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Tipps gegen Schnarchen: Wann es nicht nur nervt, sondern gefährlich wird

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Auch kleine Kinder können ganz groß im Schnarchen sein.Bild: iStockphoto / quintanilla
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Atemaussetzer und 90 Dezibel: Wann Schnarchen nicht nur nervt, sondern gefährlich wird

22.04.2023, 13:33
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Von wegen Nachtruhe – in vielen Schlafzimmern pfeift, rasselt, sägt und hämmert es täglich, sobald sich die Augen schließen, denn jeder dritte Deutsche schnarcht. Das ist nicht nur nervig für Paare und WGs, sondern oft auch gefährlich, denn: So manches Schnarchen ist nicht nur laut, sondern geht auch mit Atemaussetzern, der sogenannten Schlafapnoe, einher.

Diese kann behandelt werden. Doch woher soll man wissen, ob es sich hier um eine verstopfte Nase handelt oder ein ernstzunehmendes Problem? Um das herauszufinden, hat Heiko Butz zusammen mit seinem Mitgründer Christoph Janott die App "Snorefox" entwickelt, die Betroffenen helfen soll, ihr Schnarchen zu analysieren: Wann wird geschnarcht? Kam es zu Atemaussetzern? Wo finde ich Hilfe?

Snorefox Gründer Heiko Butz
Christoph Janott und Heiko Butz (re.)Bild: privat / Tuca Paoli

Wir sprachen mit dem "Schnarch-Experten" aus Brandenburg über Partner:innen, die genervt das Bett verlassen, Tennisbälle im Pyjama und Gefahren, die sich hinter vermeintlich harmlosem Schnarchen verbergen können.

watson: Warum hast du dich dem Schnarchen gewidmet?

Heiko Butz: Ich schnarche selbst. So laut, dass meine Partnerin nicht mehr mit mir in einem Zimmer schlafen konnte. Und irgendwann dachte ich: Das kann so nicht weitergehen und habe dann echt alles ausprobiert. Ich habe drei Jahre lang lauter Produkte online bestellt, Geld und Zeit investiert, mit mäßigem Ergebnis. Es war echt frustrierend. Zur selben Zeit hat mein späterer Mitgründer Christoph seine Doktorarbeit zum Thema geschrieben und dann haben wir beschlossen, eine App zu entwickeln, die mithilfe einer künstlichen Intelligenz Schnarchen analysiert und direkt auch Anlaufstellen aufzeigt.

Bist du laut Statistik ein typischer Schnarch-Kandidat?

Eigentlich nicht. Ich bin jung, schlank und Nichtraucher – aber immerhin männlich. Das ist ein Faktor. Insgesamt schnarcht etwa jeder dritte Deutsche, grob gesagt. Darunter besonders häufig: Männer, Übergewichtige, Ältere. Das hängt damit zusammen, dass Männer einen engeren Rachenraum haben, ein hoher Anteil an Fettgewebe verstärkt diese Enge und im Alter lässt zudem die Muskulatur nach.

"Schnarchen (...) kann bis zu 90 Dezibel laut werden."

Das heißt, nur weil man mit zwanzig Jahren noch nicht schnarcht, muss man sich nicht sicher fühlen?

Bei den unter 30-Jährigen schnarchen im Schnitt tatsächlich nur 16 Prozent der Menschen. Wenn wir uns aber die Altersgruppe 31 bis 50 Jahre angucken, sind es schon 35 Prozent und mit über 50 Jahren mehr als die Hälfte, 54 Prozent ungefähr. Also beginnen offenbar viele Menschen irgendwann zu schnarchen.

Was passiert überhaupt beim Schnarchen?

Schnarchen ist eine Vibration vom Gewebe im Rachenraum. Da kann man zwei Typen unterscheiden: Einmal das primäre Schnarchen, das Nachbar:innen, Mitreisende und Partner:innen stört, denn das kann bis zu 90 Dezibel laut werden. Das nervt alle, ist aber keine richtige Krankheit. Dagegen ist das zweite Schnarchen, die Schlafapnoe richtig gefährlich, denn dabei kommt es zu Atemaussetzern, manchmal bis zu hundertmal pro Nacht. Dabei gehen die oberen Atemwege zu, der Sauerstoff im Blut sinkt ab.

Und diese Atemaussetzer sind lautlos?

Im Prinzip ja. Aber über 90 Prozent aller Menschen mit Schlafapnoe schnarchen zusätzlich auch noch. Und das fällt dann – Gott sei Dank – irgendwann auf.

"Viele haben am nächsten Morgen Kopfschmerzen, sind am Tag schläfrig, total schlapp."

Merkt man die Schlafapnoe sonst nicht?

Die Betroffenen spüren Symptome, aber die sind oft unspezifisch. Viele haben am nächsten Morgen Kopfschmerzen, sind am Tag schläfrig, total schlapp. Besonders Frauen erleben auch depressive Verstimmungen. Ärzt:innen tippen dann meist auf Stress und so geht man davon aus, dass 80 Prozent aller Schlafapnoe-Erkrankungen unentdeckt bleiben. Aber wenn eine Schlafapnoe nicht behandelt wird, kann das Folgen haben: Das Risiko für Bluthochdruck steigt, für Schlaganfälle, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Auch die Unfallgefahr ist hoch, zum Beispiel beim Sekundenschlaf am Steuer. Das sollte man also nicht einfach aussitzen.

