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Interview

Peloton-Trainerin Charlotte Weidenbach spricht über ihre Erfahrungen

Eine Ärztin als Trainerin: Charlotte Weidenbach spricht bei watson über ihren Karriereweg.
Eine Ärztin als Trainerin: Charlotte Weidenbach spricht bei watson über ihren Karriereweg.Bild: peloton / Dominic Marley
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Früher Ärztin, heute Peloton-Trainerin: "Wenn ich nerve, war der Schweinehund zu groß"

26.03.2024, 07:15
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Charlotte Weidenbach ist Ärztin – und hat sich nach dem Medizinstudium für einen ungewöhnlichen Karriereweg entschieden: Sie steht nicht als Frau Dr. Weidenbach in einer Klinik, sondern ist Fitnesstrainerin vor der Kamera.

Die 28-Jährige ist nach ihrer Kindheit im Schwabenland und dem Studium in Berlin nach London ausgewandert, um für das Fitness-Unternehmen Peloton Tausende Menschen vor der Cam zu coachen.

Im Interview mit watson spricht Charlotte über ihren Antrieb, ihre Erfahrungen als Influencerin und ihre Ratschläge, um endlich mehr Sport zu machen.

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watson: Du hast den Kittel der Ärztin an den Nagel gehängt, bevor du richtig losgelegt hast als Medizinerin. Wie konnte das denn passieren?

Charlotte Weidenbach: (Lacht.) Ich glaube, für mich war das die beste Entscheidung. Aber ja, ich hatte mal etwas anderes geplant.

Was kam dazwischen?

Ich war mit meinen Ansichten im Studium ziemlich alleine. Die anderen fanden es alle mega spannend zu operieren, Medikamente zu dosieren, Kranken zu helfen. Das ist alles super wichtig. Aber es war nicht das, was mich motiviert hat. Ich habe gemerkt, dass ich lieber an einer anderen Stelle ansetzen würde: Ich wollte Menschen helfen, damit sie nicht erneut ins Krankenhaus müssen, oder, viel lieber noch, gar nicht erst krank werden.

Warum hast du dann überhaupt Medizin studiert?

Weil ich, sorry fürs Klischee, Menschen helfen wollte, nachdem auch mir eine Ärztin toll geholfen hat, als ich mit 16 plötzlich gesundheitliche Probleme hatte. Das hat mich beeindruckt, weil sie mir gezeigt hat, wie lebensverändernd der Job der Ärztin sein kann.

Charlotte ist eine von zwölf deutschsprachigen Peloton-Trainer:innen.
Charlotte ist eine von zwölf deutschsprachigen Peloton-Trainer:innen.bild: peloton

Und heute?

Heute habe ich den gleichen Respekt vor diesem Beruf, würde aber gerne einigen Ärzt:innen Patient:innen wegnehmen. Das klingt ein wenig lustig, ist aber ernst gemeint: Im Krankenhaus ist eh zu viel zu tun. Und es wären ein paar Menschen weniger krank.

Warum versuchst du das mit Peloton?

Ich habe während meines Studiums angefangen, als Trainerin in einem Fitnessstudio zu arbeiten. Und habe gemerkt: Darin gehe ich auf. Dann kam die Anfrage von Peloton im perfekten Moment für mich. Jetzt habe ich das Privileg, durch das Onlinetraining eine riesige Plattform zu haben, wo ich Menschen erreichen kann, wann immer es für sie passt. Und so ticke ich auch. Ich will mein Training flexibel haben.

Viele von uns würden gerne mehr Sport machen, bekommen es aber nicht hin. Hast du einen Tipp?

Das Wichtigste ist in meinen Augen, dass jeder Mensch eine Sportart findet, die passt. Und die Zeit dafür. Denn wir sind alle super darin, Ausreden zu finden. Auch ich.

Erreichst du besonders viele Deutsche oder ist das Publikum international gemischt?

Bei Peloton haben wir das Glück, eine unglaublich vielfältige Gruppe von Mitgliedern aus der ganzen Welt zu erreichen. Natürlich gibt es innerhalb unserer Community eine starke Präsenz von Deutschen, die ich sehr schätze, da es mir ein Stück Heimat gibt. Gleichzeitig ist es eine wunderbare Erfahrung, Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zu erreichen.

Es klingt banal, aber für Deutschland war es wichtig, auch deutschsprachige Trainer:innen zu haben. Die Kultur, auch beim Sport, ist in Großbritannien oder den USA einfach eine andere, nicht nur wegen der Sprache. Und: Man darf die Musik bei Peloton nicht unterschätzen.

Warum?

Mein Kollege Benny liebt Schlager. Ich behaupte jetzt einfach mal: Menschen aus anderen Ländern fahren seine Kurse nicht so regelmäßig, Deutsche aber umso lieber. Ich unterrichte gerne mit German Rock. Revolverheld oder Sportfreunde Stiller zum Beispiel. Aber es kommt auf weitere Dinge an bei der Frage, von wem man sich heute coachen lässt.

Zum Beispiel?

