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Karrieretipps für Berufseinsteiger: Diese Fehler solltest du nicht machen

Mirijam Trunk ist Journalistin beim Sender "RTL". Sie hat ein Buch über den Berufseinstieg geschrieben.
Mirijam Trunk ist Journalistin beim Sender "RTL". Sie hat ein Buch über den Berufseinstieg geschrieben. Rtlplus
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Diese Fehler machen Berufseinsteiger – und so lassen sie sich vermeiden

11.04.2023, 07:51
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Wenn man aus der Schule oder Uni in die Arbeitswelt entlassen wird, fehlt oft Wissen zur Karriereplanung: Wie verhalte ich mich an meinem ersten Tag? Welche Rechte habe ich und was muss in meinem Arbeitsvertrag stehen? Wie soll ich mich verhalten und wie nicht?

Mirijam Trunk leitet mit 32 Jahren bereits als Chief Crossmedia Officer die Marken-, Inhalte- und Talent-Entwicklung sowie den Bereich Nachhaltigkeit und Diversity von RTL Deutschland. In ihrem gerade erschienenen Buch "Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte" gibt sie Tipps für den Berufseinstieg und -aufstieg.

Watson sprach mit Mirjam Trunk darüber, was Karrierekiller sind, warum man nicht jeden beruflichen Tipp befolgen sollte.

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Watson: Was sind deine Karriere-Tipps für Berufseinsteiger:innen?

Mirijam Trunk: Wenn wir ins Arbeitsleben starten, beschäftigen wir uns erst einmal ganz viel mit anderen Leuten. Wie sind die drauf, wie funktionieren Firmen und wie funktionieren Berufsbilder? Aber eigentlich sollte man sich erst mal mit sich selbst beschäftigen und fragen: Wer bin ich eigentlich? Worauf habe ich Bock? Was sind meine Stärken? Wenn man weiß, wer man selbst ist, kann man authentisch in die Arbeitswelt starten. Und dann begegnen einem auch die Dinge und Menschen, die einen wirklich erfolgreich sein lassen.

Der Einstieg ins Berufsleben ist für junge Leute generell eine schwierige Phase. Wann sollte man auf die Eltern hören und wann eher nicht?

Es hilft total, sich mit seiner Herkunft auseinanderzusetzen und auch mit den Prägungen, die man mitbekommen hat. Deine Eltern haben dir aber auch gewisse Glaubenssätze mitgegeben, wie die Arbeitswelt funktioniert und nicht alle davon sind falsch – aber eben auch nicht pauschal richtig. Wie eine Automatik-Gangschaltung im Leben: Die ist auf der einen Seite total hilfreich, weil sie Dinge einfacher macht. Aber es hilft, sich zu überlegen: "Ist das wirklich der Gang, den ich gerade einlegen will?" Viele der Prägungen, die wir mitbekommen haben, müssen wir im Laufe des Berufslebens noch mal hinterfragen, also zum Beispiel Rollenbilder, Stereotype oder Verhaltensweisen. Deswegen ist es gut, sich kritisch und konstruktiv damit auseinanderzusetzen, was man von den Eltern mitbekommen hat.

Zu den Karrierekillern, die du im Buch benennst: Was tun bei diesem Karrierekiller: Man will immer gemocht werden?

Man muss Begriffe "reframen" (Anm. d. Red.: engl. für "Einbetten eines Sachverhaltes in ein bestimmtes Bedeutungsumfeld"). Früher hat es mich sehr getroffen, wenn Leute gesagt haben: "Die ist aber schwierig." Bis mir irgendwer gesagt hat: "Wenn du durchs Berufsleben gehst und niemand sagt über dich, du bist schwierig, dann machst du irgendwas falsch." Schwierig ist für mich jetzt kein negatives Wort mehr. Es ist auch kein Kompliment, aber es ist vielleicht auch ein Zeichen von Anerkennung, im Sinne von: "Die steht für sich und ihre Themen ein, die lässt nicht alles durchgehen." Gleichzeitig muss man Grenzen setzen.

"Das Kinder-Thema ist der ultimative Endgegner, wenn es um Frauen und Karriere geht."

Und was tun beim Karrierekiller Kind?

Das ist nicht nur ein Karrierekiller für Frauen, sondern da wird auch die Männerdiskriminierung des aktuellen Systems am sichtbarsten. Es gibt Männer, die sich eine gleichberechtigte Elternbeziehung wünschen und trotzdem als Elternteil zweiter Klasse wahrgenommen werden. Zum Beispiel erzählen junge Väter oft, dass beim Kinderarzt nur die Mutter angesprochen wird. Dieser Mythos Mutter, der suggeriert, dass das Kind zur Mutter gehört und jede Frau eine Mutter sein muss, ist in Deutschland enorm stark. Das kommt unter anderem aus dem Kaiserreich und der Nazizeit. Das Kinder-Thema ist der ultimative Endgegner, wenn es um Frauen und Karriere geht – das zeigen auch alle Daten.

