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Mein schlimmstes Date

Dating und Liebe: Date an Heiligabend endet in der Weihnachtshölle

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Ein Date an Weihnachten? Kann eine gute Idee sein. Oder wirklich nach hinten losgehen.Bild: gettyimages / Mkovalevskaya / istockphoto
Mein schlimmstes Date

Ich ging an Heiligabend zu ihr und landete in der Weihnachtshölle

23.12.2023, 09:12
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Robert war 24 Jahre alt, als er Katja (22) datete. Sie lebten in Hamburg. Und es war Weihnachten.

Wir trafen uns zum vierten Date auf dem Weihnachtsmarkt am Hamburger Rathaus. Wir ließen es langsam angehen, zumindest dachte ich das. Nach Café, Abendessen und Brunch bei den ersten drei Treffen wollte ich mit Katja einfach zwei, drei Tassen Glühwein trinken.

Ich freute mich, sie vor dem Jahreswechsel noch einmal zu treffen. Der vierte Advent stand vor der Tür – und an den Feiertagen hat man ja meist andere Pläne.

Für mich galt das in diesem Jahr nicht. Zum ersten Mal konnte ich nicht zu meinen Eltern in die Heimat fahren, weil ich über Weihnachten arbeiten musste. Meine Mama war traurig, mir war es eher egal. Wenigstens konnte ich mir den Familienwahnsinn ersparen.

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Auf den Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt folgte ein etwas anderes Date.Bild: imago images / christian grube

Als ich mir mit Glühweinnachschub meinen Weg zu Katja gebahnt hatte, fragte sie mich nach meinen Feiertagsplänen. "Weihnachten fällt dieses Jahr aus", antwortete ich. Und hatte die Rechnung ohne mein Date gemacht. Sie schaute mich mit ihren großen, braunen Augen an, machte diesen Schmollmund, den ich leider noch immer nicht geküsst hatte, und fragte: "Warum kommst du an Heiligabend nicht einfach zu mir?"

Ich war überrumpelt, weil ich damit nicht gerechnet hatte. Ich wusste, dass Katja seit drei Jahren kein Wort mit ihren Eltern gesprochen hatte, wollte daher nicht unhöflich nachfragen, ob sie selbst keine anderen Pläne habe. Und nickte. "Wow, das ist nett. Klar, ich komme gerne."

Ich hatte ja keine Ahnung, dass mich die Weihnachtshölle erwarten würde.

Date an Weihnachten, 1. Akt: die Wohnung

Katja war eine dieser Frauen, die immer ein wenig unangepasst wirkte. Sie war im Herzen noch eine rebellische Teenagerin. Tat, was sie wollte – und machte auf mich immer den Eindruck, als würde sie von keinen gesellschaftlichen Traditionen oder Rollenbildern etwas halten.

Das dachte ich, bis ich ihre Wohnung betrat.

Sie führte mich einmal kurz herum und ich traute meinen Augen nicht: Im Wohnzimmer stand ein kleiner Weihnachtsbaum, im Schlafzimmer ein Weihnachtskerzenhalter, im Bad ein Mini-Nikolaus. Und die ganze Bude roch nach Lebkuchen, weil sie eine dieser Duftölschleudern angezündet hatte.

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Kurz gesagt: Meine Mutter, mein Onkel und meine Schwester dekorieren zusammen weniger als Katja. Das ist auch nichts Schlimmes. Ich war nur überfordert. Ich hatte mich auf ein fünftes Date mit Pizza, einen Film und ein entspanntes Zusammensein eingestellt. Und nicht auf ein echtes Weihnachtsfest.

Date an Weihnachten, 2. Akt: die Musik

Ich hatte eine Flasche Wein mitgebracht, wir setzten uns, Katja machte Musik an. Von Entspannung keine Spur. Sie hatte eine Playlist gefunden, die vor Kitsch, Romantik und Weihnachtsgefühlen nur so sprühte.

Schon wieder wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Vielleicht war ich einfach naiv. Mir machte "We waited all through the year for the day to appear" eher Angst als gute Laune.