Meine Kurse sind anstrengend und sehr fitnessorientiert. Es gibt Leute, die haben keine Lust, jeden Tag von Charlotte zum Limit getrieben zu werden. Ganz ehrlich: Ich würde mich auch nicht gerne jeden Tag von mir anschreien lassen wollen.

Du versucht also, bewusst zu nerven?

Ich glaube, darum geht es ja. Wir alle haben einen Schweinehund. Und gegen den kämpfe ich für und mit den Leuten an. Wenn ich nerve, war der Schweinehund zu groß.

Und wer bekämpft deinen inneren Schweinehund?

(Lacht.) Beim Sport bin ich in der Luxusposition, dass ich keinen Schweinehund habe. Wenn's um meine Steuererklärung geht – ganz andere Geschichte. Ich weiß schon, wie es ist, auf Dinge keine Lust zu haben.

Wie viel Sport machst du pro Woche?

Ich mache drei- bis viermal die Woche Krafttraining und drei- bis viermal die Woche Ausdauertraining. Aber: Ich bin nicht der Maßstab für den Durchschnittsmenschen, was gesundes Basistraining angeht!

Andersrum gefragt: Wie viel Sport würdest du durchschnittlichen watson-Leser:innen empfehlen? Sagen wir mal: Mitte 20 bis Anfang 30.

Eure Zielgruppe bei watson ist tatsächlich meine Lieblingszielgruppe, weil viele Menschen erst mit 40 Jahren anfangen zu trainieren, wenn sie sehen, wie ihre Eltern älter werden und sich denken: "Ich will, dass es mir später mal besser geht. Und sollte jetzt wohl mal anfangen."

Wer mit 40 anfängt, macht es immer noch besser, als nie was für sich zu tun, aber: Mit Mitte 20 wird man sehr schnell noch sehr viel besser. Da ist Training einfacher. Das zahlt sich aus.

Mein Tipp ist: Man sollte sich unbedingt nur kleine, dafür aber realistische Ziele setzen. Niemand muss anfangen zu laufen und sich vornehmen, in einem Jahr einen Marathon zu laufen. Auch wenn unsere Generation so tickt.

Was meinst du?

Wir jungen Menschen neigen dazu, den Gedanken zu haben: "Wenn ich es mache, muss ich es gleich richtig und perfekt machen." Ich würde empfehlen, zum Start lieber drei von sieben Tagen zu trainieren. Und dann nur 20 Minuten am Tag. Wenn ich merke, dass es schnell viel besser wird, kann ich mich immer noch steigern. Meine Empfehlung ist: Sucht euch zu Beginn Kleinigkeiten. Und wenn ihr nur mit dem Fahrrad zur Arbeit fahrt.

Charlotte ist auf Instagram Fitness-Influencerin.
Charlotte ist auf Instagram Fitness-Influencerin.bild: peloton

Du bist in deiner Bubble nicht nur Trainerin, sondern auch Influencerin. Dir folgen 16.000 Menschen auf Instagram. Wie viele medizinische Fragen erreichen dich?

Ich bin Ärztin. Aber ich darf und will, allein schon aus rechtlichen Gründen, keine medizinischen Ratschläge via Insta geben. Dafür sind die behandelnden Ärzt:innen da.

Und deine Follower:innen wollen nicht mehr wissen?

Ich kenne das, dass die Leute schnell viel wissen wollen. Wenn man sagt, man ist Ärztin, ziehen sich die meisten sofort aus und wollen einem irgendein Problem zeigen. (Lacht.) Aber: Ich stelle keine Diagnosen, ich behandle nicht. Ich bin für die Prävention da.

Erlebst du auf Social Media auch Negatives? Junge Frau, sportlicher Körper, Trainerin – wie viele dumme Kommentare musst du lesen?

Da habe ich riesiges Glück: gar keine. Wer keinen Bock auf mich hat, wer keinen Sport machen will, folgt mir nicht. Ich glaube, ich ziehe nur Menschen an, die erkennen, dass ich authentisch mein Ding mache und sonst nicht viel preisgebe. Ich hoffe sehr, dass das so bleibt, denn ich wurde auch gewarnt vor dem, was da auf mich zukommen könnte.

Wohin soll dich dieser Weg führen?

Gerade merke ich mehr und mehr, dass Anfragen kommen, die außerhalb des Unterrichtens mehr Öffentlichkeit schaffen. Ich werde immer Kurse geben wollen, das ist für mich das A und O. Aber: In Podcasts zu Gast zu sein, vielleicht mal im Fernsehen, Social Media wachsen zu lassen, dieses Interview hier zu geben: Das fühlt sich gut an.

Du bist nach London ausgewandert. Was vermisst du als Deutsche in England am meisten?

Ich liebe London wirklich, aber ich bin Schwäbin. Ich brauche Brezeln. Das war ein Problem. Mittlerweile habe ich einen Markt gefunden, auf dem ein deutscher Bäcker deutsche Brezeln verkauft. Und wenn ich ehrlich bin: Die sind sogar besser als das, was mir in Berlin angedreht wurde. (Lacht.)

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