
Geld, Geld, Geld!Bild: dpa / Fabian Sommer
Interview
Fonds, Tages- und Festgeldkonten, Aktien: die Finanzwelt ist extrem verwirrend. Viele Fachworte, viele Versprechungen, vor allem im Bezug auf Nachhaltigkeit. Expertin Karin Baur erklärt, worauf Anleger:innen achten müssen.
10.06.2025, 07:1910.06.2025, 07:41
Rüstungsunternehmen werden immer häufiger in nachhaltige Fonds aufgenommen. Das klingt nach einem Widerspruch, ist das doch eine besonders schmutzige Industrie. Die Begründung ist moralischer Natur: mehr Rüstung sorgt für mehr Sicherheit, ist insofern sozial nachhaltig. Eine streitbare Annahme.
Es ist nur logisch, mit Blick aufs Klima eben nicht in solche Fonds zu investieren. Doch wie kann ich überhaupt Geld anlegen und dabei möglichst eine klimafreundliche Unternehmenspolitik fördern? Ist das möglich? Darüber hat watson mit Investment-Expertin Karin Baur gesprochen.
Zur Person:
Karin Baur ist Redakteurin für Geldanlage und Altersvorsorge bei Stiftung Warentest. Für die Zeitschrift Finanztest setzt sie sich intensiv mit Fonds, Tages- und Festgeldkonten auseinander.
watson: Wenn ich mein Geld möglichst nachhaltig anlegen möchte, welche Möglichkeiten habe ich?
Karin Baur: Es ist möglich, alle Geldgeschäfte nachhaltig auszurichten. Da wäre etwa ein nachhaltiges Girokonto, also eines, das von einer Bank mit ökologischen und ethischen Prinzipien geführt wird – wobei es sich hier nicht um eine Geldanlage handelt. Bei diesen Banken lassen sich aber meist auch Tages- und Festgeldkonten einrichten. Und zuletzt wären da noch nachhaltige Fonds, die mittlerweile alle Banken anbieten.
Was genau sind nachhaltige Fonds?
Nachhaltige Fonds kaufen Aktien oder Anleihen, wie herkömmliche Fonds auch. Dabei achten sie jedoch auf bestimmte ethische und ökologische Kriterien. Sie schließen beispielsweise Unternehmen aus der fossilen Energienbranche aus oder meiden Investitionen in Firmen, die Arbeits- und Menschenrechte verletzen. Manche dieser Fonds verfolgen gezielt ökologische und soziale Aspekte und kaufen entsprechende Titel.
Jetzt ist bereits länger angedacht, Rüstungsunternehmen in nachhaltige Fonds aufzunehmen. Wirklich nachhaltig sind die aber nicht. Kann ich als Laie noch nachhaltig Geld anlegen?
Es war schon immer schwierig, einen Fonds zu finden, der zu den eigenen Grundsätzen passt. Nach wie vor gibt es keinen endgültigen gesetzlichen Rahmen dafür, was Nachhaltigkeit ist. Zudem ist es nicht einfach, etwas festzulegen, weil Anlegerinnen und Anleger sehr unterschiedlich sind. Manche finden zum Beispiel Rüstungsunternehmen für sich passend, vielleicht aus einem Sicherheitsgedanken heraus, die meisten nachhaltig orientierten Anleger können sich aber nicht vorstellen, in Waffen zu investieren.
Und wie finde ich heraus, ob ein Fonds zu mir passt?
Um den passenden nachhaltigen Fonds zu finden, können Anleger und Anlegerinnen eine Fonds-Vergleichsplattform zu Rate ziehen, wie wir sie etwa anbieten. Wir sind bei unseren Tests recht streng. Sagt ein Anbieter, dass er etwas ausschließt, erlauben wir nur ganz geringe Umsatztoleranzschwellen.
Was bedeutet das?