Gleichzeitig wusste ich: Aus der Nummer komme ich nicht mehr raus, ohne mich wie ein Arschloch zu verhalten.

Weihnachtsbäume gehören für viele Menschen zum Fest dazu. Auch für Katja.
Weihnachtsbäume gehören für viele Menschen zum Fest dazu. Auch für Katja.Bild: unsplash / Felicia Buitenwerf

Date an Weihnachten, 3. Akt: die Geschenke

Richtig unangenehm wurde es allerdings erst nach dem Essen.

Ihr glaubt jetzt bestimmt, ich sei ein unsensibler Idiot, aber nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass wir uns gegenseitig etwas zu Weihnachten schenken. Wir kannten uns noch nicht richtig, wir wollten gemeinsam nicht allein sein und ich hatte diese Nummer einfach unterschätzt.

Katja stand plötzlich vor mir. Mit zwei Geschenken in der Hand. "Frohe Weihnachten, Robert", säuselte sie mir entgegen. Und ich wollte vor Scham im Erdboden versinken.

Katja ließ sich die Enttäuschung nicht anmerken. "Ich wollte dir einfach eine Freude machen", sagte sie mir, als ich stammelnd nach einer Entschuldigung suchte.

Date an Weihnachten, 4. Akt: die Unterwäsche

Ich würde gerne sagen, dass es anschließend fast ein normales Date war, aber das wäre gelogen. Mir war heiß, mir war kalt, ich fühlte mich unwohl. Wäre ich doch einfach nur zu Hause bei meiner Xbox geblieben. Katja wusste, dass ich am nächsten Morgen zur Frühschicht antanzen musste. Ich hoffte, dass ihr klar war, dass ich mich gleich verabschieden würde.

Bei unseren ersten Dates war Katja offen, aber zurückhaltend. Erster bis zweiter Gang. Mit der Musik und den Geschenken hatte sie relativ schnell auf der Wir-verhalten-uns-wie-ein-Paar-haben-uns-aber-noch-nicht-einmal-geküsst-Skala das Tempo erhöht. Dann verschwand sie kurz im Bad. Und schaltete den Turbo ein.

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Du glaubst, das sei ein furchtbar schlechtes Symbolfoto? Du hättest Katja sehen sollen!Bild: getty images / Deagreez / istockphoto

Sie betrat das Wohnzimmer und hatte nicht mehr viel an: Weihnachtsmütze, Weihnachts-BH, Weihnachtshöschen. Knallrot mit weißer Verzierung. Ich sah nur noch Haut, Brüste und ihre Beine, sie setzte sich auf meinen Schoß und sagte zum zweiten Mal an diesem Abend: "Frohe Weihnachten, Robert."

Date an Weihnachten, 5. Akt: die Verabschiedung

Falls du denkst, mein schlimmstes Date endete mit einem Happy End, hast du dich getäuscht. Die Absurdität des Abends wurde mir erst bewusst, als ich zwei Stunden später als geplant Katjas Wohnungstür zuzog und in den Hamburger Nieselregen trat.

Denn als ich Katja zum Abschied noch einmal küssen wollte, entzog sie sich meiner Umarmung, schaute mich eindringlich an und sagte: "Wenn wir in ein paar Jahren Kinder haben, werden wir uns an Heiligabend anschauen und uns erinnern, wie wir zusammengekommen sind."

Katja und ich sind nie ein Paar geworden. Wir tickten nicht nur bei der Vorstellung von Weihnachtsdates unterschiedlich.

Ich denke dennoch in jeder Adventszeit an sie. Und freue mich mittlerweile sogar, wenn ich mit meiner Freundin über die Feiertage zu meinen Eltern fahre. Da fällt dann zwar immer der Sex aus, weil meine Lebensgefährtin Panik hat, dass wir gehört werden. Aber wenigstens komme ich mir nicht den ganzen Heiligabend über so vor, als wäre ich im falschen Film.

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