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Tinder-Chefin verrät: Das ist der perfekte erste Satz

Melissa Hobley Tinder
Melissa Hobley wurde 2020 auf Platz 29 der Forbes "Most Influential CMOs in the World"-Liste gewählt.Bild: Tinder / DANYA MORRISOM
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Tinder-Chefin verrät: Warum dein Profil schuld ist, wenn du nur Langweiler kennenlernst

29.08.2023, 07:45
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Wer noch nie auf seinem Handy eine Dating-App installiert hat, ist entweder seit über zehn Jahren in einer Beziehung – oder lebt auf dem Nordpol und hat im Umkreis von 1000 Kilometern sowieso kein potenzielles Match in Sicht. Denn wer im Jahr 2023 auf der Suche nach der großen Liebe – oder einem One-Night-Stand – ist, geht in der Regel nicht mehr in eine Bar und schaut, was sich ergibt. Stattdessen starrt man lieber stundenlang auf den Bildschirm und wischt nach links oder rechts.

Dating-Apps gibt es unzählige, doch die Mutter aller ist noch immer Tinder. Die App hat nicht nur die Art, wie wir daten, verändert, sondern teilweise völlig neues Vokabular in unserem Sprachgebrauch etabliert. Wir matchen, wir benchen, wir swipen und wir ghosten.

Dabei ist der Ruf von Tinder vielleicht schlechter, als es die App verdient. Denn eine Studie zeigte: Wir haben es unter anderem Tinder zu verdanken, dass immer mehr Menschen unterschiedlichster Kulturen und Ethnien zusammenfinden.

Im "echten" Leben hätten sich diese Paare wohl niemals kennengelernt. Sie haben vielleicht ein unterschiedliches soziales Umfeld, gehen in verschiedene Bars, leben nicht in derselben Stadt, ja vielleicht sogar nicht einmal auf demselben Kontinent.

Wir sprechen mit Melissa Hobley. Sie ist Chief Marketing Officer (CMO) bei Tinder. Wir wollen von ihr wissen: Hat die App unser Dating-Leben verkorkst? Und was macht eigentlich ein gutes Profil aus?

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Bei 100 Matches kommt nur ein interessantes Gespräch zustande? Das kann durchaus an deinem Profil liegen.Bild: E+ / Nadija Pavlovic
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Watson: In den letzten zehn Jahren hat sich das Dating-Leben ganz schön verändert. Würdest du sagen, dass auch Tinder einen großen Einfluss darauf hatte?

Melissa Hobley: Definitiv! Ich glaube aber, dass die größte Veränderung dadurch kommt, dass Frauen Macht und Entscheidungsfreiheit haben. Ein gutes Beispiel kann ich aus Indien geben. Wir haben Millionen Nutzer:innen dort, obwohl es den Begriff "Dating" lange nicht einmal in ihrem Wortschatz gab. Das hat sich in den letzten Jahren so massiv geändert, weil immer mehr Frauen studieren gehen. Sie ziehen von zu Hause aus, wohnen gemeinsam mit Freunden, haben mehr Geld und auch mehr Entscheidungsfreiheiten. Die größte Veränderung im Dating-Leben war, dass Frauen jetzt die Macht haben, zu sagen: "Ich brauche keinen Mann, keine Ehe und vielleicht will ich auch gar keine Kinder." Und genauso daten sie auch.

Eine Kritik an Dating-Apps ist aber auch, dass sie das Dating deutlich erschwert haben.

Es kommt darauf an, aus welcher Perspektive man es betrachtet. Du kannst dich als Single-Mutter abends in Jogginghose auf die Couch setzen und jemanden kennenlernen. Durch Dating-Apps gibt es mittlerweile so viele Möglichkeiten.

"Viele Singles sagen: 'Es gibt so viele Menschen da draußen, ich will mich nicht festlegen.'"

Vielleicht auch zu viele Möglichkeiten? Viele können sich einfach nicht mehr festlegen.