Dass ein Unternehmen nur einen kleinen Teil seines Umsatzes mit einer umstrittenen Tätigkeit erwirtschaften darf. Es kann zum Beispiel sein, dass Unternehmen auf dem Weg zu mehr Umweltfreundlichkeit noch ein paar umweltschädliche Altlasten haben. Deswegen gibt es häufig eine kleine Toleranzschwelle. Nachhaltige Fonds haben da auch ihre eigenen Grenzen, manche legen sie aber großzügig aus. Ist das der Fall, werden sie von uns schlechter bewertet.
"Die Verantwortlichen können Druck auf Unternehmen ausüben."
Wie viel Einfluss kann ich als Kleininvestor auf Unternehmen ausüben?
Allein kann ich als Kleinanlegerin nicht allzu viel ausrichten. Aber die Fonds haben Stimmrechte in den Unternehmen und davon machen sie auch Gebrauch. Die Verantwortlichen gehen zu Hauptversammlungen und sprechen dort Missstände an. Im besten Fall können sie auch Druck auf die Unternehmenschefs ausüben, zum Beispiel damit drohen, ihre Anteile zu verkaufen, was wiederum Auswirkungen auf den Aktienwert hätte – und damit dem Unternehmen selbst schaden kann.
Gleichzeitig verabschieden sich große Vermögensverwalter wie Blackrock von Nachhaltigkeitskriterien. Wenn jemand mit so viel Marktmacht diese Entscheidung trifft, kann ich da überhaupt was verändern?
Natürlich gibt es auch andere Wege, sich in Sachen Nachhaltigkeit einzubringen, zum Beispiel bei einer Bürgerbeteiligung an einer Windkraftanlage. Bei unternehmerischen Beteiligungen ist das Risiko aber deutlich höher als bei einem breit gestreuten Fonds. Außerdem ist bei Projekten und Aktien die Handlungsmacht deutlich geringer. Fondsverwalter sammeln im Regelfall mehr Geld. Das macht es für sie leichter, sich Gehör zu verschaffen.
Kann ich sicher sein, dass ein Fonds nicht einfach seine Kriterien zu meinen Ungunsten ändert, also seinen Katalog um Unternehmen erweitert, die ich nicht unterstützen möchte?
Natürlich können Fonds ihre Strategien ändern. Wenn ein Fonds aber wirklich strenge Kriterien hat, dann ist eher unwahrscheinlich, dass es eine Kehrtwende gibt. Wenn die Kriterien besagen, keine Waffen, keine fossile Energie, halten sich die Anbieter in aller Regel daran. Bisher haben wir da noch keinen ernsthaften Richtungswechsel erlebt.
Fonds werfen, so der gelegentliche Vorwurf, auf Dauer nicht unbedingt viel ab. Lohnt sich da überhaupt, zu investieren?
Gerade mit Aktienfonds sind die Renditechancen deutlich höher als mit sicheren Zinsanlagen. Grundsätzlich würden wir daher Fonds empfehlen, unabhängig davon, ob diese Nachhaltigkeitskriterien erfüllen oder konventionell sind. Das Risiko ist gut gestreut, vor allem wenn weltweit Unternehmen eingebunden sind.
Gerade performen konventionelle Fonds besser. Sind nachhaltige Investments dann sogar sinnlos?
Es ist völlig normal, dass es da Schwankungen gibt. Vor ein paar Jahren performten nachhaltige Fonds besser, heute sind es wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine die konventionellen. Das liegt an den guten Renditen der Rüstungsunternehmen. Das muss so aber nicht bleiben. Wenn wir etwa an die Altersvorsorge denken, sind nicht ein, zwei Jahre entscheidend, sondern mehrere Jahrzehnte. In diesen Dimensionen kann sich viel ändern. Wenn sich zum Beispiel nachhaltige Energien durchsetzen, kann sich der Wind auch wieder drehen.
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Du hörst dir das Beziehungsdrama von Menschen an, mit denen du kaum noch Kontakt hast. Du hilfst beim Umzug, obwohl du Rückenschmerzen hast. Und du sagst "Klar, kein Ding!", obwohl du innerlich schreist: "Hell, no!"