Was also dagegen tun?

Erster Punkt: Augen auf bei der Partnerwahl. Das ist das Allerwichtigste. Man braucht jemanden, der das Thema genauso sieht wie man selbst. Und das andere ist: Du solltest völlig die Ohren verschließen bei allem, was um dich herumgeredet wird. Denn wenn du arbeiten gehst, bist du eine Rabenmutter und wenn du nicht arbeiten gehst, bist du eine Glucke. Du kannst es eigentlich nur falsch machen. Also: einfach nicht zuhören oder "reframen".

Sind auch Schüchternheit oder Introvertiertheit Karrierekiller?

Das Wichtigste ist, authentisch zu bleiben. Nur weil du introvertiert bist oder dich nicht auf die Bühne stellst, heißt das nicht, dass du nicht gesehen wirst. Und wenn du es machen würdest, dann wärst du nicht authentisch und das würde total schräg ankommen. Du musst dir genau überlegen: Was kann ich richtig gut und auf was habe ich keinen Bock? Dann kannst du dir vielleicht auch Leute im Team suchen, die deine Stärken noch stärker werden lassen und deine Schwächen mit übernehmen. Das Wichtigste ist, sich bewusst zu machen: "Nur weil ich nicht so laut bin, heißt das nicht, dass ich nicht selbstbewusst sein kann." Selbstbewusstsein heißt nicht, ein großes Ego zu haben, sondern sich selbst bewusst zu sein – zu wissen, was man kann und was auch nicht. Wenn du in einem Unternehmen bist, wo man nur Karriere machen kann, wenn man laut genug ist, ist es vielleicht das falsche Unternehmen.

"Frauen neigen dazu, sich hierarchisch eher nach unten zu vernetzen, oder auf gleicher Ebene, aber weniger nach oben zu schauen."

Was ist dein persönlich größtes Karriere-Learning?

Dass diese Karriereleiter so nicht existiert. Es geht nicht um eine vertikale Aufwärtsbewegung und auch nicht darum, dass wir auf die nächste Stufe kommen. Es ist eher ein Labyrinth und das Ziel ist sehr individuell. Der eine sagt: "Mein Ziel ist maximaler Machtgewinn" Der andere sagt: "Mein Ziel ist ein möglichst großer Wirkungsraum." Was ich persönlich lernen musste, war das Thema Freude am Konflikt, denn Konflikte sind in diesem Labyrinth unvermeidbar. Ich wollte ganz lange, dass die Leute mich mögen. Und irgendwann merkte ich, das geht nicht, dass alle dich mögen. Und wenn, dann nur, wenn du dich maximal verstellst.

Welche Karrieretipps findest du gut und welche sind reine Zeitverschwendung?

Wenn es authentisch ist, ist Social Media oder LinkedIn gut. Wenn du aber sagst: "Ich bin nicht der Typ dafür", dann mach das nicht, sondern such dir zum Beispiel einen Kreis von Vertrauten, auch das ist ein Netzwerk. Was ich auf keinen Fall machen würde, ist, den pauschalen Rat zu befolgen, mich wie ein Mann zu verhalten, denn das funktioniert nicht. Erstens ist es nicht authentisch und zweitens wissen wir, dass das genau deshalb beim Gegenüber aneckt: Die Rollen-Kongruenz-Theorie belegt, dass beide Seiten Erwartungshaltungen haben, die auch mit Stereotypen zu tun haben. Deshalb funktioniert auch der Ratschlag "Verhandle wie ein Mann" nicht, das irritiert beide Seiten.

Wie sinnvoll sind deiner Meinung nach Frauennetzwerke?

Das, was die Männer irgendwie natürlich machen, nämlich sich zu vernetzen, weiterzuempfehlen und zu unterstützen, das klappt unter Frauen weniger. Männer vernetzen sich strategischer nach oben. Und bei ihnen schließen sich Konflikt und Kooperation nicht aus. Frauen sagen dagegen eher: Entweder wir sind Freundinnen oder nicht, Hanni und Nanni oder die böse Stiefmutter. Aber es geht nicht beides. Und deswegen neigen auch Frauen dazu, sich hierarchisch eher nach unten zu vernetzen, oder auf gleicher Ebene, aber weniger nach oben zu schauen. Das ist noch ein sehr anderes Netzwerkverhalten.

Gibt es noch andere Unterschiede?

Männer empfehlen sich ganz selbstverständlich weiter. Frauen sind da viel vorsichtiger. Dieses Netzwerkverhalten von Männern haben Frauen aus verschiedenen Gründen, auch der Sozialisierung wegen, weniger. Das ist ein großer Nachteil im Berufsleben für Frauen. Frauennetzwerke können Safe Spaces sein, gleichzeitig sind gemischte Netzwerke das Ziel, denn Feminismus richtet sich nicht gegen Männer, er setzt sich für eine gerechtere Gesellschaft ein.

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