Übertragungsleistung muss das Gehirn schon leisten, um sich als Figur auf dem Screen zu bewegen.
Los geht's auch schon mit dem ersten Mini-Game "Red light, green light". Im Grunde eine martialische Version des beliebten Kinderspiels "Ochs am Berg": Eine riesige Puppe dreht einem den Rücken zu. Unter dem lauten Geräusch einer tickenden Uhr dreht sie sich plötzlich nach den Spieler:innen um. Wer sich noch bewegt, während die Puppe hinschaut, wird von der Seite erschossen. So simpel wie fies. Die Bewegungstracker auf dem Cap funktionieren leider höllisch genau, jedes Zucken heißt: Bam, Game over! Lange hat man auch nicht Zeit, das eigene Ableben zu verkraften, denn schon geht die nächste Runde los.
Das nächste Testspiel ist eine Art Arcade-Game namens "Alien Eignungstest", und im Vergleich zu "Squid Game" wesentlich entspannter. Zum Sound von Joy Division und New Order muss man verschiedene Mini-Spiele à la Pac-Man und Memory bestehen, um die Invasion der Aliens als extraterrestrischer Homie zu überstehen – oder so ähnlich.
Die Story ist bei den Spielen aber nicht wirklich entscheidend, im Vordergrund stehen der Spaß und die Interaktion mit dem Team.
Das erste Spiel im watson-Test der Meta Quest 2 ist eine Demoversion von Marvels "Ironman". Die Meta-Mitarbeiter:innen zeigen zunächst, wie der Umgang mit der Technik funktioniert: Brille aufsetzen und mit einem Gummi längs und quer am Kopf fixieren, damit sie in der Bewegung nicht verrutscht oder herunterfällt. Links und rechts bekommt man einen Controller in die Hand, relativ klassisch mit Mini-Joystick zur Bewegung des Avatars im Spiel und je vier unterschiedlichen Knöpfen.
Von Hardware-Seite ist das Ganze also recht übersichtlich und intuitiv zu bedienen – die wahre Herausforderung liegt woanders, wie sich bald herausstellt ...
Kaum hat man die Brille auf, sieht man auch schon seine virtuellen Hände und Füße. Zur Menüauswahl zielt man einfach mit der Hand und einer Art Laserstrahl auf den jeweiligen Button und drückt den A-Knopf. Beeindruckend, wie einfach und zielgenau das geht.
Dann ist man als Ironman auch schon in der virtuellen Küstenlandschaft unterwegs. Die Düsen an den Handflächen steuert man per Knopfdruck am Controller – doch die Haltung der Handflächen ist entscheidend. Schließlich sind es Düsen und die funktionieren nach dem Rückstoß-Prinzip.
Erste Herausforderung gemeistert, doch dann folgt die Kollision mit einem Felsen. Die Sicht wird verdeckt, die Controller vibrieren – und es zieht einem förmlich den Boden unter den Füßen weg. Man verliert tatsächlich das Gleichgewicht und strauchelt. Unheimlich, die Brille muss sofort runter, eine Pause ist angesagt. Aber Hut ab für dieses Erlebnis, so sehr drin im Game war man noch nie!
Zur Entspannung gibt es einen Blick in die Natur-Dokumentation "Conquest of Skies". Gemütlich sitzend kann man zusehen, wie Libellenlarven direkt vor den eigenen Augen schlüpfen, eingelullt von einer sonoren Erzählerstimme. Tolle Bilder, lehrreich und auch sehr nah und real, sodass es für Insektenphobiker:innen auch bereits zu viel sein könnte.
Nächste Spielstation ist ein Fun-Game namens "Beat Saber". Hier ist keine VR-Vorerfahrung nötig. Die Bedienung ist simpel, das Konzept des Spiels ebenso: Mit zwei Lichtschwertern drischt man im Takt von "Blinding Lights" von The Weeknd auf Würfel ein, die auf einen zufliegen. Keine 30 Sekunden später tanzt man die Beats mit. Still stehen oder aufhören? Unmöglich. Yeah, das macht Spaß!
Auch wenn bei der Gamebox das Wort "Immersive - Eintauchen" vorangestellt ist, so richtig echt wird das Game-Erlebnis im Vergleich erst mit der VR-Brille. Das macht was mit einem, wenn man als Avatar seine Hände in Echtzeit bewegen kann, man bis zu den Fußspitzen an seinem virtuellen Körper heruntersehen und bei Crashs buchstäblich taumelt und das Gleichgewicht verliert. Doch für manchen mag das auch zu viel sein. Den Horror-Klassiker "Resident Evil" mit der Meta Quest 2 zu spielen, ist sicher nichts für Zartbesaitete: Mit lauter Zombies in einem Raum, das muss man mögen.
Für die Kombination aus Gruppenevent und Gaming, Familien, Kinder und Anfänger ist daher die Immersive Gamebox das bessere Produkt. Abgesehen davon, dass die Meta Quest 2 auch erst für Kinder ab 13 Jahren empfohlen ist. Man muss sich selbst keine teure Hardware zulegen, um eine gute Zeit im virtuellen Raum zu verbringen. Wer aber das intensive VR-Gaming will und eine Vorstellung von der Zukunft im "Metaverse" bekommen möchte, für den ist die Meta Quest 2 definitiv der bessere Artikel.