Ja. Es gibt Studien, die zeigen, dass man sich umso schwieriger entscheiden kann, je mehr Möglichkeiten man hat. Viele Singles sagen: "Es gibt so viele Menschen da draußen, ich will mich nicht festlegen." Aber wir sehen in unseren Studien auch, dass Menschen, die wirklich nach etwas Ernsthaftem suchen, sich auch tatsächlich festlegen können.

Und wie viele suchen denn wirklich etwas Ernsthaftes auf Tinder?

42 Prozent unserer User:innen weltweit sind auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung. Darüber haben wir bisher noch nie gesprochen. Deswegen starteten wir eine neue Kampagne, in der wir auch über Liebe sprechen – und ich meine nicht nur die heterosexuelle Liebe. Wir reden vont trans Singles, non-binären-Personen und queeren Menschen, die auch auf Tinder zusammenfinden.

Warum hat Tinder dann dieses Hook-up-Image?

Ich glaube, weil wir einfach noch nie darüber gesprochen haben. Wir haben noch nie Zahlen dazu veröffentlicht. Und wenn du den Menschen nicht sagst, wer oder was du bist, dann tun sie es für dich. Ich glaube, das ist das, was passiert ist. Ich war bestimmt schon auf 15 Hochzeiten von Paaren, die sich über Tinder kennengelernt haben, nur darüber gesprochen wird einfach selten.

Du bist verheiratet. Hast du deinen Mann auf Tinder kennengelernt?

Ich wünschte, es wäre so (lacht). Nein, ich war zwar zu dem Zeitpunkt auf mehreren Dating-Portalen angemeldet, habe meinen Mann aber kennengelernt, als ich unterwegs war. Eigentlich wollte ich an dem Tag überhaupt nicht vor die Tür gehen, eine Freundin hatte mich überredet. Und als ich sie verkuppeln wollte, war da dieser Typ – er war der Freund des Mannes, den meine Freundin toll fand. Also bin ich hin und sagte: "Jetzt musst du mir auch einen Drink ausgeben, wenn dein Kumpel meiner Freundin was ausgibt." Drei Jahre später hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.

"Viele Frauen sind so fixiert auf die Körpergröße. Hört auf damit!"

Im Gegensatz zu vielen anderen Apps habt ihr noch immer keine Filter, mit denen man im Vorfeld einige Dinge ausschließen kann. Warum?

Das Einfachste an Tinder ist eben genau das: Es gibt keine 100 Filter. Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn du sie benutzt? Du triffst höchstwahrscheinlich nur Menschen, die einen ähnlichen Hintergrund haben wie du. Jemand, der vielleicht sehr gut zu dir passen würde, aber nicht genau deinen Kriterien entspricht, wird dir gar nicht erst angezeigt. Ich finde es viel interessanter, zu sehen, was passiert, wenn du nicht über alles einen Filter legst, sondern einfach loslegst. Viele Frauen zum Beispiel sind so fixiert auf die Körpergröße. Hört auf damit! Du schließt damit 98 Prozent der Menschen in deiner Stadt aus, wenn du jemanden suchst, der genau dieser Körpergröße entspricht.

Du als Tinder-Expertin: Was wäre denn der perfekte erste Satz nach einem Match?

Es muss auf jeden Fall etwas sein, das zu dem Profil des anderen passt. Also kein "Hallo, wie geht's?" und kein "Oh, du bist aber heiß".

Das heißt, wer interessante Gespräche haben will, muss auch sein Profil richtig ausfüllen?

Ja, das ist mein nächster Tipp. Schreib etwas rein, was aneckt und die Leute triggert. Zum Beispiel: "Riesling ist der beste deutsche Export, noch weit besser als Autos" und schau, wie die Leute darauf reagieren. Das macht es viel einfacher für dein Match, dich anzuschreiben. Dating sollte Spaß machen. Hab einfach ein bisschen Spaß, nimm das alles nicht so ernst. Es müssen nicht die wichtigsten Fragen des Lebens schon im ersten Gespräch beantwortet werden.

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