Griechenland-Urlaub: Bei Touristen beliebte Bahnen kämpfen mit großen Problemen
Zahnradbahn durch enge Schluchten? Nostalgie-Fahrt mit Dampflok? Schmalspur-Romantik auf historischen Gleisen? Griechenland könnte das perfekte Bahn-Mekka für Touris und Eisenbahn-Nerds sein – wenn das System nicht komplett im Chaos versinken würde.
Inzwischen geht auf vielen Strecken fast gar nichts mehr und wenn doch, dann nur mit massiven Einschränkungen. Es fehlt an Zügen, Wartung, Sicherheit. Und am meisten an politischem Willen.
Zahnradbahn Diakopto–Kalavryta: Nur noch bei Tageslicht
Die berühmte Zahnradbahn auf der Halbinsel Peloponnes ist nicht nur ein Touristenmagnet, sondern auch für die Region wichtig. Doch nach mehreren Vorfällen greift jetzt die Feuerwehr ein: Ab sofort dürfen die Züge nur noch bei Tageslicht fahren – aus Angst, es könnte zu Evakuierungen im unwegsamen Gelände bei Dunkelheit kommen.
Damit reduziert sich der ohnehin schon knappe Fahrplan auf zwei Zugpaare pro Tag. Mehr geht nicht, denn die Bahn ist überlastet, Ersatzteile fehlen, die Fahrzeuge (knapp 20 Jahre alt) sind in die Jahre gekommen.
Die Schuld daran schieben sich OSE (verantwortlich für die Infrastruktur) und HellenicTrain (der Betreiber) gegenseitig in die Schuhe. OSE sagt: HellenicTrain wartet nicht. HellenicTrain kontert: OSE kümmert sich nicht um die Strecke. Investiert wird von keiner Seite, berichtet das Branchenblatt "Lok Report".
Die lokalen Bürgermeister haben inzwischen den Verkehrsminister eingeschaltet – doch passiert ist bisher: nichts.
Auch auf der Strecke Katakolo – Olympia im Westen der Peleponnes, wo Kreuzfahrtgäste vom Hafen zur antiken Stätte gebracht wurden, herrscht Stillstand. Ein neuer Betreiber – Levante Trains – will angeblich übernehmen. Ob das Verbesserung bringt, ist fraglich.
Griechenland lässt Zugverkehr verkommen: Regionen empört
Noch absurder: Die Meterspurstrecke Korinth – Nafplio – Kalamata soll teilweise in einen Fahrradweg umgewandelt werden. Darauf wird mit Empörung reagiert. Denn viele fordern stattdessen, die Strecke für den Tourismus oder Nahverkehr wiederzubeleben, ähnlich wie die Schmalspurbahnen in der Schweiz, Serbien oder Bulgarien. Aber auch hier fehlt der politische Wille.
Die historische Pileonbahn in Thessalien fährt aktuell indes nur einmal am Wochenende und auch das nur an Feiertagen. Die Gemeinden sagen klar: Für den Tourismus braucht es mindestens zwei Zugpaare täglich in der Saison. Doch niemand reagiert.
Dampfzüge im Nordosten: Schöne Idee, schlechte Strecke
Auf der Strecke zwischen Drama und Xanthi wurden früher sogar Dampfzüge für Tourist:innen eingesetzt. Doch der technische Zustand ist mittlerweile so schlecht, dass bestenfalls ab und zu ein Güterzug hindurch rumpelt.
Fassen wir zusammen: Griechenland hat ein Dutzend Bahnstrecken mit riesigem Potenzial – sowohl für den lokalen Tourismus als auch für den internationalen Bahn-Romantik-Tourismus. Aber OSE, HellenicTrain und die Regierung scheinen kollektiv desinteressiert.
Statt Ideen, Investitionen und nachhaltigem Betrieb gibt es Schuldzuweisungen, Stillstand und leere Züge.
Dabei zeigen Länder wie die Schweiz, dass man mit Schmalspur und Nostalgie ganz großes Bahn-Kino machen kann. In Griechenland hingegen wird das Kulturerbe auf Schienen gerade still und leise zu Grabe getragen.