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Aber es gibt Therapiemöglichkeiten?

Schlafapnoe ist therapierbar. Aber die Diagnose ist kompliziert. Daher lohnt es sich bei Verdacht eine:n Schlafmediziner:in aufzusuchen und die Symptome genau zu schildern. Diese Spezialist:innen analysieren den individuellen Schlaf anhand von Messgeräten, untersuchen die Anatomie des Mund- und Rachenraums und werden im Anschluss versuchen, Abhilfe zu schaffen.

Was für Methoden gibt es denn?

Am häufigsten genutzt werden CPAP-Masken, die maschinell einen leichten Überdruck in die Atemwege blasen; dadurch erweitert sich alles und es kommt zu weniger Vibration. Es gibt auch Unterkieferprotusionsschienen, die den Unterkiefer vorziehen, das hilft gegen Schnarchen, aber auch bei Schlafapnoe. Operative Eingriffe sind möglich, es gibt aber auch kleine Zungenschrittmacher. Am gesündesten ist es natürlich, am Lebensstil etwas zu ändern, also tatsächlich Gewicht abzunehmen, mit dem Rauchen aufzuhören oder ähnliches. Im Gespräch mit Ärzt:innen kann jeder Schnarcher am besten erörtern, was für sein Problem eine machbare und effektive Lösung wäre.

Wie die Schnarch-Analyse am Morgen aussieht.
Wie die Schnarch-Analyse am Morgen aussieht. Bild: privat / snorefox

Jede:r Schnarcher:in macht ja unterschiedliche Geräusche. Bedeutet das was?

Für Laien ist das gar nicht so easy rauszuhören, aber tatsächlich klingt Schnarchen unterschiedlich, je nachdem welche anatomische Ursache dahinter steckt. Eine Vibration in Gaumennähe hört sich ganz anders an, als auf Kehldeckel-Level oder auf Zungenhöhe. Unsere KI enthält inzwischen die größte Schnarch-Datenbank der Welt und kann durch eine akustische Analyse erkennen, wo genau das Schnarchgeräusch seinen Ursprung hat. Das kann bei der Wahl der Anti-Schnarch-Therapie helfen.

Hast du auch Tipps gegen das "gewöhnliche" Schnarchen?

Auf Alkohol, Zigaretten und fettiges Essen verzichten, Gewicht abnehmen, Sport treiben und Erkältungen vermeiden – das sind nämlich alles natürliche Schnarchtreiber. Auf der Seite zu schlafen kann auch helfen, denn beim Liegen auf dem Rücken zieht die Schwerkraft die Zunge nach hinten und man schnarcht eher, das ist bei 30 Prozent aller Betroffenen das Problem. Einige Menschen nähen sich aus dem Grund einen Tennisball hinten in den Pyjama, um die Seitenlage zu erzwingen. Andere schwören auf Nasenspray mit Salzlösung vor dem Einschlafen. Es gibt da viele kleine Hacks, die man zumindest ausprobieren kann.

"Ich (...) kann genau erkennen, an welchem Tag ich mehr gesägt habe. Nach einer Party oder einem fetten Abendessen geht es rund."

Ein Tennisball im Pyjama? Schnarchende scheinen ja echt Leidensdruck zu haben...

Abgesehen vom körperlichen Aspekt ist starkes Schnarchen eine soziale Belastung für das Umfeld. Ist doch blöd, wenn die Liebsten nicht mehr in deiner Nähe sein wollen, weil du sie um den Schlaf bringst. Einige Schnarcher:innen haben auch Angst, im Zug einzunicken oder werden beim Urlaub mit Kumpels in ein Extrazimmer gebucht. Selbst ungefährliches Schnarchen ist eben sozial lästig, aber man kann etwas dagegen tun. Das muss man nicht hinnehmen.

Bist du dein eigenes Schnarchen losgeworden?

Fast ganz. Mir hat es sehr geholfen, die anatomische Ursache herauszufinden, erst so konnte ich zielgerichtet behandelt werden. Zudem sind mir meine Risikofaktoren nun bewusster. Ich habe das Handy jede Nacht neben mir liegen und kann so genau erkennen, an welchem Tag ich mehr gesägt habe. Nach einer Party oder einem fetten Abendessen geht es rund, war ich sportlich aktiv, wird es weniger. Eine Nacht im Schlaflabor ist immer nur eine Momentaufnahme, aber durch die App erkenne ich klare Muster über einen längeren Zeitraum und kann gegensteuern. So habe ich vergangene Nacht nur während vier Prozent der Schlafenszeit geschnarcht, früher waren das bis zu 60 Prozent der Nachtzeit. Das sind doch ziemlich gute Nachrichten für meine Partnerin.

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